4- Neugierig

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"So klein bin ich auch wieder nicht", schmolle ich. Um seine Größe zu verdeutlichen stellt Damon sich dicht vor mich und sieht zu mir herunter. Laut hörbar schlucke ich.  "Wir sollten...anfangen die Lasagne vorzubereiten", murmle ich und halte demonstrativ eine Zwiebel hoch. "Die Lasagne", murmelt Damon und nickt. Abwesend schneide ich die Zwiebel und bemerke gar nicht, dass mir bereits Tränen über die Wangen laufen. "Weinst du?", entsetzt und etwas verunsichert sieht Damon mich an. "Das ist der Grund weshalb ich Zwiebeln schneiden hasse", monoton sehe ich zu Damon, was ihm ein leises Lachen entlockt. Ich seufze leise und widme mich wieder der Zwiebel.

"Geschafft", erleichtert lege ich das Messer weg. "Ich glaub ich geh mich mal grad abschminken oder besser gesagt ich wische die Reste meiner verlaufenen Mascara ab", schmunzelnd gehe ich ins Bad. Dort angekommen nehme ich ein Abschminktuch von Grace, meine sind natürlich wieder mal leer, und reinige meine Augen von den Mascara-Resten. Fertig abgeschminkt gehe ich zurück zu Damon, welcher bereits die Zwiebeln und das Hackfleisch anbrät. Hastig bereite ich die Tomatensoße für die Lasagne vor und mache mich daran die Lasagnenudeln zu suchen, was eine Aufgabe für sich ist. Unsere Küche ist klein, hat jedoch einige Schubladen. Zwar bin ich total der Ordnungsmensch, die Nudeln finde ich jedoch vorerst nicht. Nach langer Suche finde ich sie endlich in einem Schrank, in den ich bereits mindestens zwei mal reingeschaut habe.

Gemeinsam machen wir die Lasagne fertig und setzten uns auf die Couch, solange sie im Ofen ist. "Und was sagt dein Freund dazu, dass einfach ein fremder Kerl in deiner Wohnung ist?". Aufmerksam beobachtet Damon jede meiner Reaktionen. "Wie kommst du darauf das ich einen Freund habe?". "Du bist klug, hübsch und aufgeschlossen. Warum also nicht?", macht er mir Komplimente. Damons direkte Art bringt mich leicht aus der Fassung. "Danke", verlegen sehe ich ihn an, "Vermutlich sind Beziehungen einfach nicht mein Ding". Schulterzuckend sehe ich zu Boden. Innerlich bete ich das er nicht weiter nachfragt und nicht weiter in meiner tiefsten Wunde bohrt.

Ich hebe meinen Kopf wieder und unsere Blicke treffen sich. Damon scheint zu verstehen, dass er besser nicht weiter nachfragen sollte. "Und warum hast du keine Freundin?", das du betone ich besonders. "Es kam noch nicht die richtige. Ich bevorzuge es zu warten, statt Reihenweise Frauen die Herzen zu brechen". Seine ehrliche Antwort gefällt mir. "Und was steht morgen so bei dir an?". "Du bist ganz schön neugierig", belustigt sehe ich Damon an. "Allerdings", lacht er. Ich stimme für einen Augenblick mit ein. "Du bist ungeschminkt wunderschön. Ist dir das überhaupt bewusst?". Ich spüre wie meine Wangen erröten. "Du machst mich ganz verlegen", murmle ich leise und lege eine Hand an meine Wange.

Der Alarm des Ofens beendet unser Gespräch, wofür ich sehr dankbar bin. Mit Topflappen hole ich die Lasagne aus dem Ofen, während Damon auf meine Anweisung hin den Tisch deckt. Vorsicht, stets bedacht mir nicht die Finger zu verbrennen, stelle ich die Lasagne auf den Tisch. "Was möchtest du trinken?", frage ich Damon, während ich mir ein Glas Wasser einschenke. "Wasser wäre super". Wieder steht Damon bedrohlich nahe hinter mir. Leichtes Unbehagen macht in sich in mir breit. Hastig hole ich ein zweites Glas aus dem Schrank und schenke auch ihm Wasser ein. Mit beiden in den Händen setzte ich mich an den Tisch und gebe ihm seins. "Darf ich dir was auftun?", zuvorkommend sieht Damon zu mir. "Ich kann mir selber nehmen", meine Antwort klingt bissiger als beabsichtigt. Nachdenklich ruht Damons Blick auf mir, als ich mir etwas von der Lasagne nehme. Wortlos halte ich ihm den Löffel hin. Als er ihn nimmt streifen sich unsere Hände kurz. Ob das beabsichtigt von ihm war? "Guten Appetit", murmle ich gezwungen und wir beginnen zu essen.

"Du bist eine wirklich talentierte Köchin", lobt Damon mich nachdem wir fertig sind mit dem Essen. "Danke", kurz lächle ich einmal. Als ich das Geschirr zur Spüle bringen will, rutscht mir ein Glas aus der Hand und zerspringt auf dem Boden. "Ach Scheiße", fluche ich laut. Ohne groß nachzudenken fasse ich in die Scherben, um sie einzusammeln. "Nicht..", ruft Damon. Doch es ist zu spät. Ungeschickt wie ich bin, schneide ich mich natürlich an einer der Scherben. Blut tropft aus dem Schnitt, welcher scheinbar relativ tief ist. Leise zische ich vor Schmerz auf. Schnell kniet Damon sich neben mich und will die Wunde begutachten. "Es ist nichts", genervt stehe ich auf und ignoriere den pulsierenden Schmerz in meiner Hand. "Emma, lass mich dir helfen", fast schon flehend sieht Damon mich an. Ein Hauch von Panik ist in seiner Stimme zu hören.

Seufzend gebe ich nach und halte ihm meine Hand hin. Ich habe gelernt nur mir selbst zu vertrauen, weshalb es mir selbst in solchen banalen Situation schwer fällt die Kontrolle abzugeben. Sanft legt er seine Hände an meine Taille. Verwirrt beobachte ich jede seiner Bewegungen und ehe ich mich versehe, hebt er mich hoch und setzt mich auf unsere Theke. Behutsam nimmt er meine Hand und sieht sie sich an. "Es scheint kein Glas mehr drin zu stecken", murmelt er nachdenklich. "Habt ihr Desinfektionsmittel?", fragend sieht er mir in die Augen. "Im Bad. Große Kommode, erste Schublade". Kurz geht Damon ins Bad und kommt keine Sekunde später mit dem Desinfektionsmittel zurück. "Am besten wir spülen die Wunde erst mit etwas Wasser ab", informiert er mich über seine Pläne. Nickend springe ich von der Theke und gehe zum Wasserhahn. Das Wasser läuft über meine Hand, bis ich beschließe das es genug war. Ohne ein Wort zu sagen halte ich Damon meine Hand hin. Ohne eine Warnung sprüht er das Desinfektionsmittel auf die Wunde. Das Brennen lässt mich zischen vor Schmerz. "Hört gleich auf zu Brennen", versucht Damon mich aufzumuntern, was kläglich scheitert. "Pflaster?". "Sind in der gleichen Schublade wie das Desinfektionsmittel".

Wieder verschwindet Damon kurz ins Bad und kommt mit dem Pflaster wieder zurück. Behutsam und mit Vorsicht klebt er es auf die immer noch blutende Wunde. "Danke", murmle ich, bevor ich die restlichen Scherben wegräume. Diesmal aber ohne sie dabei anzufassen. In der Zwischenzeit räumt Damon schonmal die Spülmaschine ein.

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