3. Das Schweigen der Hera Black

812 27 0
                                    


Sirrah weinte. Auch Jack liefen die Tränen über das Gesicht. Ein Schrei hallte durch das alte, schwarze Haus der Blacks. Die Schluchzer eines jungen Mädchens, das am Fuss des Bettes ihrer Mutter zusammengebrochen war. Sirrahs tiefschwarze Haare verdeckten ihr Gesicht, während sie neben ihrem Bruder auf dem Fussboden sass und von seinem Arm gestützt wurde. Mit der anderen Hand umklammerte Jack den Brief seiner Mutter, der in einem Pergament-Umschlag steckte. Sein Blick war starr auf das totenbleiche Gesicht seiner Mutter gerichtet. Hera hatte gesagt, dass er den Brief seinem Vater geben sollte, falls er und Sirrah ihn je treffen sollten. Das Pergament in seiner Hand fühlte sich rau und trocken an. Seine Schwester schluchzte leise vor sich hin. Ihr Leben hing nun davon ab, wie gut Jack sie und sich selbst in dem alten und gar führnehmen Haus der Blacks verstecken konnte, wo sie vor vier Jahren eingezogen waren, gleich nach dem Tod von Walburga Black.

Hera hatte nie gewollt, dass die Kinder hinausgingen, nie gewollt, dass sie andere Kinder kennen lernten. Jack hatte sie einmal gefragt, warum sie nicht entdeckt werden durften. Ihre Antwort war eine simple gewesen: «Weil man uns trennen würde»

Für Jack war das einleuchtend gewesen, obwohl er nicht wusste, wieso irgendjemand ihn und seine Schwester trennen wollen könnte. Sie hatten doch keinem etwas getan, oder? Jack hatte das Gespräch mit seiner Mutter für sich behalten, er wollte Sirrah weder beunruhigen, noch dazu bringen, etwas Unüberlegtes zu tun. Sirrah war sehr neugierig und tollpatschig, sie würde sich in Schwierigkeiten bringen. Jack lief eine weitere Träne über die Wange; jetzt musste er dafür sorgen, dass Sirrah nicht von ihm getrennt würde. Jack liebte Sirrah noch mehr, als seine Mutter; er konnte nicht zulassen, dass sie getrennt würden, oder dass ihr jemand wehtat.

Hinter den trauernden, siebenjährigen Zwillingen knarzte die Tür. Sirrah sah auf. «Kracher», schluchzte sie, «Mutter ist tot.»

Jack musterte das alte Männchen genau, als es sich verbeugte. Er fand seine leicht grünliche, faltige Haut schon immer seltsam. Er sah so aus, als hätte er schon vor hundert Jahren in diesem Haus gedient. Und das ständige Gerede von Schlammblütern und Blutsverrätern verstand er genauso wenig, wie den unerklärlichen Hass, den Kreacher Hera entgegengebracht hatte. Darum konnte er auch nicht verstehen, wieso er weiter als Butler für die drei gearbeitet hatte. Wenn er sie doch alle hasste. Und wieso konnte Hera sich einen Butler leisten, wenn sie doch immer sagte, sie seien arm. Vor allem einen solchen Butler, der nur mit einem Geschirrtuch bekleidet war und nie etwas nützliches tat.

Kreacher krächzte. Seiner Kehle entwichen Laute, als würde er ersticken. Sirrah und ihr Zwillingsbruder brauchten einen Moment, bis sie merkten, dass Kreacher lachte.

Jack wäre beinahe aufgesprungen und hätte ihm gerne die kleine Faust in sein hässliches Gesicht gerammt, aber seine Mutter war gerade gestorben und seine Schwester brauchte ihn mehr als alles andere.

Jack festigte seinen Griff um Sirrahs knochige Schultern und drehte sie wieder zu ihrer Mutter um, in der Hoffnung, sie von dem lachenden Kreacher hinter ihnen abzulenken.

Die Kinder des Sirius BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt