12. Extrablatt: «Hufflepuff» flüchtet vor Mrs Norris!

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Jack klopfte an die Flügeltüren des Krankenflügels: «Madam Pomfrey?»

Nach mehreren Klopfeinheiten öffnete die Heilerin endlich und bat ihn herein. Sie platzierte ihn auf einem der Betten und fragte ihn, aus welchem Haus er sei. Jacks verwirrter Blick war zum Brüllen, aber Madam Pomfrey verzog keine Miene.

«Slytherin, wieso?», antwortete Jack. Die geschwollenen Pusteln auf seinem Gesicht verzogen sich unangenehm beim Sprechen.

«Weil heute schon diverse Schüler aus diesem Haus zu mir kamen, alle mit dem gleichen Leiden. Ich vermute Experimente gewisser Zwillinge, die hier recht oft antanzen.»

Jack hätte beinahe gelacht, erinnerte sich aber rechtzeitig daran, dass das sehr weh tun könnte. Also grinste er nur. Der Junge wollte etwas sagen, wurde aber von der Heilerin unterbrochen.

«Was haben Sie heute gegessen, junger Mann?», fragte sie mit sanfter Stimme.

«Ähm...Zum Abendessen gab es Kartoffeleintopf und danach habe ich noch einen leckeren Pudding gegessen. Den habe ich vorher noch nie gesehen.»

«Dummer Junge, dann iss ihn nicht! Hier, trink das!», damit händigte sie ihrem Patienten einen Becher aus, den er in einem Zug leerte.

«Danke», sagte Jack erleichtert, als die Pusteln langsam verschwanden und nur ein dumpfes Gefühl der Müdigkeit hinterliessen.

«Geh jetzt in deinen Schlafsaal», befahl Madam Pomfrey, «und lass dich nicht erwischen, es ist schon 11 Uhr!»

Das war leichter gesagt als getan, denn sobald Jack alleine auf dem Korridor stand, überkam ihn eine seltsame Kälte. Vielleicht war einer der Dementoren ins Schloss vorgedrungen? Aber das konnte nicht sein, Jack konnte noch immer den Lärm von den feiernden Gryffindors hören, der leise durch die Gänge schwebte. Und irgendwo links von hörte Jack Peeves gackern, was ihn dazu veranlasste, schnellstens in die Eingangshalle zu rennen und dann in die Kerker. Aber irgendwo musste er falsch abgebogen sein, denn plötzlich fand er sich meilenweit vom Slytherin-Gemeinschaftsraum entfernt, bei den Klassenräumen, wieder. Peeves' schauerliches Gelächter war in weite Ferne gewichen, stattdessen machte Jack im Licht der Fackel neben ihm einen Schatten an der Wand am Ende des Korridors aus. Der Schatten hatte die Form eines Tieres, soweit er es erkennen konnte, war es bestimmt grösser als eine Katze. Doch vielleicht trügte der Schein, Jack fiel kein Tier im Schloss ein, ausser Mrs. Norris.

Warte...

Mrs. Norris!

Und es war 11 Uhr! Filch würde hinter ihm her sein. Jack fuhr herum. Wo konnte er jetzt noch hin? Der Junge wandte den Kopf nach links und rechts und rannte dann den Gang hinunter, vorbei an einem Gemälde mit einer Obstschale darauf und noch weiter weg von der bösartigen Katze. Dann kamen die Fässer in Sicht.

Sirrah schreckte hoch. Ein lautes «Klatsch» hatte sie geweckt. Das Mädchen sass in einem der bequemen Sessel vor dem Kamin, die Hausaufgaben vor sich ausgebreitet. Sirrah gähnte herzhaft und stand auf. Woher war dieses Platschen gekommen? Sie sah sich im Gemeinschaftsraum um, ohne jemanden entdecken zu können. Es war offenbar bereits Nachtruhe. Ein leises Plätschern verleitete Sirrah dazu, zu dem Fassdeckel zu gehen, der sie auf den Korridor führen würde. Das Mädchen öffnete ihn und kletterte hindurch, vorsichtig darauf achtend, ihre Schuluniform nicht dreckig zu machen. Als sie draussen angelangte, betrachtete sie die Szene, die sich ihr darbot, so eingehend, dass sie sie wohl nie mehr vergessen würde. Dann konnte sie sich nicht mehr halten und lachte los.

Jack stand da und triefte förmlich vor Essig.

Seine Schwester konnte sich beinahe nicht auf den Beinen halten, so sehr versuchte sie, ihren Lachkrampf zu verstecken, um keinen der Lehrer auf den Plan zu rufen.

«J-jack!», presste Sirrah mit vom Lachen stockender Stimme hervor.

Ihr Bruder stürmte auf sie zu: «Du musst mir helfen! Mrs. Norris ist hinter mir her!»

Sirrah lachte. Dann bedeutete sie Jack, mit ihr in den Gemeinschaftsraum zu kommen.

«Wir müssen dafür sorgen, dass dich keiner erkennt! Meine Mitschüler würden dich hochkant rauswerfen, schliesslich denken sie, dass du ein normaler Slytherin bist und alle anderen Schüler hasst!»

Sirrah lief die Treppen zum Mädchenschlafsaal hinunter und flüsterte in die Dunkelheit ihres Schlafsaals: «Miranda? Hast du noch einen Umhang übrig?»

Jack seufzte, als seine Schwester mit einer ihrer Freundinnen zurück in den Raum kam. Das fremde Mädchen reichte ihm einen gelb-schwarzen Umhang. Er starrte seine Schwester sprachlos an. Und das sollte er anziehen!?

«Nein.», sagte Jack bestimmt. «Das kannst du nicht bringen, Sia!»

«Wir können dich auch unter meinem Bett verstecken...», fing Sirrah an.

Und das andere Mädchen vervollständigte: «...oder wir verwandeln dich in eine Topfpflanze.»

Die Mädchen gaben sich einen High Five, ohne Sirrahs Bruder aus den Augen zu lassen.

Jack liess sich nicht zu einem Kommentar herab, sondern griff nach dem Umhang in Mirandas Hand. Nun war er tatsächlich ein «Hufflepuff». Wie niederschmetternd. Und er war auch noch vor einer Katze geflohen.

Die Kinder des Sirius BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt