"Am nächsten Tag haben wir zusammen Lasagne gemacht und während diese im Ofen war, haben wir uns etwas unterhalten. Du hast den Typischen Was-sagt-dein-Freund-dazu-dass-ich-hier-bin-Spruch gebracht", erzähle ich lachend.
"Ernsthaft?", auch Damon muss lachen.
"Und du hattest von Anfang an ein gutes Gespür dafür, wann du besser nicht nach fragst. Und obwohl ich an dem Abend teilweise abweisend war, hat dich das überhaupt nicht verunsichert oder von irgendwas abgebracht. Du hast es durchaus drauf mich mit kleinen Gesten komplett aus der Bahn zu werfen. An dem Abend hast du mir lediglich eine Haarsträhne hinters Ohr gestrichen".
"Ist alles in Ordnung?", besorgt streicht Damon mir eine Träne von der Wange. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen.
"Den Umständen entsprechend würde ich sagen, aber hier mit dir zu sitzen und dir von uns zu erzählen gibt mir wieder neue Hoffnung".
"Ich hoffe einfach, dich nicht zu enttäuschen", erwidert er bedrückt. Ich nicke den Tränen immer noch nahe und versuche mich wieder zu fangen.
"Du kamst an dem Abend nochmal wieder, weil du deine Jacke vergessen hattest".
"Was für ein guter Vorwand", lobt Damon sich selbst und ich schaffe es tatsächlich wieder zu lachen. Er mustert mich einen Moment.
"Was ist?", frage ich verlegen.
"Ich kann verstehen, warum du mich von Anfang an fasziniert hast", gesteht er. Und ich erröte wie so oft in Damons Nähe.
"Haben wir uns geküsst an dem Abend?", fragt er nun neugierig und ich spüre wie mein Gesicht feuerrot wird.
"Ein Kuss auf die Wange", hauche ich bei dieser Erinnerung und fasse mir automatisch an die Stelle. Plötzlich sehe ich auf die Uhr und stelle fest, dass es schon ziemlich spät ist.
"Du musst gehen nicht wahr?", fragt Damon.
"Ja ich muss unbedingt noch mit Grace reden". Damon runzelt nachdenklich die Stirn. "Sie ist meine beste Freundin und Mitbewohnerin".
"Du wohnst in einer WG?".
"Überrascht dich das?".
"Nein, ich wusste es nur noch nicht".
"Du kannst dich nur nicht erinnern", murmle ich leise und verabschiede mich dann von Damon.
Ich fahre mit der Straßenbahn zurück nach Hause. Während ich meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe lehne, versuche ich das Gespräch eben und die damit verbundenen Gefühle zu verarbeiten. In mir wirbelt alles durcheinander. Erinnerungen, Gefühle, Fetzen von dem Gespräch heute.
Ich laufe die Stufen zu unserer Wohnung hoch und Grace wartet schon auf mich. Wortlos fallen wir uns in die Arme und unser Streit ist sofort vergessen. Wir kuscheln uns auf das Sofa und ich erzähle Grace von dem Besuch im Krankenhaus. Und dann weine ich und weine und weine. Als wäre der Damm plötzlich gebrochen. Es tut weh, dass er sich an nichts, an absolut gar nichts erinnert. Es tut so sehr weh, dass es mir den Atem raubt. Wie soll ich das bloß aushalten?
Als Grace und ich am nächsten Morgen aufwachen, liegen wir beide noch auf dem Sofa und haben verschlafen. Grace springt sofort hektisch auf.
"Ich geh heute nicht zur Uni. Heute habe ich sowieso keine wichtigen Kurse".
"Willst du zu ihm fahren?".
"Ich glaub schon".
"Tue was immer du für richtig hälst, in Ordnung?". Ich nicke nur und verbeiße mir die Tränen. Nach dem Anfänglichen Hochgefühl, komme ich langsam wieder in der Realtität an. Er erinnert sich nicht.
Ich mache mich fertig und fahre dann ins Krankenhaus. Als ich dort ankomme, schläft Damon noch. Somit setze ich mich einfach an sein Bett und mustere ihn beim schlafen. Irgendwann werde ich selber müde und dämmere langsam weg.
Als ich wieder aufwache, weiß ich zuerst überhaupt nicht wo ich bin. Blinzelnd sehe ich mich um.
"Wie lange habe ich geschlafen?", murmle ich gähnend.
"Ungefähr zwei Stunden", informiert Damon mich schmunzelnd.
"Oh", erwidere ich und lache leicht.
"Warum warst du schon so früh hier? Musst du nicht zur Uni?".
"Ich hab verschlafen", gestehe ich und muss an gestern Abend denken.
"Scheint dir ja regelmäßig mal zu passieren", erwidert er lachend.
"Scheinbar". "Also am nächsten Morgen hast du mich mit zur Uni genommen. Dadurch, dass ich arbeiten musste, habe ich dir erst am nächsten Tag geschrieben. Du warst ziemlich besorgt".
Und dann erzähle ich Damon von unserem Date bei ihm. Wie wir uns stundenlang unterhalten haben, spazieren waren und zusammen gekocht haben. Wie er mich zu dem Ball seiner Eltern eingeladen hat. Wie müde ich abends war und das wir die Nacht über nebeneinander in einem Bett geschlafen haben und auch wie ich früh am nächsten Morgen geflüchtet bin. Ich erzähle ihm davon, dass er sauer auf mich war und von meiner Entschuldigung.
"Wir haben beschlossen es langsamer angehen zu lassen und da hab ich seit langem wieder wirklich verstanden gefühlt", eröffne ich ihm.
Ich erzähle Damon einfach alles. Von dem Ball, wie ich ihn abgewiesen habe, von der Begegnung mit Colin und wie ich danach alle abgewiesen habe.
"Okay jetzt kommt ein wirklich dummer Teil unserer Geschichte".
"Dumm?", fragend runzelt Damon die Stirn.
"Ich war mit Grace in der Stadt unterwegs. Wir haben dich gesehen mit einem anderen Mädchen. Und statt zu fragen, wer das ist, habe ich eins und eins zusammengezählt. Ich dachte, dass sie deine Freundin ist. Und da wollte ich dich wirklich aus meinem Leben streichen. Doch eines Abends kam Grace nicht nach Hause und ging nicht an ihr Handy. Ich bekam Panik und rief dich an. Du bist am Telefon geblieben, bis du bei mir warst und es hast es irgendwie geschafft mich zu beruhigen".
"Wer war das Mädchen?".
"Nicht so voreilig. Also am Wochenende waren wir mit Grace und ihrem Freund Lukas essen. Grace hat dich eingeladen. Ich hätte das nie getan, aber Grace hat immer das Gute in dir gesehen. Jedenfalls kamst du auch. Und im Restaurante, kam dann dieses Mädchen".
"Und?", fragt Damon neugierig.
"Und es war deine Schwester. Lucie".
Damon sieht mich einen Moment an und bricht dann in schallendes Gelächter aus und ich stimme mit ein. Irgendwann beruhigen wir uns beide wieder.
"Erzähl mir von unserem ersten Kuss", bittet Damon mich.
"Unser erster Kuss. Das erste Mal wäre es fast bei uns in der Wohnung passiert. Es war an dem Abend nachdem ich wusste, dass Lucie nur deine Schwester ist. Wir saßen auf dem Sofa und kamen uns näher, aber Grace und Lukas kamen rein".
"Na super", sagt Damon und lacht leicht.
"Unser erster Kuss war auf der Eisbahn. Ich bin gestürzt und du hast dich mit mir auf eine Bank gesetzt. Wir haben uns etwas unterhalten. An dem Tag war es so einfach zwischen uns. Und ich habe dir gesagt, dass ich wünschte, das es immer so wäre. Du hast mich angesehen und bist mir näher gekommen. Du hast eine Hand an meine Wange gelegt und dann haben wir uns geküsst. Und es war.. ich bin heute noch sprachlos", gestehe ich.
Damon sieht mich überrascht an. Sein Blick ist irgendwie sanfter als sonst. Er beißt sich auf die Lippe. "Darf ich?", fragt er leise und sieht zwischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her. Ich nicke kaum merklich. Wie beim ersten Mal nimmt Damon mein Gesicht behutsam in seine Hände. Er sieht mir noch einmal tief in die Augen, ehe er seine Lippen auf meine legt. Ich seufze leise in den Kuss. Damon öffnet seinen Mund etwas um meiner Zunge Einlass zu gewähren. Wenig später lösen wir uns schweratmend voneinander.
Ich sehe Damon an und mir wird schmerzlich bewusst, dass das hier für ihn nicht dieselbe Bedeutung hat wie für mich.
"Ich muss gehen", presse ich hervor und renne aus dem Krankenhaus.
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Love Again
RomanceStell dir vor du hast einerseits ein großes Bedürfnis nach Nähe, kannst sie aber andererseits nicht zulassen? Einerseits willst du Leuten vertrauen und sie in dein Leben lassen, andererseits kannst du es aber einfach nicht - So geht es der jungen St...