Saras Sicht
Da die Bank bereits um zehn Uhr aufmacht, checken Diego und ich schon um acht Uhr aus dem Hotel aus. Überraschenderweise hatte Diego sich wie der Gentleman, den ich anfangs kennengelernt habe verhalten und hat auf dem Sofa geschlafen und mir das Doppelbett überlassen. Wir haben nicht viel geredet, hauptsächlich weil wir so müde waren. Das Schweigen hält jetzt auch schon den ganzen Morgen an.
Wir gehen Seite an Seite über den Parkplatz zu seinem Auto und ich setze mich auf den Beifahrersitz. Diego steigt neben mir ein und schließt die Tür mit einem lauten Knallen. "Die Bank ist am anderen Ende der Stadt in der Missouri Avenue 909 E, aber bevor wir dahinfahren, wäre es nicht schlecht zu frühstücken", meint er und schaut mich fragend an. Ich nicke und er fährt los.
Natürlich hätten wir auch im Hotel frühstücken können, aber irgendwie haben wir beide keine Lust auf das Buffet dort.
Als wir den Parkplatz verlassen, räuspert sich Diego kurz und er fängt an mit einer sehr rauen, dunklen Stimme zu sprechen. "Wegen dem, was im Badezimmer passiert ist, also..", er bricht ab und ich schaue ihn aufmerksam von der Seite an. Er spannt seinen Kiefer an und kneift die Augen vor der Sonne, die ihm in die Augen scheint, zusammen. "...also es tut mir leid. Ich hätte mich dir gegenüber anders verhalten sollen", sagt er schließlich und blickt mich flüchtig an, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. "Ehrlich gesagt bin ich froh, dass du so -offen- warst. Jetzt weiß ich wenigstens, wie du wirklich bist", meine ich schulterzuckend und schaue wieder aus dem Fenster. Auch mich blendet die Sonne, weshalb ich eine Sonnenbrille aus Diegos Fach krame und sie anziehe, ihm gebe ich eine zweite.
"Aber ich bin gar nicht wirklich so. Es ist nur, dass ich-", er bricht ab. "Sagen wir es einfach so: Ich kann nicht gut mit Druck und Stress umgehen, weil ich-", er bricht erneut ab. "Weil du eine bipolare Störung hast", beende ich seinen Satz. Ruckartig bleibt der Wagen mitten auf der Straße stehen und es schleudert mich nach vorne. Zum Glück ist keiner hinter uns gefahren, denke ich mir, während ich mich wieder aufrichte. Diego starrt mich ungläubig, ja fast entsetzt, an.
"Woher weißt du das?", will er wissen. Er ist bemüht seine Stimme zornig klingen zu lassen, aber ich höre deutlich die Angst heraus. Ich kann nicht anders, als mich über meinen Scharfsinn und die Tatsache, dass ausgerechnet ich Angst in ihm auslösen kann, zu freuen. "Hab deine Medikamente gesehen, nachdem du mich im Bad bedrängt hast", erwidere ich und blicke ihn herausfordernd an. Er fährt wieder los. Gut so, dann starrt er mich wenigstens nicht mehr an.
"Gut, also wenn du es eh schon weißt, dann schadet es ja nicht, wenn ich es dir erzähle", er macht eine kurze Pause und fährt dann fort. "Manchmal kriege ich die Dosierung meiner ganzen Tabletten, es sind verdammt viele, nicht in den Griff und wenn ich sie nur einmal vergesse zu nehmen, dann...", sagt er langsam. "...dann passiert sowas, wie gestern", beendet er den Satz. So wie er da verloren wirkend auf den Weg achtet, kommt ein Anflug von Mitgefühl in mir hoch, aber er verfliegt auch schnell wieder nach seinem nächsten Satz. "Du darfst es niemandem erzählen. Niemandem, capito? Nicht Jasmine, nicht Joakim, Niemandem!"
"Die beiden wissen es nicht? Aber wie..?", frage ich verblüfft. "Sie dürfen mein Badezimmer nicht betreten", antwortet er. Nachdenklich blicke ich aus dem Fenster auf die Stadt, die jetzt voller Energie und Lebendigkeit gefüllt ist. Den Rest der Fahrt schweigen wir wieder, beide in Gedanken versunken. Als ich wieder wahrnehme, wo wir uns befinden, stelle ich fest, dass Diego auf den Drive through des In and Out zusteuert. Burger am Morgen? Soll mir recht sein. "Anspruchsvoll bist du ja nicht gerade", stelle ich fest und ziehe eine Augenbraue hoch. Da wir jetzt vor dem Schalter stehen, lässt er die Scheibe runterfahren und gibt seine Bestellung auf. Als er fertig ist, will er wissen was ich möchte. Nachdem ich bestellt habe und wir beide unsere Bestellungen erhalten haben, verlässt er wieder das In and Out.
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On the Run (Wolves Heart)
ChickLitDiego. Sara. Er ist gefährlich und wild. Sie ist provokant und rachsüchtig. Er ist ein Mafiaboss. Sie hat gerade erst die Highschool beendet. Zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein können. Auf der Suche nach dem Geheimniss ihrer Eltern und d...