Kapitel 32.

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Pov. Bella:

Wie lange liege ich schon hier rum?
Stunden?
Tage?
Wochen?
Monate?
Ich weiß es nicht.

Ich bin in jener Nacht dann nach Hause gefahren und kam um ca. 06:00 zu Hause an.
Meine Mutter war natürlich besorgt und fragte was los sei. Aber ich wollte nicht mit ihr reden.
Ich wollte mit niemandem reden.

Ich verkroch mich in meinem Zimmer und schaute entweder die ganze Zeit Fernseher, während ich in meinem Bett lag. Oder ich hörte mir traurige Musik an.
Oder ich schlief.

Ich weiß, wenn man eine depressive Stimmung hat, sollte man keine traurige Musik hören oder so. Aber mir war eben danach.
Der Text beschrieb etwas meine Gefühle. Und dann weiß ich, dass ich nicht die einzige bin, die gerade so scheiß unkontrollierte Gefühle in sich hat, welche gleich zerplatzen.

Meine Mum brachte mir Essen und Trinken ins Zimmer und versuchte immer wieder ein Gespräch aufzubauen. Aber ich lehnte das Gespräch immer ab.

Meine Mutter kannte diese Situation schon.
Nach der Vergewaltigung konnte ich ebenfalls mit niemandem reden.
Wie denn auch?

Mein Vater war damals Drogensüchtig geworden. Ich weiß bis heute nicht, warum.
Es war kurz gesagt, scheiße.
Er schrie meine Mutter und mich an, wenn er grad auf Drogen war.
Er schlug uns auch.

Aber meine Mutter und ich standen hinter ihm. Wir glaubten daran, dass er davon abkommt.
Ist er aber nie.

Nie.

Nach der ganzen Scheiße mit Kyles Schwester, bzw. der Vergewaltigung habe ich kein einziges Wort mehr mit ihm geredet.
Ein paar Wochen später ist er aufgrund der Konsequenzen der Drogen gestorben.
Ich bin eine fürchterliche Tochter, denn ich war nicht unglaublich traurig auf seiner Beerdigung.

"Bella?"
hörte ich die Stimme meiner Mutter, die mich somit aus meinen Gedanken in die Realität zerrte.
Ich hob meinen Kopf und schaute zur Tür. Meine Mum stand am Türrahmen und blickte mich bemitleident an.
"Hm?"
brachte meine Stimme kratzig raus.
Man, ich habe lang nicht mehr geredet.

"Du hast wieder Besuch. Kann er diesmal reinkommen?"
fragte sie und schaute leicht flehend zu mir.
"Wer?"

Melody und Jake waren schon paar mal gekommen und wollten mit mir reden. Aber ich habe immer gesagt, dass ich nicht reden will und habe sie abgeblockt. Dylan kam auch 2 mal. Dean auch 2 mal.
Aber nachdem ich alle abgeblockt hatte, kamen sie nicht mehr, aber schrieben mir unzählige von Nachrichten.

"Kyle."
sagte sie.
"Nein."
antwortete ich fest und entschlossen.
Plötzlich stürmte Kyle an meiner Mutter vorbei ins Zimmer.
"Tut mir Leid, Miss. Anderson. Aber ich muss hier jetzt etwas bereden, bitte schließen sie die Tür ab."
sagte Kyle und ließ seinen Blick nicht von mir los.
"O-okay."
stotterte meine Mutter und machte die Tür hinter sich zu.
Kyle setzte sich auf mein Bett und schaute mich eindringlich an.

"Wieso?"
fragte er einfach nur.

Wieso?

Weil ich nicht will, dass du das erfährst.
Weil ich es nicht ertragen kann, wenn du mich hasst.
Weil ich dir nicht noch mehr innere Schmerzen hinzufügen will.
Weil du nicht wissen sollst, dass ich an deiner Lebenslage Schuld bin.
Weil halt.

Ich atmete tief ein.

Jetzt oder nie.
Lieber nie.

"Kyle, ich.."
fing ich an aber wurde unterbrochen.
"Nein, Isabella. Du suchst dir verdammt nochmal keine Ausrede, sondern erklärst mir jetzt was Sache ist!
Warum bist du weggegangen?
Warum hast du geweint?
Warum meldest du dich nicht?
Warum gehst du nicht in die Schule?
Warum verkriechst du dich den ganzen Tag auf deinem Bett in deinem Zimmer?
Und ich werde erst gehen, wenn du mir all meine Fragen beantwortest."

Vielleicht sollte ich es ihm doch sagen.
Er hat ein Recht es zu wissen.
Ich kann nicht in einer Welt voller Lügen leben.
Auch wenn er mich hassen wird, das muss ich halt jetzt in Kauf nehmen.

"Erklär mir erstmal meine Fragen. Ich schwöre dir, dass ich dir dann alles erzähle.
Erzähl du mir alles. Von deiner Mutter bis zu deiner Schwester. Dann wie du rausgeworfen wurdest und so weiter."
flüsterte ich, da ich irgendwie keine gescheite Stimme hatte.
"Bitte, Kyle."

"Versprochen?"
"Versprochen."

Er seufzte und schaute sich im Zimmer um.
"Kurzfassung?"
fragte er nach einer Weile Stille.
"Aber so, dass ich alles weiß."

Er räusperte sich kurz.
"Nun gut.."
fing er an und überlegte kurz.

"Damals. Vor zwei Jahren lebte ich in einer Familie. Nun ja, meiner Familie. Sie bestand aus meiner Mutter, meiner älteren Schwester und meinem Vater."
Er stoppte kurz und überlegte wieder.
"Meine Mutter starb bei einem Flugzeugabsturz. Sie wollte nach Paris. Sie besuchte dort eine alte Freundin. Und bei dem Rückflug war dann eben die Bruchlandung. Dann warens nur noch drei.
Meine Schwester, mein Vater und ich haben dann ein Jahr später einen Ausflug nach Philadelphia gemacht.
Meine drei Jahre ältere Schwester Shelly und ich gingen dann zu einer Party. Dort wurde sie.."
Er atmete tief zitternd ein.
"Vergewaltigt."
Er presste die Lippen aufeinander und überlegte wieder.
"Sie nahm sich kurz darauf das Leben."
Er atmete wieder aus.
"Mein Vater und ich waren dann zu zweit. Doch er fand eine Frau und heiratete sie. Das war dann meine Stiefmutter. Doch immer und immer wieder gab mir mein Vater die Schuld am Tod meiner Schwester. Ich konnte sie aber damals nicht beschützen, sagte er. Es ist zwar meine Schuld, aber..."
Er schaute kurz zur Seite.
"Nein nichts aber. Es ist meine Schuld. Mein Vater schmiss mich raus, weil ich an seinem unerträglichem Leben mit Verlust einem Familienmitglied Schuld war. Jetzt wohne ich seit fast einem Jahr hier."
erzählte er und spannte sich während der Erzählung immer mehr an.
"Fertig. Jetzt bist du dran."

Jetzt kommt also alles ans Licht.

// Oh gott, bald ist die Story vorbei 😭😭

KyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt