Gegen späten Nachmittag klingelt es an der Tür. Wer will denn jetzt was? "Ich geh schon", ruft Grace laut. Ich sitze gerade auf dem Sofa und schreibe weiter an meinem Klavierstück. "Oh, hey Damon", höre ich Grace Stimme von der Tür. "Hey. Ist Emma da?". "Ja, ich hole sie sofort. Am Wochenende sind wir mit Freunden unterwegs. Du kannst gerne auch mitkommen. Sei einfach am Samstag um achtzehn Uhr hier". Grace! Ich schnaube leise. Wie konnte sie das bloß tun?! Am liebsten würde ich sie gerade töten.
"Emma?". Seufzend stehe ich auf und gehe ebenfalls zur Tür. Ich werfe Grace einen Todesblick zu, ehe sie wieder in die Küche geht. Dann drehe ich mich zu Damon. "Hallo Emma", erleichtert sieht er mich an. "Hey", gebe ich stumpf zurück. Einen Moment sieht er mich schweigend an. "Was machst du hier?". Aufmerksam sehe ich ihn an. Ich darf nicht nachgeben, egal was er jetzt sagt. "Ich wollte mit dir reden. Was hab ich falsch gemacht? Rede doch mit mir". Er ist verzweifelt. Das würde sogar ein Blinder spüren. "Nein Damon, geh bitte. Ich kann das nicht". Auch ich klinge verzweifelt.
Ohne weitere Worte schiebe ich Damon aus der Tür und schließe diese hinter ihm. Ich kann das nicht. Ich werde es nie können. Colin hat mich zerstört und Damon muss das verstehen. Einen Moment verharre ich vor der Tür. Auch wenn ich es so oft leugne, tut es mir weh, Damon wegzuschicken. Er steht noch vor der Tür. Das weiß ich. Doch es geht nicht anders.
Am Samstag wache ich früh auf. Ob er heute auch kommt, obwohl ich ihm gesagt habe, ich kann das nicht? Leise seufze ich und werfe einen Blick auf meinen Wecker, der gerade erst sieben Uhr anzeigt. Warum zur Hölle bin ich schon wach? Ein zweiter Seufzer entfährt mir. Durch meine Gardinen kommt gedämpftes Licht, was Ende November ganz normal, aber definitiv ein Nachtteil dieser Jahreszeit ist. Ich drehe mich nochmal um und versuche krampfhaft wieder einzuschlafen, was mir aber misslingt. Nach einer halben Stunde gebe ich es auf, verlasse mein Bett und ziehe mir warme Socken und eine Strickjacke an. Trotzdem fröstele ich immernoch ein wenig und gehe erstmal in die Küche und koche mir einen Kaffee. Der Geruch von frischem Kaffee erfült die Küche und automatisch hebt sich meine Laune etwas. Wie so oft rettet Kaffee mir meinen Morgen.
Mit einer Schale Cornflakes setze ich mich vor den Fernseher und knippse ein wenig durch die Kanäle. Als ich jedoch nichts interessantes finde, gebe ich es auf und schalte den Fernseher aus. Hastig räume ich mein Geschirr in die Spülmaschine ein und gehe dann ins Bad. Dort lasse ich mir nach Ewigkeiten mal wieder ein heißes Bad ein. Während sich die Wanne mit Wasser füllt, gebe ich auch noch mein Lieblingsbadesalz dazu. Das Wasser färbt sich langsam zu einem schönen, kräftigem Orange und Orangen- Vanille Duft macht sich im Badezimmer breit.
Ich ziehe meinen Schlafanzug aus und lege mich in das warme Wasser. Sofort umhüllt mich die angenehme Wärme und ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Genießerisch schließe ich die Augen. Nach gefühlten Stunden sind meine Hände sowas von aufgeweicht, dass ich beschließe die Wanne wieder zu verlassen. In Handtücher gewickelt gehe ich in mein Zimmer und ziehe mich an.
Gedankenverloren setze ich mich an mein Klavier und klimpere etwas herum. Plötzlich fällt mir meine Melodie wieder ein und ich hole mir mein bereits angefanges Notenpapier und ergänz weitere Noten. Langsam nimmt das Stück wirklich Gestalt an.
Stunden später betritt Grace mein Zimmer und fragt, ob wir zusammen Mittagessen kochen wollen. Verwundert sehe ich auf die Uhr und stelle fest, dass es bereits früher Nachmittag ist. Die Zeit scheint, wie so oft, gegen mich zu arbeiten. Gemeinsam kochen Grace und ich eine Chinesische Nudelpfanne und essen anschließend gemeinsam. Dabei sehen wir uns eine Folge unserer Lieblingsserie an.
Ein Blick auf die Uhr verrät, dass wir uns langsam fertig machen sollten. Ich gehe in mein Zimmer und versuche ein passendes Outfit zu finden. Und wie so häufig bin ich absolut ratlos. Kurzweilig überlege ich einfach eine Jogginghose anzuziehen und mich in meinem Bett zu verstecken, doch das ist keine besonders gute Idee. Schlussendlich entscheide ich mich für meine Lieblingsjeans, ein schlichtes weißes Shirt, einen Cardigan und meine Ankle boots. Zufrieden sehe ich an mir runter. Ich habe noch nie zu der Kategorie Frau gehört, die sich in Highheels und Kleid zwängen, nur um Typen oder irgendwem anders zu imponieren. Bisher habe ich immer angezogen, worin ich mich wohlfühle und das war immer die richtige Entscheidung. Um meinen Look zu vervollständigen, schminke ich mich noch etwas und kämme mir meine Haare, die mir einfach glatt über die Schultern fallen.
Pünktlich um sechs Uhr klingelt es an der Tür und so langsam spüre ich die Nervosität. Sie breitet sich in mir aus. Sofort springe ich auf und gehe aus meinem Zimmer. An der Tür steht ein Mann, etwa in unserem Alter, seine Haare trägt er kurz und er hat markante Gesichtszüge. Auf seine Lippen schleicht sich ein Lächeln, als er Grace sieht und die beiden küssen sich zur Begrüßung. Das ist also Lukas. Auch ich lächle automatisch als ich die beiden sehe. Sie sind einfach niedlich und es freut mich Grace so glücklich zu sehen.
Nachdem die beiden sich wieder voneinander lösen bemerken sie mich. "Hey ich bin Lukas", lächlend reicht er mir die Hand, die ich ebenfalls lächelnd annehme. "Hallo. Ich bin Emma". "Ich hab schon viel von dir gehört". "Ich hoffe nur gutes", gebe ich schmunzelnd zurück.
Ein Räuspern an der Tür lässt uns zusammen zucken. "Damon du bist es nur", erleichtert entspanne ich mich etwas. Er ist wirklich gekommen. Ich bin etwas erstaunt und weiß nicht so richtig, was ich fühlen oder denken soll. "Hey Damon", begrüßt Grace ihn lächelnd. "Damon das ist Lukas. Er ist der Freund von Grace", stelle ich ihm Lukas vor und deute in seine Richtung. "Gut, da wir uns jetzt alle kennen, können wir ja los gehen", begeistert klatscht Grace in die Hände und sieht uns strahlend an. Leicht schmunzelnd beobachte ich sie und bestätige mit einem Nicken ihren Vorschlag.
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Love Again
RomanceStell dir vor du hast einerseits ein großes Bedürfnis nach Nähe, kannst sie aber andererseits nicht zulassen? Einerseits willst du Leuten vertrauen und sie in dein Leben lassen, andererseits kannst du es aber einfach nicht - So geht es der jungen St...