Die Uni vergeht schnell und ausnahmsweise mal ohne irgendwelche Zwischenfälle. Schneller als gedacht betrete ich das kleine Café und der vertraute Geruch von Kaffee und Kuchen umhüllt mich. Lächelnd atme ich einmal tief ein und bahne mir dann meinen Weg in den kleinen Mitarbeiterraum. Meine Tasche und meine Jacke verstauen ich wie so oft in meinem Spind. Wie immer binde ich mir meine Schürze um und schnappe mir hastig Block und Stift. Dann gehe ich in den vorderen Teil des Cafés.
"Emma", meine Chefin Monika begrüßt mich lächelnd. Unweigerlich lächle ich auch. Monika hatte etwas an sich, das mich jedes mal zum lächeln brachte. Sie ist eine ältere, etwas fülligere Dame. Ihr Gesicht hatte ich selten ohne ihr lächeln gesehen und es zeichneten sich Grübchen in ihrem Gesicht ab. Ihr Haare hatte sie auch heute, wie gewöhnlich, mit einer großen Haarklammer hochgesteckt und um ihren Hals trug sie ihre Perlenkette. Ja, Monika war wirklich etwas besonderes. "Monika", erwidere ich lächelnd. Kurz zieht sie mich in eine Umarmung. Mit der Zeit ist Monika so etwas wie eine Mutter für mich geworden. "Du siehst besorgt aus Kind", sie nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände und mustert mich eindringlich. "Das bin ich auch, aber mach dir keinen Kopf. Es ist nicht der Rede wert". Sie nickt und verabschiedet sich dann auch wieder so schnell wie sie aufgetaucht. Auch das war definitiv eine ihrer Eigenschaften. Abgesehen von Monika kenne ich niemanden der so schnell auftauchen und wieder verschwinden konnte. Schmunzelnd sehe ich ihr hinterher.
Einige Zeit später betritt ein Mann das Café. Schwankend bahnt er sich seinen Weg zum Tresen. Als er ankommt, zieht sofort ein Gemisch aus dem Geruch von Alkohol, Zigarettenrauch und Schweiß zu mir rüber. Angestrengt versuche ich mein Gesicht nicht vor Ekel zu verziehen. "Kann ich Ihnen helfen?". "Allerdings Schätzchen", mit einem widerlichen, anzüglichen Grinsen lässt er seine Augen über meinen Körper wandern. Unbehaglich verschränke ich meine Arme vor der Brust und sein Blick wandert zurück zu meinem Gesicht. "Erstmal hätte ich gerne einen Whiskey". Er lehnt sich über die Theke. "Wir schenken hier keinen Alkohol aus", wimmle ich ihn reserviert ab. "Dann könnten wir auch gerne in einem Raum dahinten verschwinden", erregt leckt er sich über die Lippen und legt eine Hand an meine Hüfte. "Was fällt ihnen ein?". Der Ekel ist deutlich auf meinem Gesicht abzulesen. "Ach komm schon". Er versucht mich nach hinten in einen der Räume zu schieben. "Ich will nicht!". Er hört nicht auf, gibt nicht nach.
"Ich glaube die Dame hat gerade gesagt sie will nicht", erklingt eine laute, dominante Stimme. Der Mann wird am Kragen gepackt und von mir weggezogen. "Colin?", überrascht sehe ich in das Gesicht meines Retters. Colin sieht mich für einen Moment an, ehe der er den Mann aus dem Café bringt.
Als er zurück kommt mustert er mich besorgt. Besorgt? "Hat er dir irgendwas angetan?". Ich schüttele nur Stumm den Kopf. Dann widme ich mich den Tassen, die ich konzentriert in die Spülmaschine ein räume. Was zur Hölle ist hier gerade eigentlich passiert? Colin steht immer noch da und mustert mich. "Was?", ich hebe meinen Blick und sehe ihn abwartend an. "Ich... es tut mir leid Emma", stottert er. "Dir tut es also leid?", ich range stark mit mir selbst. Am liebsten würde ich ihn gerade anschreien und ihn schlagen. Ja, schlagen! Aber das geht nicht. "Ja wirklich". "Jetzt pass mal auf mein lieber. Mir tut es leid, dass ich so bescheuert war dir hinterher zu heulen. Du bist einfach nur widerlich und ich werde dir niemals verzeihen", meine Stimme klingt gepresst. "Und jetzt verschwinde", füge ich etwas lauter hinzu.
Ohne ein weiteres Wort verlässt er das Café. Ob er es nun endlich verstanden hat?
Nach meiner Schicht verlasse auch ich das Café und fahre mit der Straßenbahn nach Hause. Ich hab irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden. Jetzt bekomme ich schon Halluzinationen wegen Colin! Ich seufze leise und setze mich auf einen freien Platz. Mit einem unguten Gefühl sehe ich mich um, kann jedoch niemanden entdecken.
Als ich endlich zuhause ankomme, schließe ich erleichtert unsere Wohnung auf. "Grace?". Es kommt keine Antwort. "Ist sie noch nicht zuhause?", murmle ich leise. Kurzerhand rufe ich Grace an, doch es geht nur die Mailbox ran. Sorge keimt in mir auf und die Panik nistet sich in mir ein. Was wenn ihr etwas passiert ist?
Kopfschüttelnd vertreibe ich diese Gedanken, doch ein kleines Fünkchen Angst bleibt in mir. Ich sehe auf mein Handy, die Nachrichtenleute blinkt die ganze Zeit. Wahrscheinlich ist es Damon und um ehrlich zu sein, habe ich Angst seine Nachrichten zu lesen.Als Grace eine Stunde später immer noch nicht da ist, mache ich mir ernsthafte Sorgen. Ohne großartig nachzudenken rufe ich den einzigen Menschen an, bei dem ich gerade melden kann.
"Emma?", seine Stimme klingt verwundert. Mir entfährt nur ein kleiner Schluchzer. "Ich komme zu dir okay?". Ich nicke. Keine Sekunden später wird mir bewusst, dass er das nicken nicht sehen kann. "Ja". "Ich bin in zehn Minuten da. Ich lege jetzt auf ok?". "Nicht auflegen", meine Stimme klingt panisch. "Pscht ganz ruhig. Wenn du magst bleib ich dran bis ich da bin". "Danke".
Wie versprochen steht er zehn Minuten später vor meiner Tür, welche ich erleichtert öffne. "Grace ist nicht da und ich kann sie nicht erreichen". Erste heiße Tränen laufen mir über die Wangen. "Ganz ruhig Emma. Sie kommt bestimmt gleich wieder". Mit verschleiertem Blick sehe ich hoch zu ihm. "Meinst du?". Ich erkenne seine Gesichtszüge nur schemenhaft. "Ja". Er kommt rein und schließt die Tür, dann nimmt er meine Hand behutsam und setzt mich auf einen Küchenstuhl. Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in den Händen.
Als plötzlich eine Tasse Tee vor mir steht, hebe ich meinen Blick wieder. "Danke Damon". Er sieht mich an und es zeichnet sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ab. "Nicht dafür".
Schweigend sitzen wir da und warten auf Grace. Sie muss doch wieder kommen! Ihr darf nichts passiert sein! Keine Sekunde später hört man, wie sich der Schlüssel im Schloss umdreht und sich die Wohnungstür öffnet. Ich springe auf und renne zur Tür. Erleichtert falle ich Grace um den Hals. "Wow Emma, was für eine Begrüßung", schmunzelnd legt sie ihre Arme um mich. Dann bemerkt sie meine Tränen. "Was ist los?", verwundert sieht sie mich an. "Du bist nicht gekommen und ich hab mir solche Sorgen gemacht und du bist nicht an dein Handy gegangen", rattere ich hastig runter. "Ganz ruhig. Ich musste Überstunden machen und mein Akku war leer". Beruhigend streicht sie mir über den Rücken und ich komme wieder etwas zur Ruhe.
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Love Again
RomanceStell dir vor du hast einerseits ein großes Bedürfnis nach Nähe, kannst sie aber andererseits nicht zulassen? Einerseits willst du Leuten vertrauen und sie in dein Leben lassen, andererseits kannst du es aber einfach nicht - So geht es der jungen St...