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Eine Woche war nun schon vergangen seit dem Gespräch mit Daryl. Zwar hatte ich den Entschluss gefasst ihn eine Chance zu geben, jedoch fand ich immer wieder haltlose Gründe es nicht in die Tat umzusetzen. Warum zögerte ich noch, wenn alles so klar war?
Ernüchtert von meinem Versuch Weisheit durch Grübelei zu erhalten, raffte ich mich auf und klappte meine Lektüre zu. Wenn ich noch nicht einmal mehr Konzentration zum Lernen fand, konnte ich auch zu Kat in die Bar fahren. Vielleicht war sie in der Lage mich mit ihrer Lebenserfahrung zu erleuchten.
Ich parkte den Wagen und betrat die Bar. Für einen Donnerstagabend war es nicht ungewöhnlich, dass ich das Lokal kurz nach elf wie leergefegt vorfand. Selbst Craig hatte sich bereits verabschiedet. Aber auch von der fröhlichen Brasilianerin war weit und breit keine Spur.
„Kat? Ich bin's Caro", rief ich und setzte meinen Weg durch die Bar fort. Auf einem der hohen Tische standen zwei benutzte Gläser. An einem Rand hing der Lippenstiftabdruck in der Farbe, die sie oft trug - kirschrot. Wahrscheinlich brachte sie gerade den Müll nach draußen oder war auf Toilette. Ohne weiter darüber nachzudenken, wo sie stecken könnte, holte ich mir ein frisches Glas aus dem Regal. Fast fiel es mir aus der Hand, als ich merkwürdige Geräusche hinter mir hörte. Es klang nach jemanden, der hilflos nach Luft rang.
„Katharina?“, wisperte ich und eilte zu der angelehnten Tür der Abstellkammer. Anstatt meine verletzte Kollegin dahinter vorzufinden, drangen nun eindeutige Laute der Lust von ihr an mein Ohr.
„Oh, Luca. Mmmh. Ahhh."
„Espera, bombón! Ich habe jemanden gehört."
„Ich kann nicht warten, honey. Um diese Uhrzeit kommt nie jemand vorbei, also hör auf zu quatschen und mach weiter", konterte sie erregt.
Ich zog mich zurück und ließ ihnen ihre Privatsphäre. Was sie so alles taten, um ihre Liebe frisch zu halten, brachte mich zum Lächeln. Mit ihrem gemeinsamen Sohn hatten sie sicher selten Zeit für sich allein.
Nun solange Katharina noch zu tun hatte, fand ich sicherlich eine andere Möglichkeit mich nützlich zu machen. Sogleich bewaffnete ich mich mit einem Putzlappen und begann alle Tische zu wischen. Die Musik aus den Boxen beflügelte mich und ich schwang meine Hüften zum Takt. Unterdessen verwandelte sich die Bar in einen sterilen Operationssaal.
Erschöpft von der ganzen Plagerei stützte ich mich auf dem Stil des Wischmob und sah den beiden Turteltäubchen zu, wie sie völlig versunken in ihren Blicken zueinander aus dem Raum torkelten. Kats Frisur war völlig zerzaust und ihr kurzer schwarzer Rock gab mehr preis, als dass er verhüllte. Währenddessen Luca aussah wie aus dem Ei gepellt. Nur seine Haare waren nicht mehr ganz so durch gestylt wie sonst. Keine Ahnung wie er das immer machte, wahrscheinlich hatte er Beton in seinem Gel, sodass er in jeder Situation gut aussah. Als er ihr liebevoll die Stirn küsste, sah er über ihren Kopf hinweg zu mir.
„Wir hatten ja doch Publikum", sagte er neckisch, woraufhin sich Kat zu mir drehte und schnell ihren Rock nach unten zupfte.
„Leider gab es kein Popcorn, dann hätte ich eure Peepshow mehr genießen können", meinte ich amüsiert.
„Du bist aber sicher auch nicht zum Putzen gekommen?" Sie deutete auf die braune Brühe in dem Eimer vor mir und drückte mir ein Küsschen als Dankeschön auf die Wange. „Proleme im Hause Turner, nehme ich an!", murmelte sie in mein Ohr.
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Glück reist auf weißen Schwingen (Neufassung)
General FictionDas Leben eines Menschen besteht aus Entscheidungen und jede Wahl zieht Konsequenzen nach sich, die seine Zukunft ändern. So erging es auch der 25jährigen Architekturstudentin Carolyn. Der unerwartete Tod ihrer Mutter hat ihre Träume, wie die morsc...