Kapitel 32

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Ich folgte Dustin nach draußen. Er ging ein paar Schritte in den Wald und drehte sich dann zu mir um. Sein Gesichtsausdruck war hasserfüllt und seine Hände zu Fäusten geballt.

„Du hast hier deinen Spaß, was?", griff er mich auf einmal an. „Meine Tochter – deine Nichte – wurde entführt und du hopst hier von Bettkante zu Bettkante."

„Ich tue bitte was?!", fragte ich empört. Okay, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Scheiß Situation hin oder her. Das ging definitiv zu weit.

„Erst tust du bei mir einen auf gute Seele, dann lässt du dich von Phillip begrapschen und jetzt ist Mason an der Reihe? Kriegst du denn nie genug Aufmerksamkeit?"

„Jetzt komm' mal bitte wieder runter", fuhr ich ihn an. „Ich habe netterweise deine Wunden behandelt, weil du Austin ja zu grob fandest, Phillip hat mich definitiv nicht begrapscht – ich weiß ja nicht, in was für einem Universum du lebst – und Mason ..." Ich suchte nach einer Erklärung, die ich ihm auftischen konnte, die aber am besten nicht gelogen war.

„Ja?", fragte er und ich meinte so etwas wie Schadenfreude dabei herauszuhören.

„Das ist ... kompliziert."

„Aha. Kompliziert ist es also. Tja, tut mir leid in eure Wolke Sieben reinzuplatzen, aber meine Tochter steckt möglicherweise in Lebensgefahr und wir haben immer noch keine Spur. Es wäre also absolut reizend, wenn ihr eure Turteleien auf später verschieben könnt."

„Sag' mal, hakt's bei dir?", fauchte ich. Am liebsten hätte ich ihm eine geklatscht. Wie konnte er nur so von uns denken? „Wir turteln nicht herum. Wenn du es genau wissen willst, hab' ich Mason nur getröstet, weil er sich wegen Neles Verschwinden selbst fertig macht. Argh. Wenn du und dein scheiß großes Ego nur wüsstet!" Ich trat gegen den nächstbesten Baum, so wütend war ich. „Wir machen uns auch Sorgen um Nele, sehr sogar. Und ich verstehe auch, dass es dir extra scheiße geht, weil du ihr Vater bist. Aber das gibt dir noch längst nicht das Recht alles und jeden anzumucken, nur weil's dir gerade so passt!"

Dustin schnaubte verächtlich. „Wenn du dir Sorgen machst, dann ist Mason mein Vater."

Jetzt lag es an mir zu schnauben. „Knapp daneben ist auch vorbei", murmelte ich und drehte mich zum Haus.

„Was hast du gesagt? Sprich gefälligst lauter. Und dreh mir nicht den Rücken zu, wenn ich mit dir streite." Seine Worte waren fast nur ein wütendes Knurren.

Mir platzte nun endgültig der Kragen. „Da haben wir's wieder: Streiten. Deine Tochter ist verschwunden und du hast nichts Besseres zu tun als zu streiten. Ich meine, wir tun ja eh kaum was anderes als zu streiten. Und weißt du was? Ich hab' kein Bock mehr. Geh' doch dahin, wo der Pfeffer wächst und lass deine Wut an dem aus. Ich hab' die Schnauze voll." Mit wütenden Schritten ging ich ins Haus zurück und knallte die Tür hinter mir zu. Falls er es wagen würde, mir hinterher zu kommen, dann würde er was zu erleben bekommen.

Phillip kam schlaftrunken aus meinem Zimmer getaumelt. „Was ist denn los?"

„Nichts", fauchte ich, immer noch wutentbrannt. In der Küche angekommen sammelte ich das benutzte Besteck zusammen und pfefferte es lautstark in das Spülbecken. „Dieser arrogante Penner!" Bei den Tellern war ich etwas vorsichtiger, aber auch sie klapperten gefährlich.

Mason seufzte. „Ich frag' besser nicht...?"

„Nein."

Ich griff nach dem Topf auf dem Tisch, aber Phillip war schneller. „Meins." Er schnappte sich einen Löffel aus einer der Schubladen und machte sich über die Reste von Mason und meinem Mittagessen her.

SheWolf || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt