On the Run (Wolves Heart)

#18

Saras Sicht

Die Sonne scheint mir penetrant ins Gesicht, sodass ich aufwache. Sie steht bereits hoch am Himmel, also muss es mittags sein, oder zumindest kurz davor. Als nächstes bemerke ich zwei Arme um meinen Körper. Einen um meine Hüfte gelegt, der andere umschließt meine Taille. Kurz bin ich irritiert, doch dann fällt mir ein, weshalb ich in Diegos Bett liege.

Ich hab in der Nacht an seine Tür geklopft und ihn gefragt, ob wir wieder zusammen schlafen können, natürlich ohne sexuellen Kontakt, aber das versteht sich von selbst. Was er allerdings nicht weiß, ist, dass ich davor mindestens eine halbe Stunde an seiner Tür überlegt habe, ob ich das überhaupt machen soll. Ich vertraue ihm immer noch nicht, aber mein Körper scheint da anderer Meinung zu sein. Er kann sogar nicht mehr ohne ihn einschlafen. Vielleicht ist das auch gar nicht physisch, sondern zum Teil auch psychisch bedingt. Jedenfalls wurde ich mit einer weiteren traumlosen Nacht gesegntet.

Ich merke wie Diego auch langsam aufwacht und sich neben mir anfängt zu bewegen. Sein Körper hat in der Nacht so viel Hitze ausgestrahlt, dass ich die Decke von uns geschleudert habe, um nicht zu verbrennen. Mir ist es ein Rätsel, wie jemand so warm sein kann. Es ist fast so, als hätte er die Hitze des Tages in seinem Körper gespeichert.

Obwohl ich meine Gefühle für Diego nicht ordnen kann, fühlt es sich gut an, wie er mich in seinen Armen hält und vor den Alpträumen beschützt.

"Guten Morgen", sage ich und drehe mich um, um sein Gesicht zu sehen. Er schmunzelt und zieht mich näher zu sich heran, sodass meine Hände nun auf seiner Brust ruhen. Ich hinterfrage das einfach mal nicht.
"Bist du schon länger wach?", frägt er und seine Stimme klingt wirklich sexy und rau. "Ja, aber ich wollte dich nicht aufwecken", antworte ich und wundere mich über seine Augen. Sie sind so grün. Seine schwarzen Haare sind zerzaust und ein kleiner Bart ziert sein Gesicht. Er ist der Inbegriff der Männlichkeit mit seinem muskulösem Körper und auf einmal frage ich mich, ob er eine Freundin hat und wenn ja, ob das nicht falsch ist, was wir machen, auch wenn es wirklich nur nebeneinander schlafen ist.

Ich weiß wirklich nicht, was ich für ihn empfinde, ob es positive oder negative Gefühle sind oder beides gleichzeitig. Das gilt es jetzt die nächsten Tage herauszufinden.

"Das ist süß von dir", erwidert er und betrachtet mein Gesicht. Ich wüsste zu gerne, was er jetzt denkt. "Du solltest deine Pillen nehmen, es ist wahrscheinlich schon nach zehn Uhr", bemerke ich und zerstöre damit den friedlichen Augenblick.

Diego löst seine Arme von mir und richtet sich auf. Sofort vermisse ich seine Wärme. Er setzt sich an den Bettrand und fährt sich seufzend durch die Haare. "Ich muss dir wohl einen schönen Schrecken eingejagt haben damals, dass du so darauf fixiert bist, dass ich meine Medizin nehme", stellt er fest und klingt irgendwie verbittert. Dann nimmt er sich eine Flasche Wasser und die Pillen, die neben seinem Bett liegen und schluckt alle auf einmal.

"Ja, hast du. Aber es ist trotzdem wichtig, dass du sie nimmst", gifte ich zurück und erhebe mich auch aus dem Bett. Versteht er denn nicht, wie wichtig es auch für ihn ist, dass er die Pillen nimmt? Kaum haben wir beide das Bett verlassen, ändert sich die Stimmung zwischen uns auch schon wieder. Eine gewisse Anspannung liegt in der Luft.

"Ja gut, ich gehe dann mal zum Frühstück", meine ich und laufe los, als ich höre wie Diego mir folgt. "Ich muss auch etwas essen", ist seine Aussage auf meinen fragenden Blick.
Leise höre ich wie er: "¡Este culo!", auf Spanisch raunt. Übersetzt bedeutet das sowas wie: dieser Arsch. Ich tue einfach so, als hätte ich das eben nicht gehört und schlendere die Treppen ins Wohnzimmer hinunter.

Dort sehe ich schon Jasmine und Joakim auf dem Sofa sitzen und über irgendetwas diskutieren. Ich begrüße sie und gehe die zweite Glastreppe hinunter in die Küche. Im Moment habe ich keine Lust mit ihnen zu reden.