Saras Sicht
Die Tür fällt ins Schloss. Sie sind weg. Ich renne zu meinem Balkon und sehe gerade noch, wie das Auto wegfährt. Jetzt oder nie. Ich werde ihnen folgen müssen und überprüfen, ob meine Theorie stimmt, aber dazu brauche ich ein Auto. Eilig renne ich runter ins Wohnzimmer, wo Jasmine auf dem Sofa liegt und raucht. Wohl doch nicht so ein braves Mädchen.
"Jasmine, kann ich mir ein Auto ausleihen?", frage ich sie gehetzt. Ich finde es bringt nie etwas, um den heißen Brei zu reden. "Wozu?", will sie wissen. Mist. Ich kann ihr doch nicht sagen, dass ich ihren Brüdern folgen will. "Ist es wegen Diego?", ratet sie und trifft damit genau ins Schwarze. Das kann sich offenbar meinem Gesicht ablesen, denn sie sagt dann daraufhin: "Ich komme mit. Ich hab es satt, dass Diego mir nicht erlaubt mitzukommen".
Ich habe wohl keine andere Wahl, als zu nicken und sie schnell Richtung Tür zu scheuchen. Wir ziehen beide unsere Schuhe an und fetzten zu Jasmines Wagen.
Nur wenige Minuten später sind wir auf dem selben Highway, auf den auch Diego und Joakim aufgefahren sind. In einem guten Abstand und drei Autos zwischen uns, folgen wir ihnen. "Du hast gesagt, dass Diego dich nicht mitkommen lässt? Weißt du denn wohin er fährt und was er dort macht?", frage ich aus Neugierde. "Natürlich, er ist mein Bruder", antwortet sie barsch, den Blick fest auf die Straße gerichtet. "Ich frag ja nur", murmel ich und richte meinen Blick aus dem Fenster.
"Wieso willst du überhaupt wissen, was er treibt. Was geht es dich an?", frägt sie nach einigen Minuten des Schweigens. "Es geht mich mehr an, als du denkst", antworte ich grimmig, ohne zu viel über Diegos und meine Beziehung zu verraten. Dafür kassiere ich einen misstrauischen Seitenblick von ihr. Ihr scheint wohl gerade klar zu werden, dass sie mich nicht sonderlich gut kennt. Sieht sie mich jetzt als Bedrohung für ihren Bruder?
Kann mir auch egal sein, denn Diegos Wagen blinkt gerade zur Ausfahrt hin. Auch Jasmine setzt den Blinker und folgt ihnen, ohne gesehen zu werden, denn ein riesiger schwarzer Van hat sich zwischen uns gedrängt. Kurz streife ich den Van mit meinem Blick und blicke wieder aus dem Fenster, als mein Kopf zurückschnellt. Dieses Kennzeichen! Ich kenne dieses Kennzeichen!
7MDA999
Es ist das selbe Kennzeichen von dem Van, das in den Autounfall involviert war, bei dem meine Eltern umgekommen sind. Jetzt, fast 1000 Kilometer weit weg, am Arsch der Welt in irgendeiner abgelegen Wüste, sehe ich es wieder. Wie kann das sein? Mein Herz schlägt so schnell, dass ich drohe zu hyperventilieren. Das kann kein Zufall sein. Der kalte Schweiß bricht in mir aus.
"Hey, Sara. Alles okay bei dir?", frägt Jasmine ein bisschen beunruhigt. Mein Atem hat begonnen schneller zu werden. "Ich glaube ich habe eine Panikattacke", stoße ich hervor.
"Ganz ruhig. Wir sind bestimmt gleich da", meint sie , selbst etwas panisch in der Stimme. Ich versuche mich zu beruhigen und irgendwie schaffe ich es auch. Die beiden Autos vor uns, der Van und Diegos Auto, werden stetig langsamer. "Wir sollten hier halten und uns den restlichen Weg zu Fuß anschleichen", schlage ich mit zitternder Stimme vor. Jasmine erwidert nichts, aber sie hält den Wagen, wie gesagt, in der Nähe an, so dass er nicht leicht gesehen werden kann und steigt aus. Ich folge ihr. Mal gucken, was wir zu sehen bekommen.
Ganz langsam und vorsichtig schleichen wir uns auf Zehenspitzen den beiden Wagen so nah an, dass wir beobachten können, was dort auf dem Parkplatz, auf dem sie stehen, vor sich geht, ohne aber selbst entdeckt zu werden. Wir knien uns hinter einen niedrigen Strauch auf die Lauer.
"Ich mache mir Sorgen um ihn", flüstert Jasmine plötzlich. Sie hätte gar nicht flüstern müssen, da wir uns noch außer Hörweite befinden, aber die Stimmung bringt sie wohl dazu. Also flüster ich zurürck. "Er sorgt sich auch sehr um dich, weißt du". Zwei Personen, in schwarz gekleidet und fünf weitere Menschen steigen aus dem Van. Ich erblicke Diego, Joakim und drei andere, die dort wohl schon auf sie gewartet haben. Einen von den Dreien erkenne ich als Draco.
"Ich hab nur noch ihn und Joakim, die mir aus meiner Familie geblieben sind. Ich hab einfach Angst, dass sie in etwas geraten, das zu groß für sie ist". "Ich weiß, was du meinst, aber Diego ist sehr zäh, den kriegt man so leicht nicht geschlagen". Jasmine nickt leicht lächelnd. "Er hat sich sehr verändert, seit du hier bist", eröffnet sie mir plötzlich. Mein Kopf springt zu ihr über. "Wie meinst du das?", will ich neugierig wissen. "Nun ja, früher war er immer so wütend, auf nichts bestimmtes, aber seit du-", sie bricht ab. Ihre Augen weiten sich vor Schreck. Ich schaue zum Geschehen.
"Ich kenne die beiden in Schwarz, die haben mich letztens entführen lassen", redet sie atemlos. "Kannst du noch jemanden erkennen?", frage ich. Sie schüttelt den Kopf. "Die anderen kenne ich nicht". Diego nährt sich den Zweien in Schwarz. Ich bin mir fast sicher, dass einer der beiden eine Frau ist, aber beide Gestalten sind sehr massig, weshalb das schwer festzulegen ist.
Er schüttelt beiden die Hände jndsagt irgendetwas. "Es ist eine Frau und ein Mann, ich glaube sie heißen Alpas oder so, kann auch sein, dass ich mich irre", erklärt Jasmine während wir das Geschehen beobachten. Dann sagt sie nichts mehr und wir schweigen.
Diego winkt Joakim zu sich und auch Joakim gibt den beiden Alpas die Hand. Dann spricht er. Kurze Zeit später nicken die Alpas und schütteln Diego nochmals die Hand. Ich wüsste nur zu gern, von was dieses Treffen gehandelt hat. Als nächstes steigen die Alpas zusammen mit ihren fünf Leuten und den Dreien von Diego in den schwarzen Van und fahren davon. Wo sind die Drogen?
Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass das Ganze hier eine Drogenübergabe sein würde, aber nein. Anscheinend nicht.
Diego und Joakim gehen zurück zu ihrem Auto und steigen ein."Komm, wir sollten vor ihnen Zuhause sein", flüstere ich Jasmine zu, als Diegos Auto den Parkplatz verlässt und bin schon dabei aufzustehen.
*
Die Haustür fliegt auf. "Jasmine? Sara?", ruft Diego von unten hoch. Keine Antwort. Ohne die Schuhe auszuziehen begibt er sich die Glastreppen nach oben ins Wohnzimmer. Auch hier niemand. Er flucht. Joakim ist schon auf dem Weg in die Küche, um dort nach den beiden zu sehen, da schreit Jasmine plötzlich: "Wir sind in Saras Zimmer".
Beide rennen nach oben und staunen nicht schlecht, als dort wirklich Sara und Jasmine auf der Bettdecke sitzen und sich die Fußnägel lackieren.
Diego hätte schwören können beim verlassen des Parkplatzes Sara in einem Gebüsch und Jasmines Auto gesehen zu haben. Aber das lässt sich ganz einfach nachprüfen. Er begibt sich wieder die Treppe hinunter durch das Wohnzimmer und zur Haustür. Eine grimmige Entschlossenheit hat ihn gepackt. Währenddessen wechseln Sara und Jasmine einen besorgten Blick, der Joakim nicht entgeht und hetzten Diego hinterher.
Dieser ist schon fast an Jasmines Auto angekommen, als sie ihn einholt und festhält. "Was hast du denn vor?", will sie panisch wissen. "Lass mich los", sagt er mit ruhiger, aber mit vor Zorn bebender Stimme. Sie krallt sich noch fester in seine Arme. Sara steht oben auf der Treppe zusammen mit Joakim und beobachtet das Ganze entsetzt. Eine Gleichgültigkeit begann sich in ihr auszubreiten. Diego würde es so oder so erfahren, dass sie ihnen gefolgt sind.
Joakim neben ihr wirkt hin und her gerissen. Er seuftzt, als Diego sich aus dem Griff von Jasmine ohne große Mühe befreit und die Motorhaube ihres Wagens berührt. Ohne Zweifel ist die Motorhaube immer noch brennend heiß, von ihrer kleinen Spritztour.
"Das hättet ihr nicht tun sollen", sagte Joakim leise. Diego wirkt wie erstarrt. Seine Hand verweilt noch einen Augenblick auf der Haube, dann dreht er sich langsam um und stampft ohne Jasmine eines Blickes zu würdigen und wütend auf Sara zu. Sara erzittert. Der Blick in Diegos Augen bedeutet nichts Gutes.
Ich wollte euch allen danken für die 380 Votes und die 3,8 K reads, ihr spornt mich damit wirklich an weiterzuschreiben. Doch leider hat mich die letzten Wochen die altbekannte Autorenkrankheit befallen. Die Schreibblockade. Ich hoffe, dass ich sie durch das Schreiben dieses Kapitels nun gelöst habe, aber man weiß ja nie.
DU LIEST GERADE
On the Run (Wolves Heart)
ChickLitDiego. Sara. Er ist gefährlich und wild. Sie ist provokant und rachsüchtig. Er ist ein Mafiaboss. Sie hat gerade erst die Highschool beendet. Zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein können. Auf der Suche nach dem Geheimniss ihrer Eltern und d...