Rosa Watte und Diebstahl

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Als ich nach einer kurzen Pause auf dem Klo wieder zurück an dem Tisch kam, wurde ich auch schon wieder angestarrt. An sich war das ja nichts Besonderes, aber so wie meine Mutter guckte, schien es dann doch ernst zu sein.
"Der Direktor hat gerade angerufen"
Ich blickte sie nur fragend an. Hatte ich etwas Schlimmes in der Schule gemacht? Sofort ging ich die letzten Tage im Gehirn durch. Nein, ich bin erstaunlich brav gewesen.
Eigentlich hatte er doch gar keinen Grund mit eine mögliche Strafe aufzudrücken.

"Du hast anscheinend rosa Watte im den Tresor vom Sekretariat gebracht und das Geld dann gestohlen", meine meine Mutter.
Ich war ja eine kleine, verrückte Nudel und alles andere als normal, aber gestohlen habe ich noch so gut wie nichts - wenn man von der Packung Haribo als vier Jähriges Mädchen mal absieht.

"Und der Direktor hat mich also gesehen, wie ich es anscheinend getan habe, oder wie kommt er auf mich?", fragte ich jetzt etwas zickiger.
"Nein, aber er hat eine anonyme Zeugin", antwortete sie und zog sie Augenbrauen hoch.
Das "Anonym" hätte sich Nora sparen können. Seit neustem schien sie fast schon einen kleinen Hass gegen mich zu hegen.
"Und die war es vermutlich natürlich nicht selber", spottete ich vor mir hin.

Alle Anderen hielten den Atem an und warteten auf eine Antwort oder einen Wutschrei von meiner Mutter.
Doch mit einem Lachen hatte selbst ich nicht gerechnet.
Sie machte genauso schlimme Geräusche, wie ich.
Ich glaubte da echt, dass sie schwanger war.

Ich setzte mich auf meinem Platz und beugte mich zu Aiden. Dabei fielen Haare über mein Gesicht und es schien so, als würde ich ihn kurz küssen.
Es ist nicht so, als würde ich je daran denken, wie diese Lippen wohl schmecken würden.
"Lügnerin", schrien meine Gedanken fast schon auf Knopfdruck. Selbst mein Gehirn war schon gegen mich.

"Ruf mich auf meinem Handy an, lasse aber deine Lautstärke aus, sodass du mich nicht hören kannst", flüsterte ich ihm zu.
Er blickte mich erst einmal verwirrt an, folgte dann aber meinen Anweisungen.
Kurz darauf hörte ich auch schon die Musik von "Pink fluffy unicorns dancing on rainbows".
"Ja?", fragte ich in mein Handy.
Da Handys aber leider nicht antworten können, sah es so aus, als müsste ich mich mit mir selber unterhalten.
"Was?! Das ist ja schrecklich! Ich komme sofort. Ja, ja, ich bringe dir auch eine Packung Schokolade mit. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich komme schon!", rief ich in den Hörer und setzte eine entsetzte Miene auf.
Hoffentlich waren meine Schauspielkünste nicht ganz eingerostet...

"Sorry Leute, aber es sieht so aus, als müsste ich einer Freundin helfen. Es ist dringend, also sag ich schon mal Tschüss", versuchte ich mich schnell zu verabschieden.
"Moment mal Fräulein. So leicht kommst du mir nicht davon. Aber da es sich ja anscheinend um einen Notfall handelt, hast du bestimmt nichts dagegen, wenn du auch noch Aiden mitnehmen könntest"
An manchen Momenten könnte ich ihr echt den Hals umdrehen.

"Okay. Dann tschau", murmelte ich nur noch und flüchtete fast schon aus dem Restaurant.
Mein "Freund" lief neben mir und zog mich an meiner Taille näher an ihn, so dass sich unsere Schultern berührten.
"So leicht kommst du mir nicht davon"
Wir marschierten auf sein Auto zu.
"Wo soll es eigentlich hin gehen", fragte er mich und zog eine Augenbraue hoch.
"Nora", sagte ich nur und stieg in seinen Wagen. Auf dem Sitz lag eine CD von Ernie und Bert. Er wurde auch ein klitzekleines bisschen rot.

"Und was willst du dort machen? Sachbeschädigung und Diebstahl hast du ja schon einmal am Hals"
"Nicht, wenn es nicht stimmt", sagte ich bestimmt und reckte das Kinn roch. Mit mir konnte man sich nicht anlegen und ich war fest überzeugt, dass ich das Nora auch zeigen würde. Wir irrten mit der Ernie und Bert Musik durch die Straßen und bald hatte ich einen Ohrwurm von den Beiden. Es könnte auch sein, dass ich etwas mitgesungen habe. Und Aiden auch. Bald kamen wir auch schon bei irgendeiner Farm an, wo es nach Kuhmist und nassem Hund roch.

Ich verzog das Gesicht, als ich die Autotür aufmachte und sich direkt davor eine frische, braune Pampe befand. Zum Glück hatte ich sie gesehen, bevor ich rein getreten bin und stieg so darüber.
"Ganz schön herunter gekommen, das Haus, nicht?", fragte Aiden, der neben mir getreten war und starrte diese große Bruchbude vor uns an. Ich konnte ihm da nur zustimmen. Das Haus, was wahrscheinlich früher einmal ein Bauernhaus gewesen war, schien sich nur so nach einem Abreißtrupp zu sehnen.

An den verschiedensten Stellen zeigte es morsche Stellen und das Holz sah auch nicht mehr so wie früher aus. Die Farbe war leicht verblichen, so das es einen schäbigen Eindruck hinterließ. Unsere kleine Musterung wurde durch ein lautes Quietschen unterbrochen und keine drei Sekunden später fuhr ein Trecker um die Ecke. Er war nicht sonderlich schnell, fuhr aber direkt auf uns zu.

"Geht weg! Ihr habt hier nichts zu suchen! Ich ruf die Polizei"

I'm back, Bitches ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt