Kapitel 29

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6 Stunden nach Neles Verschwinden

Noch bevor mein Wecker klingeln konnte, wurde ich aus dem Schlaf geheult. Ohne auch nur zu duschen oder gar zu frühstücken rannte ich aus dem Haus und verwandelte mich. Ein Strom von Gedanken stürmte gleichzeitig auf mich ein – zwei Rudel, von denen nur die Hälfte informiert zu sein schien, über das, was das Heulen verursacht hatte. Mason und Xavier erwarteten uns auf der Lichtung, jeweils geflankt von Phillip und Austin sowie Oliver und Paul. Innerhalb weniger Minuten trafen alle außer Pascal ein.

Was ist passiert?, fragte Dustin, der kurz nach mir auf der Lichtung eintraf. Nachts hatten wir uns noch eine Weile unterhalten, bis wir beide irgendwann wohl eingedöst waren. Dass wir zusammen in Mels Bett geschlafen haben, war das Endergebnis gewesen. Nicht weiter drüber nachdenken, Sal. Es gibt jetzt Wichtigeres.

Wir sind gerade von der Exkursion zurückgekehrt, klärte Xavier die Anwesenden auf.

Und?! Dustin klang mehr als nur ungeduldig.

Marcel ist nirgendswo zu finden. Mit seiner Mutter hat er seit drei Wochen nicht gesprochen und in seiner Wohnung war er auch schon seit ein paar Tagen nicht mehr. Sein Auto ist verschwunden. Wir haben alle Ansätze verfolgt und alle Hotels, Motels und Herbergen in der näheren Umgebung abgeklappert, aber nichts gefunden.

Was ist mit seiner Freundin? Die mit dem Lavendel Parfüm?, fragte Kyle.

Pascal sucht noch nach ihr. Womöglich sind sie gemeinsam unterwegs.

Sarah jaulte auf. Mir wird schlecht. Ist das wie in so 'nem TV-Drama, wo Männer Kinder anderer Menschen entführen, weil ihre Frau keine bekommen kann?

Dustin knurrte bei dem Gedanken.

Hatte er irgendwelche Hinweise hinterlassen? Eine Nachricht oder Forderung?, fragte Mason.

Wir haben nichts dergleichen gefunden, erwiderte Phillip und Austin ließ den Kopf hängen. Das Arschloch ist spurlos verschwunden.

Dustin ließ nicht locker. Seid ihr sicher, dass ihr gründlich nachgesehen habt? Sein Seitenblick auf Paul hatte etwas Provozierendes. Na super. Er wollte schon wieder Streit. Und leider war das mit Paul nicht ganz unmöglich.

Es geht hier um ein kleines Kind. Denkst du, ich würde nur halbe Arbeit leisten, weil es deins ist?, fauchte er Dustin an und sofort war dieser zwei Meter nach vorne gesprungen.

Es hat dich auch nichts davon abgehalten ihre Mutter zu töten!

Dustin!, knurrte Mason warnend, aber der ließ sich nicht davon abbringen weiter auf Paul zu zugehen.

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich wetten können, dass du in der Sache mit drin steckst!

Paul schnaubte herablassend und duckte sich. Und was hätte ich davon?

Was weiß ich denn, woran du deinen perversen Spaß hast?!

Dustin reiß dich zusammen, forderte ich und fügte fast schon flehend hinzu: Bitte.

Dustins Kopf zuckte zu mir und er sah mir kurz in die Augen. Dann kläffte er wütend. Halt du dich daraus.

Hör' lieber auf deine Ersatz-Freundin, spottete Paul. Sonst fällst du hier noch gehörig auf deinen arroganten Hintern.

Ersatz-Freundin? Ich glaubte ich hörte nicht richtig. Der Typ hatte sie echt nicht mehr alle.

Wer ist hier bitte arrogant?! Bei Dustin riss die Leitung. Und zwar endgültig. Wutentbrannt schnappte er nach Paul, der überrascht zurückwich, aber an der Flanke getroffen wurde. Nun ebenso wütend,  richtete er sich wieder auf und setzte zum Gegenangriff an.

SheWolf || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt