1. Prolog

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Ein heller, reiner Sonnenstrahl erleuchtete den Raum. Er wärmte ihn, machte die harten Kanten des Tisches schön, den grellweissen Kühlschrank weniger aufdringlich. Im ganzen Haus war es ruhig; kein Geräusch störte die herrliche Ruhe. Die Luft roch nach Curry und Nudeln, nach Keksen und Schokolade. Die warme Luft der Küche brachte einen leichten Geruch nach Abwaschmittel. Der Sonnenstrahl, geschickt von der gerade aufgegangenen Sonne schien beständig zu sein, fast so, als könnte er nie verschwinden. Auf ihn war Verlass, er würde zurückkommen. Immer.

Die Küche lag ebenfalls einsam und verlassen da, bis die Tür aufgeschlagen wurde. Hera gähnte und liess sich auf einen Stuhl am Tisch fallen. Sie gähnte noch einmal und schnippte mit ihrem Zauberstab in Richtung eines Topfes, der sich daraufhin mit Wasser füllte und es aufwärmte, um seiner Herrin einen Tee vorzusetzen. Ein Schatten viel auf den Tisch, der bis eben noch vom hellen Sonnenlicht erhellt worden war. Hera lächelte, setzte sich gerader hin und drehte sich zum Verursacher des Schattens. Sobald sie diesen erblickt hatte, fiel sie in sich zusammen. Es war nur eine Eule am Fenster, nicht ihr heissgeliebter, arroganter Kotzbrocken. Hera seufzte. Er war gestern nicht nach Hause gekommen. Und heute Morgen war sie nicht neben ihm aufgewacht. Sie hatte gestern geglaubt, kurzzeitig einen Patronus in Form eines Hirsches im Wohnzimmer gesehen zu haben, aber sicher war sie sich nicht gewesen.

Die Eule klopfte ungeduldig an das Fensterglas. Wenn Hera nicht bald aufmachen würde, würden die Nachbarn neugierig werden. Hera zeigte mit dem Zauberstab auf das Fenster, um es zu öffnen. Die Eule schwebte auf den Tisch vor ihr, während die Hexe fünf Knuts aus ihrer Tasche herbeifliegen liess. Sie band den Tagespropheten des 1. Novembers 1981 vom Bein der Eule los und entrollte ihn zur Hälfte. Erst achtete sie gar nicht auf die Titelseite, sondern versuchte, die Eule von ihrem Kürbissaft fernzuhalten. Dann liess sie den Blick auf die Zeitung sinken. Was sie sah, liess ihren Atem stocken. Die Knuts fielen auf halbem Weg zum Tisch scheppernd aus der Luft. Heras Zauberstabarm fiel nach unten und baumelte schlaff und nutzlos an ihrer Seite. Sie keuchte. Ihre Augen waren an den Titel und das gedruckte Bild darunter angeheftet. Jedenfalls schien es so. Das Foto, auf dem ihre Liebsten noch lebten und fröhlich in die Kamera winkten. Es war ein Foto aus ihrer gemeinsamen Schulzeit. Hera ging erst viel später auf, dass es Sirius gewesen war, der das Foto gemacht hatte, und dass sie, Hera, neben ihm gestanden hatte. Hera liefen stumme Tränen über die Wangen. Wie es Sirius jetzt gehen musste. Hatte er die Neuigkeiten überhaupt schon gehört? Hera entrollte nun auch den Rest der Zeitung, schliesslich konnte es kaum noch schlimmer werden. Die untere Hälfte der Frontseite wurde zu 2/3 von einem Foto des zerstörten Potter-Hauses in Godrics Hollow geziert. Und ganz unten, in der rechten Ecke, war ein weiteres, sich bewegendes Bild, das Hera abermals keuchen liess. Was hatte er auf der Titelseite zu suchen? Sie las den Artikel, der geschickt ausschlachtete, was in der letzten Nacht, nach Meinung des Ministeriums, in Godrics Hollow geschehen war. Hera schluchzte laut auf. Der Zaubereiminister versicherte, dass nun alles in bester Ordnung sei. Die engsten Diener des dunklen Lords würden gerade in dieser Sekunde von den besten Auroren gejagt oder verhaftet. Man habe den berüchtigten Todesser Rodolphus Lestrange beinahe gefasst; seine Frau und er waren in letzter Sekunde entkommen. Die Aurorenzentrale meldete, dass der Krieg nun zu Ende war. Sogar Dumbledore äusserte sich zu der Situation mit den Worten 'Lord Voldemort ist nicht mehr im Land'. Der Minister und seine Untersekretärin verloren kein Wort darüber, dass Dumbledore bloss gesagt hatte, dass Voldemort nicht mehr im Land sei, und nicht, dass er tot wäre.

Doch für Hera zählte das alles nicht.

Schön, Du-weisst-schon-wer war tot, aber Heras beste Freunde auch. Und Sirius war abgeführt worden. Er war ebenfalls so gut wie tot. Hera zerknüllte die Zeitung. Sie registrierte nicht, dass ihr das Papier einen tiefen Schnitt in den Finger bescherte. Sie schluchzte noch einmal. Und dann liess sie den Tränen endlich freien Lauf. James, Lily und Peter tot. Hera stiess einen Schrei aus. Einen Schrei der Endgültigkeit, einen Schrei der Trauer und Hoffnungslosigkeit. Sirius war in Askaban. Sie stiess noch einen Schrei aus. Dann brach sie auf dem Fussboden zusammen. Die Tatsache, dass Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf nicht mehr lebte zählte nicht, sie verschwendete keinen kostbaren Gedanken an diese Kreatur. James, Lily und Peter. Tot. Der Tod hatte sie geholt. Hera wurde geschüttelt von Schluchzern, sie viel ins bodenlose Nichts. Harry musste ohne Eltern aufwachsen. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie wollte Tatze doch noch etwas so Wichtiges sagen. Noch acht Monate. Und Sirius war in Askaban, er würde verrückt werden, der Mörder. Nein, schalt sie sich selbst, er ist kein Mörder. Die Tränen strömten über ihre Wangen wie die Niagarafälle. Aber ein Spion, wollte ihr Verstand ihr einbläuen. Hera schluchzte laut. Sie hörte die Tür knarren. Sie brauchte nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, dass es der letzte verbliebene Rumtreiber war. Lily war tot. James war tot. Und Peter war tot. Arme schlossen sich um sie. Eine Stimme versuchte zu ihr durchzudringen. Sirius war in Askaban. Der Sonnenstrahl war verschwunden. Er würde nie mehr kommen. Sirius Black.


Die Kinder des Sirius BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt