Der Morgen versprach einen sonnigen Tag in der Grossstadt. Sirrah gab es auf, ihren tief schlafenden Bruder zu wecken, und schlich leise die Treppe hinunter.
Die Creeveys wohnten in einem Reihenhaus, irgendwo in der Agglomeration von London. Alles sah irgendwie gleich aus, und wenn man sich in den Strassen verirrte, musste man auf sein Glück vertrauen, um wieder nach Hause zu finden. Sirrah genoss es. Die Vorstadt machte sie und ihre Geschichte anonym. Niemand fragte, einige grüssten auf der Strasse, als würde man sich kennen, andere grüssten, als würde man sich nicht kennen und wieder andere grüssten gar nicht. Sirrah grüsste mit einem Kopfnicken.
Seit die Black-Zwillinge vor zwei Tagen hier angekommen waren, hatte Sirrah viel Zeit rund um das Haus der Creeveys verbracht. Kevin, Colin und Dennis' Vater hatte ihr einen Schlüssel gegeben, sodass sie jederzeit wieder ins Haus konnte. Manchmal begleitete Dennis sie. Jack verbrachte für gewöhnlich seinen Morgen im Bett, während Colin irgendwo sein Wissen über Fotografie und Bildentwicklung auffrischte.
Am Nachmittag jagte er meist den Schmetterlingen im Garten nach, und tat so, als wären es Quidditch-Spieler. Jack half Mrs Creevey und Mr Creevey manchmal bei der Arbeit im Haus. Sirrah ebenso, wenn sie nicht am herumstreunen war.
An diesem Morgen hing der Geruch nach Sonnenschein und ein bisschen Wolken in der Luft. Sirrah spazierte erst durch die nahen Strassen und Wege, dann erkundete sie die Nachbarschaft und um acht Uhr hatte sie bereits drei Quartiere durchquert. Sie gewann ein Rennen gegen eine Schnecke und pflückte ein paar Blumen von einer Wiese.
Sie ging immer in die gleiche Richtung, und gegen Mittag erblickte sie die eigentlichen Ausreisser der Stadt. London erhob sich aus den dunstigen Wolken. Es sah wunderschön und harmlos aus. Sirrah wusste es besser. Sie hatte hier ihre Kindheit verbracht, sich mit kleinen Jobs und Stehlen über Wasser gehalten. Es war keine richtige Kindheit gewesen, aber es war eine schöne gewesen. Zusammen mit ihrem Bruder gegen den Rest der Welt konnten sie alles schaffen.
Sirrah lief weiter. Nicht lange, und sie fand den Pub der roten Lady und in einem Park erinnerte sie sich daran, wie sie Mundungus manchmal hier getroffen hatte. Sirrah lächelte. Sie liebte London. Sie liebte den Lärm und den Trubel und die Anonymität von allem.
Vielleicht sollte sie wieder umkehren. Sie tat es nicht.
Wenige Strassen weiter, und das schwarzhaarige Mädchen stand vor ihrem Elternhaus - Vaterhaus? Grimmauldplatz Nummer 12. Zwischen elf und dreizehn.
Noch konnte sie es nicht sehen, aber sie wollte es auch nicht heraufbeschwören. Sirius hatte den Ort gehasst, so viel war klar. Aber sie konnte das nicht. Das Haus hatte ihr viel bedeutet, auch wenn es unheimlich war und nicht der perfekte Ort für zwei Waisen. Es war ein Zuhause gewesen.
Zuhause war jetzt etwas anderes. "Home is where the heart is", so hiess das englische Sprichwort doch. Das Heim des Herzens muss nicht immer ein Ort sein. Und wo war Sirrahs Herz? Bei ihren Freunden. Ihrer neuen Familie, die, auf die sie immer zählen konnte. Onkel Remus, Jack, Colin und Dennis. Sie würden für immer da sein.
Gemeinsam gegen den Rest der Welt.
DU LIEST GERADE
Die Kinder des Sirius Black
FanfictionSirius Orion Black ist vor circa einem Jahr aus Askaban geflohen. Was er nicht weiss; seine Frau hat acht Monate nach seiner Verhaftung Zwillinge zur Welt gebracht. Wie wohl das Leben von Sirrah Andromeda und Jack Alphard Black in Hogwarts aussieht...