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Diegos Sicht

Zeitgleich mit Saras Zeugnisausgabe16 Juni

"Hey, Joakim hast du Jasmine gesehen?", frage ich meinen Halbbruder. Ich habe sie nämlich den ganzen Tag schon nicht gesehen. "Ne keine Ahnung, Mann. Mach dir keine Sorgen, sie ist schon groß. Komm wir müssen los. Die Jungs warten bereits am vereinbarten Ort", gibt er zurück und verlässt das Haus, er geht schon mal zum Wagen. Ich seufze, nachdem ich erfolglos versucht habe Jasmine zu erreichen und folge ihm schließlich in die Auffahrt. 

Er sitzt auf dem Beifahrersitz meines Bugattis und zündet sich eine Kippe an. Ich hocke mich auf die Fahrerseite und versuche nicht auszurasten. Joakim weiß genau, dass er nicht in meinem Auto rauchen soll. "Hey, kann ich einen Zug?", frage ich mit einem falschen Lächeln und einem Unterton, der nichts gutes verheißt. "Klar. Hier", meint Joachim, dem der Unterton entgangen ist. Ich nehme die Kippe ziehe einmal genüsslich daran und schnipse sie dann aus dem Auto. "Wenn du noch einmal hier drin rauchst landet die in deiner Boxershorts, irgendwann, schleiche ich mich an dich heran, wie dein Schatten und dann bist du fällig. Arsch", schnaube ich und setzte meine Sonnenbrille auf. "Jaja, fahr jetzt los", lacht er dumm. 

Also fahre ich los und nach zehn Minuten sind wir da. Die anderen warten bereits. Als ich aussteige, kommen sie zu uns und berichten, was los ist. "Jason hat den Stoff hergebracht. 100 Kilogramm Schnee. Sie kommen höchstpersönlich um ihn abzuholen. Diego, verrat doch mal, wie viel springt dabei raus?", will Jason wissen. "Wenn wir erwischt werden 10 Jahre Knast. Wenn nicht, dann sechs Millionen. Eine Million für jeden von uns", antworte ich und gehe zu dem Auto, indem der Stoff gelagert wird. Ich lehne mich an diesen und warte auf die Auftraggeber. Normalerweise kommen sie nie persönlich und ich habe sie auch erst einmal gesehen. Sie mögen es lieber nicht gesehen zu werden. Aber bei so einem wichtigen Deal geht es nun mal um Alles. Weitere zehn Minuten später nähert sich ein schwarzer Van. Als das Ehepaar unter dem Namen Gonzales, jetzt aber Alpa, aussteigt und auf mich zukommt, steigt mir der Puls, ich lasse mir allerdings nichts anmerken. Die zwei sind die meistgesuchtesten Personen Amerikas, sie haben schon über 2000 Menschen auf dem Gewissen, soweit sie ein Gewissen haben, und sind ständig auf der Flucht. Trotzdem sind sie die Anführer des größten Mafiakartells Nord und Mittelamerikas. Des Alpa Kartells, das früher zu ihren Anfangszeiten noch Gonzales-Kartell hieß.

Ich schüttele dem Mann und der Frau die Hand. Ich kenne ihre Vornamen nicht. Niemand weiß sie, angeblich selbst ihre eigenen Kinder nicht.  Sie sehen Angsteinflössend und psychopathisch aus, aber auf der anderen Seite auch gut gepflegt, ordentlich angezogen und kultiviert. "Und hat alles geklappt?", frägt der Mann und öffnet den Kofferraum. Seine Stimme klingt gleichzeitig weich wie Honig und rau wie Schleifpapier. Im Kofferraum befinden sich zehn mittelgroße, rechteckige Päckchen mit jeweils zehn Kilo Kokain. "Ja", antworte ich und lasse ihn machen. Er muss überprüfen ob das Zeug, auch dem Qualitätstandard entspricht, der unserer Truppe zugesprochen wird. Als er zufrieden den Kofferraum zuschlägt und mir auf die Schulter klopft, kann ich erleichtert ausatmen, was ich aber nicht tue, sonst würden sie noch meine Schwäche spüren. 

"Das Geld wird dir in verschiedenen Summen überwiesen. Was die Bank betrifft sie steht unter unserer Kontrolle, trotzdem kann man so große Beträge nicht mit einem Mal überweisen, ohne Andere aufmerksam zu machen", meint die Frau, mit ihrer tiefen, herrischen Stimme. Der spanische Akzent ist deutlich herauszuhören, anders als bei ihrem Ehemann. Ich nicke zum Zeichen das ich verstehe. Dann laden meine Jungs das Zeug in den Van. "Ach ja und Diego. Gute Arbeit!", lobt mich der Mann, als er wieder eingestiegen ist und fährt daraufhin mit dem Van weg. Seine Frau hinterher. 

"Alles gut gelaufen, oder Diego", meint Grayson zufrieden. "Irgendetwas stimmt mit denen nicht. Sie verhalten sich komisch", erwidert Sven, der jüngste von uns. "Solange die Bezahlung stimmt, interessiert mich das nicht weiter", sage ich gelangweilt und begebe mich zurück zu meinem Auto. "Also bis heute Abend, wir sehen uns im Club. Heute geht alles auf mich", grinse ich und fahre los, als auch Joakim wieder neben mir im Auto sitzt.

Danke fürs Lesen!

Kurze Info zum Buch: Es werden immer abwechselnd Kapitel von Diego und Sara hochgeladen.

On the Run (Wolves Heart)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt