Plötzlich fällt mir Damon wieder ein, der ja immernoch in der Küche sitzt. Ich löse mich von Grace und gehe wieder zu Damon. "Danke, dass du da warst". "Ich bin gerne für dich da", überzeugend sieht er mich an und ich könnte ihm fast glauben, wäre da nicht die Tatsache, das ich ihn mit einem anderen Mädchen gesehen habe. "Du glaubst mir nicht", stellt Damon fest und runzelt seine Stirn. Als Antwort schüttele ich wortlos den Kopf.
Grace räuspert sich hinter uns. Gleichzeitig drehen wir uns um und ich werfe Grace einen warnenden Blick zu. Ich ahne schon, dass sie irgendwas sagen möchte. Jedoch heißt das bei Grace meistens nichts gutes. "Ich glaube du solltest jetzt gehen Damon". Ich richte meinen Blick wieder auf ihn. Besagter nickt, wenn auch nicht gerade erfreut und geht zur Tür. Ich begleite ihn. "Emma lass uns morgen in Ruhe reden", beinahe flehend sieht er mich an. "Nein. Das heute..war... . Ich weiß nicht was das heute war, aber es war einmalig Damon. Ich kann und will das alles nicht mehr", wieder bin ich den Tränen nahe. "Dräng mich nicht einfach aus deinem Leben". Verzweifelt fährt er sich durch seine Haare. "Ich kann nicht anders", flüstere ich heiser. Dann schiebe ich Damon aus der Wohnung und schließe die Tür.
Wie konnte ein Abschied schon nach so kurzer Zeit so schmerzhaft sein? Früher fand ich die Leute immer albern, die schon nach einigen Wochen des Kennens so taten, als würde die Welt zusammen brechen, wenn es dann plötzlich vorbei ist. Und jetzt? Jetzt verstehe ich diese Leute. Auf eine völlig absurde Art und Weise mochte ich Damon, aber es war definitiv besser jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Denn auch er ist genau wie alle anderen.Ich sage Grace noch gute Nacht und gehe dann ins Bett.
Am nächsten Morgen fühle ich mich mal wieder wie gerädert. Ich gebe dem Wunsch liegen zu bleiben nicht nach und stehe auf. Wie immer gehe ich Duschen, schminke mich und ziehe mich an. Mein Leben ist so monoton. Ich sehne mich nach Veränderung und danach wirklich zu leben. Manchmal habe ich das Gefühl, wir verschwenden unsere Zeit. Wir machen nicht was wir wollen, sondern was von uns erwartet wird.
Als ich bei der Universität ankomme, schlendere ich zufällig an den unzähligen Pinnwäden vorbei. Überall hängen tonnen von Zetteln und als wollte das Schicksal mir etwas sagen, fällt mir ein Zettel vor die Füße. Neugierig hebe ich ihn auf. Meine Augen verschlingen die Zeilen förmlich. Die Uni-Band sucht noch jemanden, der Klavier spielt, einen Pianisten. Ich bin sofort angetan von der Idee. Das wäre doch wirklich eine Abwechslung.
In die Vorstellung in dieser Band zu spielen versunken, gehe ich zu meiner Vorlesung. Heute höre ich tatsächlich mal aufmerksam zu und mache mir viele Notizen. Wenn ich die anstehenden Prüfungen bestehen möchte, sollte ich wirklich besser aufpassen. Nach der Vorlesung mache ich mich hastig auf den Weg nach Hause. Der Gedanke von der Band begleitet mich. Irgendwas daran reizt mich.
Als ich zuhause ankomme ist Grace auch da. "Hey", mit einem lächeln auf den Lippen begrüße ich sie. "Hey Em", auch sie lächelt leicht, sieht jedoch sehr erschöpft aus. "Was ist los Grace?". Besorgt sehe ich sie an. Ich war so mit mir beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkt habe, das es Grace nicht gut geht. "Das Studium ist gerade so anstrengend und ehrlich gesagt, weiß ich nicht ob es das richtige für mich ist", sie seufzt laut. "Da ist noch etwas", stelle ich fest und mustere sie. Grace nickt stumm und fährt sich mit einer Hand durch ihre Haare. Das tut sie immer wenn sie aufgewühlt ist. Sie sieht müde aus, unfassbar müde. In mir meldet sich das schlechte Gewissen. Tief in mir und ich kann es nicht ignorieren. Ich fühle mich schuldig und furchtbar egoistisch. Was bin ich nur für eine schlechte Freundin? "Es läuft nicht gut zwischen Lukas und mir". Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Lukas? Ich hatte noch nicht mal mitbekommen, dass sie einen Freund hat.
"Wie es läuft nicht gut?", sanft sehe ich sie an und ignoriere vorerst das Schuldgefühl in mir. "Wir streiten uns ständig und ich hab einfach Angst ihn zu verlieren". "Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?". Sie nickt. Und ich habe es noch nicht mal mitbekommen. "Ich denke, du solltest mit ihm darüber reden und ihm sagen, dass du Angst hast und dir Sorgen machst. Reden ist sehr wichtig". Ist es nicht paradox? Ich kann keine Beziehung führen, weil ich zu verkorkst bin, aber ich gebe Grace Tipps für ihre Beziehung. Wieder nickt sie und sieht zumindest etwas hoffnungsvoller aus. "Wenn Lukas nicht ganz doof ist und so schätze ich ihn instinktiv nicht ein, dann weiß er was er an dir hat und dann kriegt ihr das schon hin. Du bist toll Grace und jeder, der das nicht erkennt ist doof". Lächelnd nickt sie und schlingt ihre Arme um mich. "Du bist auch toll Em. Ich hab dich lieb". "Ich dich auch Gracie".
Das Schuldgefühl in meiner Stimme ist nicht zu überhören. "Was ist los Emma?". Grace löst sich von mir und sieht mich ernst an. "Es tut mir alles so leid. Ich war so mit mir und meinen Problemen beschäftigt, dass ich nicht bemerkt habe, wie es dir geht. Ich bin so egoistisch". "Sag sowas nicht, Em. Du bist eine tolle Freundin und du bist jetzt für mich da und das ist was zählt". Ich nicke und lächle leicht.
Wir reden noch eine Weile und Grace schwärmt von Lukas. Er muss wirklich toll sein und ich würde ihn wirklich gerne kennelernen. "Und wann lerne ich Lukas kennen?". Strahlend sieht Grace mich an. Ich weiß, dass ihr das viel bedeutet. "Wir könnten am Wochenende gemeinsam etwas unternehmen, wenn du möchtest. Du könntest Damon doch auch einladen". Ich seufze. Bis auf den Teil mit Damon klingt es nach einer wirklich guten Idee. "Damon werde ich nicht einladen", schnaube ich leise. "Ach Em", seufzt Grace. Ich weiß genau, was sie denkt. Jedoch weiß ich genau, was ich darüber denke. Er hat eine andere und ich bin eh verkorkst und mag Damon nicht auf diese Art und Weise, also brauche ich ihn auch nicht mehr einladen. Zu gar nichts mehr.
DU LIEST GERADE
Love Again
RomanceStell dir vor du hast einerseits ein großes Bedürfnis nach Nähe, kannst sie aber andererseits nicht zulassen? Einerseits willst du Leuten vertrauen und sie in dein Leben lassen, andererseits kannst du es aber einfach nicht - So geht es der jungen St...