Kapitel 8

263 18 6
                                    

Xavier, Paul, das ist noch unser Land! Verschwindet und nimmt eure Köter mit, knurrte Phillip wütend.

Ha, euer Land, hast du das gehört Paul?, erwiderte der linke schwarz graue Wolf. Xavier. Ich rechnete damit, dass er der Rudelführer war.

Paul schnaubte wütend. Um die Grenzen habt ihr euch auch nicht gekümmert, als ihr Taylor umgebracht habt!

Bitte was? Wer ist Taylor?, fragte ich alarmiert. Die Patrouille lief ganz sicher nicht so wie geplant.

Taylor gehört zu deren Rudel, beantwortete Phillip meine Frage und wandte sich dann an Xavier und Paul. Wir wussten nicht, dass er tot ist. Seit wann? Was ist passiert?

Nicht so scheinheilig, knurrte Paul und baute sich vor mir auf. Und wer bist du?

Sally, knurrte ich zurück.

Ach tatsächlich? Das klingt ja wie ..., begann er, doch Phillip unterbrach ihn. Ja, genau Melly. Sie ist ihre Zwillingsschwester – nur ein bisschen aggressiver, also versuch erst gar nicht sie auch umzubringen!

Das passt ja klasse! Als Melly verschwand und wir in der Überzahl waren, habt ihr euch mit der Rache zurück gehalten und jetzt habt ihr dafür gesorgt, dass ihr in der Überzahl seid. Wie clever! Paul spuckte seine Worte förmlich in unsere Köpfe. Die drei Wölfe um uns, die bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, knurrten bedrohlich.

Paul, halt dich zurück, rief Xavier ihn zu Ordnung und auch die anderen verstummten.

Ich duckte mich und bleckte die Zähne. Ich hab zwar noch nicht wirklich die Peilung wie das hier läuft, aber wenn dann hätte ich dich gekillt, du verficktes Großmaul! Wetten du hast Taylor selbst um die Ecke gebracht?!, fuhr ich Paul an. Er zuckte zurück und jaulte auf. Allerdings nicht nur er. Ein beigefarbener Wolf jaulte ebenfalls auf. Sofort richteten sich alle Blicke auf ihn.

Marcel?!, knurrten alle gemeinsam. Dann ging alles ganz schnell und ich konnte nur mit Mühe die Geschehnisse verfolgen. Marcel wurde der Fluchtweg abgeschnitten und Paul baute sich direkt vor ihm auf. Xavier richtete seine Aufmerksamkeit kurz auf uns. Ihr könnt gehen, aber wagt es nicht noch einmal unserem Land zu nahe zu kommen.

Phillip nickte mir zu und wir rannten zurück in die Richtung aus der wir gekommen waren.

Was ist denn da eben passiert?, fragte ich ihn verwirrt.

Wölfe können nicht Lügen und als du deine Anklage ausgesprochen hast, ist Marcel aufgeflogen. So wie es aussieht hat er Taylor umgebracht um einen Streit zu provozieren, erklärte er. Es dauerte eine Weile bis ich den Gedanken verarbeitet hatte. Das war ja mal absolut krank. Wenn die alle solche Mordgedanken hatten, sollte ich mir das mit dem Wolf-Dasein vielleicht doch noch mal überlegen.

Und was war mit Paul?

Taylor war sein kleiner Bruder. Er war erst dreizehn, deshalb seine Reaktion. Das war Glück, dass sie so schnell von uns abgelassen haben. Bisher hat so eine Situation immer in einem Kampf geendet.

Meine Fresse, ihr müsst mich ernsthaft mal aufklären!

Wir sollten Mason kontaktieren. Eine Sitzung kann jetzt nicht schaden, stimmte Phillip mir zu.

In wenigen Minuten waren wir wieder beim Wohnwagen und Dustin sah uns überrascht an. Austin und Sarah hatten sich zu ihm gesellt. Dustin spielte mit seinem Handy, während die anderen beiden sich mit Nele beschäftigten. Ganz der Daddy, konnte noch nicht mal auf seine eigene Tochter aufpassen.

Noch nicht mal eine halbe Stunde später war das Rudel komplett. Dustin hatte es sich mit Nele auf dem kleinen Bett im Wohnwagen gemütlich gemacht, Mason versuchte in dem kleinen Raum sauer auf und ab zu laufen, Kyle stand wie ein aufgedrehtes Hühnchen an der Tür und beklagte sich ohne Punkt und Komma mit einem entsetzten Ausdruck auf seinem hübschen femininem Gesicht, Austin – ganz der Gastgeber – hatte sich mit Sarah auf dem Schoß auf dem Boden breit gemacht und ich saß neben Kyle's menschlichem Freund Danny auf der Minicouch.

Mason hatte uns gerade seine Gedanken unterbreitet. Auch wenn das andere Rudel – beziehungsweise ich (ich klopfte mir innerlich selber auf die Schulter) -  Marcel nun enttarnt hatte, mussten wir damit rechnen, dass sie versuchen würden uns etwas anzuhängen. Sei es Zwang, Erpressung oder verweigerte Hilfeleistung. Wir würden deshalb durchgehend Patrouille laufen müssen, wobei ich erst einmal außer Acht gelassen wurde. Meine größte Sorge waren meine Eltern. Das würde ein lustiges Wochenende werden.

„Und was ist mit unserer Shoppingtour am Wochenende? Die könne wir doch nicht einfach ausfallen lassen!", jammerte Kyle gerade drauf los.

„Kyle, das hier hat oberste Priorität", antwortete Mason ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

„Gott sei Dank", hörte ich Danny neben mir murmeln. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Als er meinen Blick bemerkte, setzte er ein scheinheiliges Grinsen auf. Ich sah ihn weiter stumpf an und es dauerte nicht lange, da begann er sich leise zu verteidigen.

„Was denn? Nur weil ich schwul bin heißt das nicht, dass ich shoppen mag! Das ist nur eins von vielen Vorurteilen! Um ehrlich zu sein hasse ich shoppen. Und jetzt hör auf so zu gucken. Das ist gruselig!"

Er schlang seine Arme um seinen Oberkörper als würde er frieren und zog einen Schmollmund. Ich kicherte. Mir gefiel der Typ irgendwie. Er wirkte nett, lachte viel – auch in bedrückenden Situationen wie dieser versuchte er scheinbar immer die Laune seiner Mitmenschen aufzuheitern – und dass er shoppen hasste machte ihn mir nur noch sympathischer.

„Dafür, dass du shoppen hasst, hast du aber ziemliche Ähnlichkeit mit einem verdammten Hollister Model!", erwiderte ich grinsend. Sein Mund klappe auf, aber er kam nicht zum Antworten, denn Kyle hatte sich vor uns aufgebaut. Ich fragte mich wie zum Teufel er es geschafft hatte sich durch den engen Wohnwagen zu uns zu zwängen.

„Danke, herzlichen Dank! Darf ich mich vorstellen? Ich bin sein persönlicher Stylist!" Er fächerte sich theatralisch Luft zu und hielt mir sein freie Hand hin. Ich ergriff sie und nutze sie um mich aufzurappeln, was auf so engem Raum gar nicht so einfach war.

„Sehr hübsch, aber mit Paris wird das so noch nichts", flötete ich ihm zu und quetschte mich zu Mason durch. Ich hörte noch wie Kyle nach Luft schnappte und Danny losprustete.

„Ich bin am Wochenende ja nicht mehr hier, aber  ... muss ich auch irgendwas erledigen?"

Mason sah mich lange eindringlich an. „Wieder kommen."

SheWolf || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt