Kapitel 28.

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Pov. Bella:

Nein nein nein nein nein.
Mein Vater war es.
Aber es ist meine Schuld.
Mein Vater hat Kyles Schwester vergewaltigt.

Das darf nicht wahr sein.
Ich bin daran Schuld. 
Allein ich.
Hätte ich nur meinen Vater aufgehalten auf die Party zu gehen.
Dann hätte er nicht Kyles Schwester vergewaltigt.
Dann wäre Kyles Leben erträglicher.
Vielleicht müsste er dann auch nicht alleine Leben.

Falls das der Fall ist, dann heißt es also, dass ich Kyles Leben ruiniert habe.
Und das Leben seiner Schwester auch.

(⬆)

"Isabella?"
Hörte ich Kyles Stimme.
Ich verstummte sofort und wischte mir die Tränen weg.
"Ja?"
kam es von mir. Ich versuchte so normal wie möglich zu reden.
"Wieso bist du nicht in deinem Bett?"
flüsterte er müde.
"Ich habe mein Haargummi verloren, jetzt suche ich es hier auf dem Boden."
log ich.
"Und jetzt bitte die Wahrheit."
"Ich bin vom Bett gefallen."

Es herrschte eine Zeit lag Stille.

"Komm her."
"Waru-.."
"Mach einfach."
Ich tat was er sagte und stand auf und ging zu ihm. Ich setzte mich auf sein Bett und er setzte sich vor mich hin.
Er legte seine Hand auf meine Wange und streichte mit seinem Daumen drüber.
"Deine Wangen sind nass."
stellte er fest.
"Mhh."
machte ich und schaute auf die Bettdecke.

Wie soll ich ihm jemals wieder in die Augen schauen können.

"Du wirst mir nicht sagen warum, habe ich recht?"
fragte er mit ein klein bisschen Hoffnung.
"Mh- hm."
bejahte ich.
Er seufzte und strich sich mit der Hand über sein Gesicht.
"Kannst du wenigstens mit mir zusammen sein?"
fragte er komplett ernst und ohne Spott in der Stimme.
Kein bisschen Spott.

"Was?"
"Naja. Dann können wir uns beide den Kummer aus dem Kopf wegknutschen."
erklärte er gelassen.

Wenn er nur wüsste.

"Und wir wissen beide, dass du auf mich stehst."
behauptete er.
"Ach ja? Sagt grad der Richtige."
sagte ich und verschränkte die Arme.
"Ich gebe es ja wenigstens zu. Du aber nicht."
"Ja okay. Vielleicht stehe ich etwas auf dich."
"Siehst du."
Er grinste mich an und legte sich dann ins Bett.
"Ich geh dann mal schlafen."
sagte ich und wollte aufstehen, aber Kyle zog mich zurück.
"Bleib hier."
forderte er mich auf.
Ich zögerte erst, aber legte mich dann zu Kyle unter die Bettdecke.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

1 Woche.
Es ist eine Woche vergangen, seitdem ich das letzte mal geweint habe.
Jetzt begann wieder der normale Alltag.
Aufstehen, Schule, nach Hause gehen, essen, lernen, schlafen...

Kyle und ich waren in dieser Woche etwas...
Naja, auseinander.
Wir hatten nicht viel geredet in der Schule und uns in der Freizeit nicht getroffen.

Aber es ist erst 1 Woche vergangen.

"Bella! Du hast Besuch!"
schrie meine Mutter von unten.

Bitte, es ist Kyle.
Bitte es ist Kyle.

Bettelte ich, während ich die Treppen runter lief.
Aber es war nicht Kyle.
Es war Melody.

"Hey."
begrüßte ich sie.
"Was gibt's?"
"Ich wollte fragen, ob du morgen etwas mit Jake, Dylan, Dean und mir unternehmen willst. Morgen ist ja Freitag."
fragte sie und klimperte zuckersüß mit den Wimpern.
Ich musste schmunzeln.
"Und du konntest mir das nicht per Whatsapp sagen?"
"Habe ich versucht. Aber du bist nicht bei meinen Anrufen rangegangen und hast nicht zurückgeschrieben."
erklärte sie.
"Oh, sorry, ich habe sie nicht gehört. Ich musste Chemie lernen."
"Also? Kommst du mit?"
fragte sie wieder.
"Kyle kommt nicht mit?"
fragte ich zurück. 
Sie schüttelte den Kopf.
"Er sagte, dass er keine Zeit hat."

"Also ich.."
fing ich an und dachte nach.

Vielleicht sollte ich mich ablenken und vergessen, was ich mir zusammengepuzzelt habe.
Vielleicht stimmt es ja gar nicht.

"In Ordnung."
willigte ich schließlich mit ein.
"Aber Melody, ich habe eine kurze Frage. Wo wohnt Kyle?"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Stock 3."
murmelte ich und stieg in den Aufzug.
Ich drückte die drei und fuhr hoch. Als ich ankam, stieg ich aus und schaute mich um. 3 Haustüren. In einer davon lebt Kyle.
Ich schaute bei der ersten. 'Miller' stand drauf. Also nicht Kyle. Bei der zweiten stand nichts drauf und bei der dritten 'Wendson'. Also muss es die zweite Tür sein.
Ich klopfte an der Tür und wartete.
Diese wurde nach ein paar Sekunden geöffnet und Kyle erschien hinter ihr.

"Hey."
begrüßte er mich ohne Verwunderung, warum ich hier bin.
"Willst du nicht wissen, warum ich hier bin?"
fragte ich ihn und lächelte schüchtern für dem Bruchteil einer Sekunde.
"Ja. Aber komm erstmal rein."
Ich tat, was er sagte und trat ein.

Okay, die Wohnung ist ziiiiiemlich klein. Es gab ein Schlafzimmer mit einem kleinen Fernseher drin, eine Miniküche und ein Badezimmer.

"Bist du für eine Wohnungsbesichtigung da?"
riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken.
"Immer doch."
antwortete ich ironisch zurück.
"Also, Isabella. Warum bist du hier?"
fing er dann doch an zu fragen und setzte sich auf sein Bett.
"Reden."
gab ich von mir.
"Einfach reden?"
"Ja, einfach nur reden"
"Okay. Na dann fang mal an."
Er schaute mich erwartungsvoll an.

"Vertraust du mir?"
kam es ausversehen von mir.
Kyle hob eine Augenbraue.
"Ich denke, so sehr, wie du mir vertraust. Also das würde ich so sagen."
antwortete er schlau.
"Touché."
kommentierte ich und setzte mich ebenfalls auf sein Bett.
"Lebst du hier schon immer? Also in diese Stadt?"
Er nickte.
"Seit ich 4 Jahre alt bin."

Das heißt, es kann gar nicht sein, dass es seine Schwester war. Denn wie konnten sie denn in Philadelphia sein, wenn sie in Los Angeles leben?

"Und wie lange lebst du schon in dieser Wohnung?"
"Seit fast einem Jahr."
antwortete er mit einer neutralen Stimme.
"Und warum lebst du alleine?"
hackte ich weiter nach und hoffte innerlich, dass er keinen Wutausbruch bekommt.

"Ich wurde rausgeschmissen, von meinem Vater und meiner Stiefmutter."
erklärte er ruig.

Oder versuchte er zumindest ruig zu bleiben. Denn sein Unterkiefer spannte sich an und das bedeutet nichts Gutes.

Ich würde so gerne weiterfragen, aber ich habe einfach gerade eben Angst, dass er wütend wird.

Warum haben sie dich rausgeschmissen?
Geht es dir gut?
Was ist mit deiner Schwester?
Wie kann ein Vater seinen eigenen Sohn rausschmeißen?

"Kommst du klar?"
Ist aber das einzige, was meinen Mund verlässt.

//Teil 1/3 der Lesenacht.

KyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt