Kapitel 11

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„Sechs?" Schock stand in den Gesichtern meiner Eltern und meiner Schwester. Auch wenn sie erst sieben war, war ihr klar, dass sechs ein paar zu viel waren.

„Was willst du denn mit sechs Jungs?", fragte Mam und ich schüttelte den Kopf über diese Bemerkung.

„Nicht das, was du denkst! Wir sind ... zwangsweise befreundet", klärte ich sie so gut wie möglich auf. „Und dazu gehören auch noch die Freundin des einen Typen und die Tochter eines anderen. Irgendwie."

„Also läuft da nichts zwischen dir und einem von ihnen?", hakte sie nach und als ich den Kopf schüttelte schien sie sich in einem Stadium zwischen Erleichterung und Enttäuschung zu befinden.

„Und wie hast du die kennengelernt?" Paps schien neugierig. Eigentlich kein Wunder, denn ich kam nur selten unter Leute.

„Zufall." Ja genau, denn man wurde ja nicht jeden Tag gegen eine Wand gepresst, weil man zufällig seiner Zwillingsschwester ähnlich sah.

„Oh ... okay." Damit ließen sie das Thema auf sich beruhen – vorerst. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass sie später noch eine ausführliche Diskussion darüber führen würden. Hoffentlich wenn ich nicht da war.

~

Schnüffelnd strich ich durch die Wälder meiner Heimatstadt, die ich bis heute nur sehr selten  besucht hatte und nie so wahrgenommen hatte wie in dieser Nacht. Ich ließ die verschiedenen Düfte auf mich wirken, riet welcher wozu gehörte und genoss die durch den Mond erhellte Nacht. Das Holz der Äste knackte unter meinen Pfoten.

Ich hatte mich dank eines ausführlichen und langen Abendessens erst spät loseisen können und hatte auf eine heimliche Aktion zurückgreifen müssen. Meine Eltern vermuteten hinter jeder Ecke einen Mörder oder Vergewaltiger, da sie meiner Meinung nach zu oft Nachrichten sahen. Ich guckte allerdings auch immer mit und war auch von Natur aus misstrauisch, aber jetzt hatte ich einen ... Vorteil. War sowieso ziemlich unlogisch, dass sich ein Typ an einem Wolf vergriff.

Und wenn doch beiß' ihm einfach die Hand ab, hörte ich unerwarteter weise Phillip auf meine Gedanken antworten. Der schwarz-graue Wolf trat in meine Sicht.

Ich bellte ihn an. Was willst du denn hier?

Auf dich aufpassen, was sonst? Ich hörte an seinem Tonfall, dass er nur scherzte, trotzdem biss ich ihm in die Flanke. Nicht so heftig, dass es weh tat, aber stark genug um ihm zu demonstrieren, dass er solche Sprüche lieber lassen sollte. Er kläffte ein wölfisches Lachen, scheinbar wohl bewusst, wie er mich ärgern konnte und rannte neben mir her.

Ernsthaft jetzt: Warum bist du hier?, fragte ich ihn.

Mason will dafür sorgen, dass du zurückkommst. Er hat Angst, dass du es dir anders überlegst, schnaubte er. Keine Ahnung wie er drauf kommt.

Ich grinste. Das ist wahrscheinlich das Beste was mir je passiert ist und ohne euch würde es nicht möglich sein, also warum sollte ich nicht zurückkommen?

Er ist halt ein bisschen paranoid, erwiderte Phillip ebenfalls grinsend. Deine Schwester war nie ein großer Fan vom Wolf-Dasein und ist wortwörtlich ausgetickt, als sie herausgefunden hat, dass Nele schon so klein ebenfalls dazu in der Lage war.

Du musst zugeben, dass das schon ein bisschen krass ist!, meinte ich und dachte an Nele wie unschuldig sie als Mensch wirkte und wie anders sie sich benahm, wenn sie zum Wolf wurde. Sie ist einer der Gründe, warum ich auf jeden Fall zurückkomme. Stell dir mal vor wie sie verkümmern würde, wenn sie vierundzwanzig Stunden am Tag nur Dustin vor der Nase hätte!

SheWolf || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt