Tag 19

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2 Tage
Das war die Anzahl der Tage die mir noch blieben bis ich ins Gras beißen würde. Der Gedanke daran machte mir zu schaffen denn ich hatte gerade erst einen Teil meiner Familie wieder der mir fehlte. Außerdem hatte ich das Gefühl das es hier noch nicht zu Ende sein konnte. Ich hatte mich eine Zeit lang damit abgefunden sterben zu müssen und mein Schicksal akzeptiert, doch nun weiß ich nicht ob ich wirklich einfach alles hinter mir lassen will obwohl die einfachste Möglichkeit direkt vor mir ist.

Will ich wirklich ein unendliches Leben haben und nicht älter als 21 werden?
Will ich wirklich die Chance aufgeben eine Familie zu gründen, will ich mich wirklich von Menschen Blut ernähren und möchte ich wirklich riskieren ein blutrünstiges Monster zu werden?

Mit diesem Gedanken spielte ich seit Tagen. Ich war verzweifelt auf der Suche nach antworten und Lösungen. Wie sollte ich mich denn idealerweise entscheiden? Ich habe im Moment keine Ahnung was ich tun und lassen sollte.

Ich ging runter in das Wohnzimmer wo Mason betrunken auf dem Sofa lag und schlief. Neben ihm auf dem Tisch lag eine Flasche, ich hob sie hoch "Wodka?" warum trinkt er Wodka und das so früh am Morgen? Fragte ich mich.

"Miss Rodriguez! Sorgen Sie bitte hier unten für Ordnung"

Wies ich meine Haushälterin an.
"Schrei nicht so" murmelte mein Bruder genervt und setzte sich auf. Dann ging er ins Bad. Ich ging rüber in die Küche und wollte etwas essen. Als ich den Kühlschrank öffnete waren dort nur Blutbeutel und ich hatte wirklich nicht gedacht das ich das jetzt sage aber irgendwie sahen sie appetitlich aus.
Nein!
Den Gedanken musste ich mir schnell aus dem Kopf schlagen. Ich war nichtmal ein Vampir, warum sollten also Blutbeutel lecker auf mich wirken. Ich knallte den Kühlschrank zu und ging ohne gegessen zu haben ins Wohnzimmer zurück, es war mittlerweile wieder ordentlich. Mein Bruder kam auch irgendwann aus dem Klo raus und holte sich ein Beutel aus der Küche. Er nippte erstmal dran und dann trank er ihn mit einem Schluck. Das sah wiederum nicht so appetitlich aus.

"Wo ist Dylan eigentlich, du sagtest vor 4 Tagen das er später zurückkommen wird"
Fragte ich.

"Naaa, habt ihr mich etwa schon vermisst?"

Dylan stand an der Tür, hinter ihm zwei angekettete Gefangene für unseren Plan.
Uns fehlten nur noch zwei Opfer dann hätten wir sie komplett. Dylan fragte ob Mason ihm nicht helfen wollte in den Keller zu gehen uns sie einzusperren. Ich wollte auch mitkommen doch er sagte mir ich solle lieber hier oben bleiben. Das machte mich misstrauisch also versuchte nachdem sie unten waren und die Tür verriegelt haben zu lauschen was sie sich zu erzählen hatten. Ich hielt mein Ohr an die kalte Holztür und versuchte zu verstehen was sie dort tuschelten. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich flog fast auf das Gesicht.
Dylan schaute mich so an als würde er mich gleich auffressen.

"Ich geh ja schon"

Er nickte und ich ging zurück in das Wohnzimmer. Ich wollte hören was sie sagten, ich weiß nicht warum sie mir das denn verschweigen wollten.
Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren irgendwelche stimmen zu hören. Ich konnte nicht zu Tür da sie mich hören würden mit ihrem übernatürlichem Gehör. Dann konnte ich doch irgendwie gedämpfte stimmen hören. Ich hörte fast klar was sie sagten. Gerade sprach Mason:

"Wenn er die Wahrheit herausfinden sollte dann wird er mir niemals verzeihen können. Du hättest ihn die ersten Tage erleben sollen, er brachte den Gefangenen persönlich essen runter und hatte die ganze Zeit ein sehr schlechtes Gewissen"

Wenn ich was herausfinden sollte? Was sollte denn so schlimm sein das ich es ihm nicht verzeihen würde? Dylan redete nun:

"Ich weiß, aber er muss verstehen wie wichtig das ist. Ihr habt die Leute ja nicht aus Spaß gefangen. Selbst wenn er rausfinden sollte das ihr nicht wirklich bedroht werdet, was sollte er groß tun? Er wird sicher nicht gegen dich kämpfen, verglichen mit uns hat er doch die Kraft einer Maus."

Unsere Familie wird also nicht bedroht, die Opfer sind für was anderes bestimmt und ich habe mich einfach so auf den Arm nehmen lassen! Wie konnte ich nur so dumm und naiv sein? Gerade redete keiner, ich wusste nichtmal warum ich sie von hier hören konnte. Ich wusste ehrlich gesagt nichts mehr.

"Das schlimmste ist der 'Urvampir'."

Das Wort betonte er komisch, danach lachte er sarkastisch. Es klang auch etwas verzweifelt. Wenn ich ehrlich bin war es mir bis hier genug also schnappte ich mir meine Jacke und lief Richtung Tür. Ich öffnete sie leise und knallte sie dummerweise zu.
Dann kramte ich meinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. Sofort fuhr ich los, an einen Ort den ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr besucht habe. Der Ort der mir einst sehr heilig und wichtig war. Ich ging dort hin wenn ich halt suchte und jemanden zum Reden brauchte auch wenn ich keine Antwort bekam: der Friedhof
Dort, wo immer nur Trauer herrscht, war ein Ort für mich wo ich mit meiner Familie vereint sein konnte. Es klingt vielleicht absurd aber ich kam hierher wenn ich traurig war um mich nach einer Unterhaltung mit dem Grab meines Bruders besser zu fühlen.
Jetzt in diesem Moment, sitze ich auf meinen Knien, mit aufgequollenen Augen und einem verwirrten Gehirn.

"Justin,verzeih mir..."

Ich erschrak. Mein Bruder platzierte seine Hand auf meine Schulter und kniete sich neben mich. Man hörte ihm an das es ihn innerlich auffraß. Ich sah ihm in die Augen und konnte nur mein Kopf schütteln. Brüder! Brüder verdammt nochmal. Was konnte er mir denn nicht sagen. Mittlerweile war es schon wieder stockdunkel.

"Wenn der richtige Zeitpunkt kommt wirst du alles verstehen, vertrau mir"

Versuchte er mich zu überzeugen, aber diesmal werde ich nicht dumm sein. Ich schaute ihn empört an und schlug seine Hand von meiner Schulter.

"Vertrau mir? Ist das dein Ernst? Ich wurde von vorne bis hinten belogen. Ich würde keine große Sache daraus machen wärst du nicht mein eigentlich toter nicht toter Bruder mit einem Plan der Menschenleben kosten wird aber ich weiß einfach nicht mehr was ich glauben soll und was nicht. Mason, du bist die einzige Person der ich vertraue!"

Es liefen weitere Tränen über meine Wange und nun wurden seine Augen auch feucht. Mein Herz zerriss gerade in unendlich viele Stücke. Dann zog er mich in eine Umarmung und entschuldigte sich abermals. Letztendlich fuhren wir wortlos nach Hause und versuchten den Tag zu verarbeiten.

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Endlich ein neues Kapitel:) wie findet ihr diese Wendung und habt Ihr Verbesserungsvorschläge? Ab in die Kommentare❤️ bis morgen ihr lieben 😘

21- ein ewiges Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt