Abschied

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Die Beerdigung fand auf einem Hügel nahe des Sees statt. Der Weg hinauf fühlte sich nie endend für Hermine an.
Sie ging ihn allein und rang immer wieder mit sich. Am liebsten würde sie umkehren. Das ganze einfach nicht über sich ergehen lassen. Sie wollte den Gefallenen die letzte Ehre erweisen, aber es fühlte sich so sinnlos an. All das hätte nie passieren dürfen.

Als Hermine fast angekommen war, legte sich ein Arm um ihre Schulter. Es war Harry. Ermutigend lächelte er schwach. Sie fiel ihm um den Hals. Schluchzend lehnte sie sich gegen seine Brust:" Warum Harry, warum? Ich kann nicht akzeptieren, dass sie nicht mehr da ist. Ich vermisse Ginny.
Es fühlt sich an, als hätte jemand einen Teil meines Herzens heraus gerissen".
Während sie dies aussprach, bildeten sich Tränen in Harrys Augen.
Hermine würde bewusst, dass es ihn schlimmer getroffen hatte.
Hermine vermisste Ginny, weil sie wie eine Schwester für sie gewesen war.
Harry hingegen war, zu seinem Bedauern, nie mehr als ein Bruder für Ginny gewesen.
Sie war mit Blaise zusammen, doch auch Harry war in sie verliebt gewesen und hatte nie die Chance bekommen das auszuleben. Er würde sie wohl immer die Frage "Was wären wenn" stellen. Hermine schaute ihn entschuldigend an.
" Schon gut", sagte er und lächelte tapfer.

Auf der Rasenflächen waren Stühle bereit gestellt worden. Die Beiden setzten sich auf diese. Hermine suchte die Reihen nach Draco und Blaise ab, doch die Brünette konnte sie nicht finden.

Die Zeremonie begann.

Viele kamen nach vorn an das Rednerpult und sprachen über die Gefallenen. Es waren Lehrer, Schüler, Eltern und Freunde, welche Anekdoten und gemeinsame Geschichten preisgaben.
Ihre Worte brachten die Angehörigen zum Lachen, doch nichts konnte diese bedrückende Leere so richtig füllen.
Sie wollten alle dasselbe.

Abschied nehmen.

Doch keiner wollte oder konnte akzeptieren, dass sie dies überhaupt mussten. Am Ende der Zeremonie lief leise Musik und alle hatten die Möglichkeit Blumen an die Gräber zu legen oder ein paar letzte Worte zu sprechen.

Hermine stand lange still vor Ginnys mit Blumen bestücken Grab.
Es war ein Bild aufgestellt worden, auf dem sie lächelte.
Was wünschte sich Hermine, dass sie nicht einfach aus dem Bild steigen konnte und sie wie früher zusammen lachten. Doch dies würde nicht passieren.

Hermine fühlte sich schuldig.
Sie war irgendwie mitverantwortlich an ihrem Tod. Lucius hatte Ginny für Hermine gehalten. Sich dies bewusst zu machen, war erdrückend. Plötzlich fiel alles wie ein Kartenhaus zusammen. In ihr waren Schmerz, Trauer und Hass. Alles in ihr zog sich zusammen.
Da war es wieder. Dieses Gefühl nicht atmen zu können. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Hermine fühlte sich so hilflos.

Plötzlich entdeckte sie etwas auf Ginnys Grabstein. Es war ein roter Schmetterling, dessen Flügel wie Ginnys wundervolles Haar leuchteten.
Als sie ihm ihren Finger entgegen streckte , flatterte er auf diesen.
Von dort aus breitete sich plötzlich eine erfüllende Wärme aus. Es war eine Wärme, die all den Kummer in ihr vertrieb.
Dann meinte sie ein Flüstern zu hören. Ihr war nicht bewusst woher es kam. Es war so zart wie ein lauer Windzug.

"Lebe Mine. Lebe.
Vergiss all den Kummer und genieße dein Leben. Ich habe dir eine Chance geschenkt. Also liebe innig und voller Leidenschaft.
Vergiss mich nicht. Ich vermisse dich".

Nach diesem Ereignis flog der Schmetterling ins Licht und verschwand.
Selbst für eine Hexe waren diese Minuten genauso irritierend, wie magisch.
Es war befreiend.

Noch eine Weile schaute die Braunhaarige auf Ginnys Bild. Dann lächelte sie und drehte sich um.
Sie blickte nicht zurück und das Tränen vergießen war ebenfalls vorbei.
Ginny war fort. Das hatte sie nun akzeptiert.
Ihr wurde immer mehr bewusst, dass diese Beerdigung nicht für die Toten, sondern die Lebenden bestimmt war.

Nach verlassen des Friedhofgeländes, lief sie den Hügel hinab.
An dessen Ende standen Harry und Draco. Er war also doch anwesend gewesen. Hermine betrachtete ihn und lächelte. Sein Anblick erfüllte sie jedes Mal aufs neue mit Freude und Glückseligkeit.
Doch das Lächeln verschwand schnell, als sie Wortfetzen vernehmen konnte.

"Es ist die einzige Lösung. Ich bitte dich das für mich zu tun. Sie braucht dafür jemanden dem sie vertraut", hörte sie Draco gequält sagen und sofort breitete sich wieder Unwohlsein in ihr aus.
Was hatte dies auf sich?

Verbotene Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt