01 - Neubeginn

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|•| (Y/N) = (Your/Name) |•|

Nervös stehst du vor dem Klassenzimmer deiner neuen Schule und starrst die hölzerne Tür vor dir an. Seit fünf Minuten trödelst du schon auf dem menschenleeren Korridor herum, um deinen Auftritt so lange wie möglich hinauszuschieben. Deine Finger fühlen sich eiskalt an, kalt und schwitzig. Der dunkelgrüne Lack hat Kratzer. Wie Spinnweben bedecken ihre feinen hellen Linien die Oberfläche, als würden sie darauf warten, dass du in ihre Falle tappst. Dich in ihren klebrigen Netzen verfängst und nie wieder hier rauskommst.

Du seufzt. Dein Stiefvater konnte dich noch nie leiden, aber ein Internat?! Scheinbar hast du sein fieses Naturell unterschätzt.

Beklommen holst du Luft und öffnest die Tür.

•-•-•

„Hallo", sagst du mit gezwungener Freundlichkeit, „Ich wurde heute in diese Klasse eingeteilt."
In der einsetzenden Stille richten sich dreißig Augenpaare auf dich. Am liebsten würdest du gleich wieder gehen. "Dann bist du die neue Schülerin", sagt der Mann mit den akkurat zurückgekämmten Haaren an der Tafel. Es ist mehr eine Feststellung denn eine Frage. Seine Miene verrät, wie wenig er von deinem Zuspätkommen hält, während er ein dünnes Buch mit festem Einband aufschlägt und eine Liste darin überfliegt. „(Y/N), richtig?" Du nickst. „Wir haben uns schon gefragt, wo du steckst. Komm rein und stell dich vor."

Zögernd kommst du seiner Aufforderung nach. „Hi, ich bin (Y/N)." Du zuckst unschlüssig mit den Schultern, schließlich hätten sich das alle hier schon denken können. Hier und da ertönt ein verhaltenes Kichern. Der Lehrer scheint den Witz nicht zu verstehen; Mit einem humorlosen „Setz dich" entlässt er dich.

Im zügigen Tempo navigierst du dich durch das Wirrwar aus Taschen und Bänken bis zum einzigen freien Zweiertisch ganz hinten in der Ecke. Deine neuen Klassenkameraden  verfolgen jede deiner Bewegungen, während du dich hinsetzt, teils neugierig, teils abschätzig. Einige lächeln dir aufmunternd zu. Peinlich berührt grinst du zurück und ballst probeweise deine tauben Hände zu Fäusten. Ungemütlicher kann es nicht werden.

„Hey! Hier vorn' spielt die Musik", bellt euer Lehrer und reißt die aufdringlichen Gaffer herum, sodass du aufatmen kannst. Ein leises Rascheln vor dir erregt deine Aufmerksamkeit; Unter dem beginnenden Vortrag des übellaunigen Herren hat sich ein Junge mit wuscheligen braunen Haaren zu dir umgedreht. „Hi, ich bin Nick", flüstert er und streckt seine Hand aus. „Willkommen auf unserer Schule."
Zögernd schlägst du ein. Seine braunen Augen funkeln kameradschaftlich, der Händedruck ist angenehm warm an deinen klammen Fingern. „Danke", flüsterst du zurück.

In diesem Moment schwingt die Tür zum Klassenzimmer auf und gibt die Sicht auf eine einzelne, hoch gewachsene Person frei. Sofort geht ein Raunen durch die Tischreihen. Neugierig spähst du hinüber.
Tiefschwarze Haare fallen der schlanken Gestalt in wirren Strähnen in ein schmales Gesicht. Seine Haut sieht aus, als hätte sie noch nie in ihrem Leben Sonne gesehen, so blass ist sie. Wie eine Statue aus Porzellan steht der Junge regungslos am Türrahmen und blickt in den Raum hinein.  Hellgraue, stechende Augen schweifen über jedes einzelne Gesicht, bis sie, bei dir angelangt, verharren.

Scheu blinzelst du zurück. Langsam, der Rest des Gesichts so starr wie eine Maske, öffnet er seinen Mund und spricht, ohne euren Blickkontakt zu unterbrechen. „Entschuldigen Sie die Verspätung." Obwohl er dabei ruhig bleibt, ist seine kühle Stimme über den ganzen Raum hinweg klar zu verstehen. „Ich wurde aufgehalten." Er redet mit dem Lehrer. Aber er starrt dich dabei an. Bist du die Einzige, der das auffällt?

Du siehst Nick hilfesuchend an, doch dieser zwinkert dir nur unbekümmert zu und dreht sich wieder um. Unschlüssig richtest du deinen Blick wieder auf den Neuankömmling und erschrickst; Etwas Düsteres ist in sein ebenmäßiges Gesicht getreten, etwas Mörderisches, was vorhin ganz bestimmt noch nicht da gewesen ist. Das Blut gefriert dir in den Adern.

Unwillkürlich ziehst du deinen Kopf ein, aber du kannst spüren, dass er dich weiterhin anstarrt. Verwirrt senkst du deinen Blick. So böse hat man dich noch nie angeguckt. Das ist dir neu. Es gefällt dir nicht. Erneut hallt seine Stimme durch den Raum, sodass du zusammenzuckst, unheilvoller diesmal, dunkler.

„Ich hoffe, ich habe nichts Wichtiges verpasst."

|=| So, das erste Kapitel wäre geschafft. Und natürlich hat eine unheimliche Person darin ihren Auftritt. 😏 Dies ist meine erste Mystery/Thriller-Geschichte. Meckert mich doch ein wenig an, damit ich meinen Schreibstil verbessern kann! 🤧

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