#10

899 41 0
                                    

Diegos Sicht

Als ich kurzerhand beschlossen habe einfach abzuhauen und loszufahren, führte mich mein Auto zum Grand Canyon. Ich liebe es einfach dort, umgeben von der Schönheit dieser Welt, zu sitzen und nachzudenken. Über mein Leben, über mich und darüber wie es weitergehen soll. Denn eigentlich sollte ich glücklich sein, dass ich den Alpa Auftrag bekommen habe, dass es mir so gut geht und so weiter, aber ich bin es nicht. Ich bin nicht mehr glücklich gewesen, seit Lucinda vor knapp sechs Monaten gestorben ist.

Sie hatte einen Autounfall mit einem anderen Auto, dessen Fahrer auf der falschen Spur gefahren ist. Dieser Kerl ich hasse ihn so abgrundtief dafür, dass er mir meine Lucy weggenommen hat und dass er jetzt weiterlebt, als wäre nie etwas geschehen. Das schlimme dabei ist auch noch, dass sie auf dem Weg nach Hause war, kurz nachdem wir uns gestritten haben. Meine letzten Worte zu ihr waren, "Na, dann geh doch. Ich brauche dich eh nicht".

Man kann sich wahrscheinlich vorstellen, was für Schuldgefühle ich deswegen habe. Sie war die Liebe meines Lebens und sie ist tot. Ich werde nie wieder eine andere lieben können, es würde sich wahrscheinlich so anfühlen wie Verrat.

Ich stelle mein Auto vor einem schäbigen Motel ab und setze mich auf der anderen Straßenseite unter einen Baum an die Kante, die den Anfang des Canyon markiert. Es ist früh am Morgen, vermutlich erst fünf Uhr und die Sonne geht gerade auf.

Saras Sicht

Mit einem Ruck wache ich schreiend auf. Und obwohl das für mich Routine ist, bin ich schweißgebadet. Seufzend richte ich mich auf und ziehe meine nassen Sachen aus, dann schnappe ich mir neue und gehe unter die Dusche. Als das heiße Wasser auf mich herabprasselt und die vergangene Nacht wegwäscht, fühle ich mich sofort besser.

Ich wasche meine Haare und meinen Körper und gehe dann wieder hinaus, um mich in meine schwarze, kurze Sporthose zu quetschen. Es wäre vermutlich auffällig, wenn ich in Arizona, also dem Wüstenstaat schlecht hin, eine lange Hose tragen würde. Dazu ziehe ich wieder einen Hoodie an, aber nicht den von Harvey, da der erstmal wieder gewaschen werden muss. Dann packe ich alles zusammen in den Rucksack und schaue auf die Uhr, es ist kurz vor Sieben, also mache ich mich auf den Weg runter zum Frühstück, denn das Croissant und die Schokoriegel von gestern sind schon weg.

Ich setzte mich auf einen roten Sessel in der Ecke und warte. Die alte Lady steht nach wie vor am Tresen, hält die Stellung und tippt am Handy herum. Ich beobachte sie eine Weile, bis sich die Türen zum Speisesaal öffnen und ich endlich essen kann, denn um ehrlich zu sein, bin ich am verhungern. Ich bin die Erste im Saal und das ist gut, denn so muss ich mich nicht in dämmliche Schlangen anstellen und kann mir das Beste aussuchen, soweit es in diesem Motel überhaupt etwas Essbares gibt, dass sich so nennen kann. Also gehe ich zu dem Buffet und nehme mir von allem etwas.

Diegos Sicht

Ich stehe wieder auf, da meine Glieder schon ganz steif geworden sind und mit der Sonne allmählich auch die Hitze widerkommt. Ein letztes Mal sehe ich mir nochmal die Landschaft an, bevor ich zum Auto gehe, einsteige und losfahren will, bis ich bemerke, dass ich unbedingt tanken muss. Ich fluche innerlich und steige wieder aus, denn ich hab keinen Plan, wo hier die nächste Tankstelle ist.

Also laufe ich zum Motel und frage den erstbesten Mensch. Die Rezeptionslady. "Entschuldigung, wissen sie wo hier die nächste Tankstelle ist?", frage ich. Sie schaut gelangweilt von ihrem Handy auf und sieht mich verständnisslos an. "Ne keine Ahnung", antwortet sie und widmet sich wieder dem Handy. Ich verdrehe genervt die Augen. "Haben sie vielleicht in ihrem Handy Maps installiert?", frage ich. "Können sie nicht jemand anderen fragen, ich bin kurz vor dem Sieg", schnautzt sie mich an. Langsam kocht die Wut in mir auf.

On the Run (Wolves Heart)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt