6- Albtraum

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Panisch atmend schrecke ich hoch. Ein Traum, es war nur ein Traum. Flutartig durchfährt mich diese Erkenntnis. "Nur ein Traum", murmle ich benommen. Ich setze mich auf und schalte meine  Nachttischlampe an. Drei Uhr Nachts. Was zur Hölle war das? So etwas wird nie passieren. Immer noch rast mein Puls und ich bin schweißgebadet. "Nur ein Traum", sage ich nun etwas lauter, um mich davon zu überzeugen. Mit zitternden Schritten gehe ich ins Bad, bedacht möglichst ruhig zu sein.

Dort angekommen drehe ich den Wasserhahn auf und spritze mir das kalte Wasser ins Gesicht. Meine Gedanken scheinen wieder etwas klarer zu werden. Doch kann ich Damons Blick aus dem Traum nicht vergessen. Mit einem kleinen Handtuch trockne ich mir mein Gesicht wieder ab und gehe in die Küche. Dort hole ich mir ein Glas Wasser und gehe zurück in mein Zimmer. Etwas ruhiger trinke ich ein paar Schlücke und lege mich wieder ins Bett. Gefühlte Stunden wälze ich mich hin und her, ehe ich in einen leichten Schlaf falle.

Wie jeden Morgen reißt mich der Wecker aus dem Schlaf, mit dem Unterschied, dass ich mich heute wie mehrmals überfahren fühle. Stöhnend setze ich mich auf und streiche mir vereinzelte Strähnen aus dem Gesicht. Das Licht blendet meine Augen, weshalb ich diese verkrampft zukneife. Kann es noch schlimmer werden? Mutig wage ich einen zweiten Versuch und öffne erneut vorsichtig blinzelnd die Augen. Immerhin klappt das jetzt. Irgendwann gebe ich den Kampf gegen die Müdigkeit auf und bewege mich endlich aus dem Bett. Ich wünschte ich könnte endlich mal wieder ausschlafen. Seufzend mache ich auf den Weg ins Bad.

Wie jeden Morgen gehe ich schnell duschen, putze die Zähne, kämme die Haare und ziehe mich an. Als ich anfangen möchte mich etwas zu schminken sehe ich das erste Mal an diesem Morgen richtig in die Spiegel. Oh Gott! Gerade kommt auch Grace ins Bad. "Was ist denn mit dir passiert? Du siehst schrecklich aus". Grace war schon immer sehr direkt. "Danke", murre ich leise und versuche mit etwas Concealer meine Augenringe zu verstecken, was mir mehr oder weniger gelingt. Vermutlich eher als letzteres. Ich trage noch etwas Wimperntusche auf und beschließe, dass dies genug ist für heute. Abschließend föhne ich mir noch die Haare und gehe dann in die Küche.

Dort mache ich mir erstmal einen Kaffee und setze mich mit mein Handy an die Theke. Nachdem ich es entsperre, öffne ich Whatsapp. Ich gehe auf den Chat mit Damon, der mir eine Nachricht geschrieben hat. 'Guten Morgen, Emma. Soll ich dich eventuell mit zur Uni nehmen?'. Im Normalfall hätte ich abgelehnt, doch nach dieser Nacht sieht die Welt anders aus. 'Morgen. Ja, das wäre echt super'. 'Dann bin ich in 15 Minuten bei dir'. Lustlos gehe ich mein Zimmer und krame meine Sachen für den heutigen Tag zusammen. Das ich direkt nach der Uni zur Arbeit muss, erhöht meine Laune nicht besonders. Glücklicherweise ist heute Freitag, was wenigstens eine kleine Motivation ist.

Da meine Haare mich stören, binde ich sie schnell zu einem Zopf zusammen. Keine Sekunde später klingelt es an der Haustür. Als ich sie öffne, steht Damon grinsend davor. "Hey", lächelnd mustert er mich. "Hey", ein leises gähnen entfährt mir. "Willst du rein kommen? Ich hätte auch Kaffee im Angebot", mit schiefen Grinsen sehe ich zu Damon. "Klingt verlockend", sagt er und betritt unsere Wohnung. Da er noch weiß wo die Küche ist, geht er direkt in diese. Schweigend gehe ich ihm hinterher. Ich kann mir ein erneutes Gähnen nicht verkneifen. "Hast du schlecht geschlafen? Du siehst wirklich fertig aus", Damon dreht sich um und mustert mich besorgt. "Schlecht beschreibt es nicht annähernd", murmle ich missmutig und stelle einen Kaffee für Damon an. "Woran lag es?", interessiert ruht sein Blick immer noch auf mir. Ich hab davon geträumt das du und Grace rumgemacht haben, dabei hast du mich provokant angeguckt. Danach konnte ich Stundenlang nicht schlafen, sonst war nichts. Das konnte ich ihm ja wohl kaum sagen. Kaum merklich schüttele ich meinen Kopf. "Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen", stöhne ich genervt, woraufhin Damon mich mitfühlend ansieht.

"Du trinkst deinen Kaffee schwarz oder?", fragend sehe ich kurz zu ihm. Mit einem Nicken bestätigt er meine Frage. Ich stelle seinen Kaffee vor ihn und setze mich neben ihn. "Dankeschön Emma". Aus seinem Mund hört sich mein Name so besonders an. "Bitteschön Damon", kurz sehe ich ihn an und nehme dann einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse. Auch er trinkt etwas von seinem Kaffee. Unauffällig beobachte ich jede seiner Bewegungen. Irgendetwas an ihm scheint mich magisch anzuziehen und das macht mir Angst. Solche Angst, dass ich schon Nachts von ihm träume und stundenlang nicht schlafen kann. Ich muss ihn von mir fern halten beschließe ich innerlich. Ich darf ihm nicht vertrauen. Es geht nicht. Ein leiser Seufzer entfährt mir. "Du wirkst so nachdenklich heute", stellt Damon fest. "Gut festgestellt", gebe ich leicht bissig zu.

Ohne zu antworten beobachtet Damon mich. Ich spüre es auch wenn ich ihn nicht anschaue. "Was guckst du so?", mein Frage klingt grob. Grober als beabsichtigt. Zumindest ein Teil von mir wollte nicht grob sein. Ein anderer wollte es unbedingt. "Darf ich dich nicht angucken ?", fragt er zurück und grinst leicht, meinen gemeinen Unterton ignoriert er. Ich antworte nicht, da ich nicht weiß, was ich noch sagen soll. Stattdessen trinke ich hastig meinen Kaffee aus. "Wir sollten losfahren", weise ich Damon an, während ich meine Tasche nehme. "In Ordnung", etwas überrumpelt nickt er und trinkt seinen Kaffee in einem Zug aus. Ich ziehe meine Schuhe an und schnappe mir meine Jacke.

Kurz drehe ich mich zu Damon um und gehe dann los. Draußen weht wieder ein eisiger Wind heute. Automatisch zittere ich leicht, da ich meine Jacke noch nicht angezogen habe, was zugegebenermaßen ziemlich dumm war. "Du frierst", stellt Damon fest als er neben mir steht und das Auto öffnet. "Ich komm schon klar", murmle ich und steige auf der Beifahrerseite ein. Schweigend fahren wir zu Uni und ich entspanne mich für einen kleinen Moment.

An der Universität angekommen, parkt Damon den Wagen und wir verabschieden uns. In meiner Vorlesung bin ich mal wieder völlig abwesend. Ich sitze nur und träume vor mich hin. Immer wieder habe ich das gleiche Bild vor Augen, werde es einfach nicht los. Dieser provokante Ausdruck in seinen Augen."Es war nur ein Traum", murmle ich leise. Der Typ, der neben mir sitzt, guckt mich an als wäre ich geistesgestört, weil ich mit mir selbst gesprochen habe. Peinlich berührt sehe ich weg und schaffe es mich zumindest etwas mehr auf die Vorlesung zu konzentrieren.

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