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In dieser Nacht hast du einen Traum.
Der Himmel ist grau. Du befindest dich auf den verlassenen Straßen einer fremden Stadt. Verschwommene Bilder von matten Fensterscheiben und leer stehenden Autos ziehen an dir vorüber, während du mit aller Kraft über den grauen Asphalt rennst. Sich umzusehen ist gar nicht notwendig, um zu ahnen, dass hier keine Menschenseele mehr existiert. Die ganze Welt ist gestorben. Mit Ausnahme von dir. Oder?
Bestürzt stellst du fest, dass du gar nicht atmest. Du kannst gar nicht; Dein Herz liegt wie ein Klumpen in deiner Brust und rührt sich nicht. Ungeachtet dessen eilst du weiter, deine Beine bleiern und doch unermüdlich. Du weißt nicht, wovor du wegrennst - Aber sobald du stehen bleibst, wird etwas Schreckliches passieren.
Ein plötzliches Beben erschüttert den Erdboden.
Von einer dunklen Vorahnung erfasst, siehst du auf und fällst vor Schreck beinahe hin. Strauchelnd fängst du dich wieder und wirbelst fieberhaft um dich blickend herum.
Die Stadt beginnt, auseinanderzufallen. Beton, Stahl und Glas, alles löst sich vor deinen panisch geweiteten Augen zu schwarz verkohlten Ascheflöckchen auf. Anstatt jedoch zu Boden zu sinken, schwebt die pudrige Masse langsam gen Himmel. Als würde die Welt Kopf stehen.Die bizarre Szene verstört dich so sehr, dass du nicht bemerkst, wie du stehen geblieben bist, bis leises Knacken und Krachen die gespenstische Stille unterbricht. Verwirrt siehst du dich um, kannst aber nichts Verdächtiges entdecken.
Erst als der Boden unter deinen Füßen verschwindet und die Schwerkraft an deinem Magen zerrt, bemerkst du deinen Fehler.•—•—•
„(Y/N)."
Dein Körper springt aus seiner Haut. Ruckartig reißt du deinen Kopf herum und begegnest dem Blick eines äußerst skeptisch dreinschauenden Englischlehrers, welcher dich von seinem Platz am Pult aus mustert. Unterricht, fällt es dir siedend heiß wieder ein. Letzte Stunde vor der Mittagspause. „J-ja?", stammelst du schuldbewusst. Hier und da hörst du ein leises Kichern.
„Die nächste Aufgabe", wiederholt der gedrungene Mann in seinem leicht schottischen Akzent, bevor er wieder auf seine Notizen hinab sieht, „Bitte lies deine Ergebnisse vor."
Hitze schießt in deine Wangen. Verdammt! Bei all dem Wirbel um die rätselhaften Begebenheiten hast du natürlich keinen einzigen Gedanken an deine Hausaufgaben verschwendet. Irgendwie hast du es im Laufe des Vormittags zwar geschafft, übergangen zu werden, doch an diesem Punkt scheint das Glück dich zu verlassen.
Zunehmend frustrierter starrst auf dein aufgeschlagenes Heft. Leer. Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, als-Raschelnd gleitet ein Blatt in dein Sichtfeld. Dein Blick zuckt zur Seite, aber dein eigensinniger Banknachbar hat seine Lider schon wieder geschlossen, als würde ihn das Alles nichts angehen.
Ärger brodelt in dir auf. Seinen üblen Scherz von gestern hast du ihm lange nicht verziehen. „Was soll das?!", zischst du verhalten und willst den Zettel zurückschieben, doch seine plötzlich auftauchende Hand auf deiner stoppt deinen Versuch. Graue Augen bohren sich in deine. „Lies", murmelt er mit Nachdruck, bevor er wieder loslässt.
„(Y/N)?" Misstrauisch blickt euer Lehrer auf. „Worauf wartest du?!"
Zweifelnd musterst du Cions ordentliche Handschrift. Vorlesen oder lieber gestehen?! Die bleierne Müdigkeit in deinen Gliedern bewegt dich letztendlich dazu, nachzugeben. Ach, was soll's. Lustlos liest du die Lösung zur nächsten Aufgabe vor. „Sehr schön", kommentiert der Mann, während er etwas im Klassenbuch notiert, „Lauren, Aufgabe Vier."Erleichtert atmest du auf. Vielleicht war es doch keine schlechte Entscheidung, Cions Hilfe anzunehmen. „Danke", flüsterst du leise in dessen Richtung. Seine Antwort klingt ernüchternd pragmatisch: „Irgendwer hätte die Aufgabe sowieso vortragen müssen."
„Ah", machst du etwas verwirrt und verfällst in Schweigen.
Eine Weile lauscht ihr Laurens Kurzaufsatz über Australiens Ureinwohner. „Das mit gestern tut mir Leid", murmelt er dann wie aus dem Nichts. Seine unerwartete Entschuldigung lässt deine Kinnlade heruntersacken. Er hat sich entschuldigt! Verstört gaffst du ihn an. Hat der introvertierte, verschrobene Schülervertreter gerade annähernd soziale Züge aufgewiesen?!Besagtem Jungen scheint dein starrer Blick zunehmend unangenehm zu sein. Mit angespannten Kiefermuskeln hält er seinen Blick nach vorne gerichtet, als traue er sich nicht, dich anzusehen. Deine Wut verraucht. Streng genommen wolltest du ihn ja nicht gehen lassen. „Schon okay", erwiderst du besänftigt und fährst dir müde seufzend mit deiner rechten Hand durch deine Haare, „Im Prinzip war es ja nicht-"
„Was ist okay?!", mischt sich jemand unsanft ein. Erschrocken zuckst du zusammen.Euer Lehrer! Beide Hände in die Hüfte gestemmt, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, steht der bärtige Mann breitbeinig vor euch und mustert dich unter streng gerunzelten Augenbrauen. „Gibt es hier etwas, das dich mehr interessiert als mein Englischunterricht?", fragt er dich warnend. Hastig schüttelst du deinen Kopf und murmelst ein kleinlautes: „Entschuldigung."
„Nur, weil du keine Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben hattest, bedeutet das nicht, dass du hier einen Freischein zum Reden hast. Haben wir uns verstanden?", knurrt er, ehe er wieder nach vorne stapft. Verschämt vergräbst du dein Gesicht in beide Hände und lugst dann unter deinen Fingern hervor, als du begreifst, wieso Cion dich so angestrengt ignoriert hat. Dieser Verräter!Neben dir schließt Cion seine Augen und verschränkt lässig beide Arme vor seiner Brust.
|=| Hello! Frostie ist wieder da! Entschuldigt meine Abwesenheit. Es gab Einiges in meinem Leben zu ordnen, zu sortieren und neu zu beginnen. Aber nun kommen hoffentlich wieder ruhige Zeiten (und viele neue Kapitel) auf uns zu! Gomen Nasai!🤧💕
Jedenfalls: Meinungen und Kritik zum Traum oder Unterrichtsgeschehen bitte in die Kommentare! Arigatou Gozaimasu! \QwQ/
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Obsession
Mystery / ThrillerDie Nächte sind am Schlimmsten. Die bedrohliche Leere gewinnt an Überhand, sobald er das Licht ausschaltet. Sie schleicht sich in seinen Verstand, verhöhnt ihn, lacht ihn aus. Erinnert ihn daran, dass ein weiterer erfolgloser Tag vergangen ist. Dass...