Der tödliche See

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Wir befanden uns auf dem Highway und dem Typ neben mir schien gerade das Grinsen bis zu den Ohren zu wachsen. Da wir zwei Stunden bis zur Schule fahren mussten, hatte ich reichlich Zeit um mir einen perfekten Plan auszudenken. 

Wie es nicht anders zu denken war, musste ich immer noch das Auto fahren, da er immer noch keinen Führerschein hatte. Also hatte ich wörtlich gemeint das Steuer in der Hand. Das wiederum bedeutete, dass ich hinfahren konnte, wohin ich wollte - und Aiden konnte mich nicht daran hindern. Es sei denn, er wollte einen Unfall riskieren. 

Zurzeit fuhr ich aber noch in die richtige Richtung. Allerdings würde in wenigen Minuten eine Straße zu einem wundervollen See führen. Ich behaupte das einfach mal, weil ich noch nie da war, aber zu meiner Verteidigung: Die Bilder im Internet sahen sehr schön aus. Zwar stanken sie geradezu nach Photoshop, aber ich war trotzdem optimistisch. 

Aiden schien sichtlich nervös. Anscheinend war er auch schon auf den Gedanken gekommen. Mit einen lauten Poltern bog ich in die rechte Straße ein. "Was wird das hier?", fragte er mich mit zusammen gekniffenen Augen. "Das ist eine Abkürzung", log ich. Ich wollte ihn so lange hin halten wie möglich. Wer weiß, vielleicht würde er mir ja doch ins Lenkrad greifen? Theoretisch würde auch nicht viel passieren, da so gut wie keine Bäume zu sehen waren. Nur hohes Gras und etwas weiter weg ein Feld voller Weizen.

"Und das soll ich dir natürlich glauben", sagte Aiden und ich meinte Ironie in seinen Worten zu hören.
"Ja"

Wir führen an einer Scheune vorbei und keine fünfzig Meter weiter konnte man tatsächlich den See sehen.  Man hörte ein leises Piepen, was das Ende vom Benzin andeutete. Aiden fluchte vor sich rum und ich konnte einfach nur grinsen. Mein Gehirn stand unter Feiner - Laune, da ich nicht mehr zum Ball musste. Leider vergas es für einen Moment, dass wir so schnell auch nicht mehr nach Hause kommen würden. Aber das war mir in diesem Moment egal. 

Meine Mission war nun offiziell erfüllt und ich als "Little Superwoman" fühlte mich nun meiner Position angemessen. Scherz - so selbstverliebt war ich dann doch nicht. Oder doch? 

Mein lieber und leicht naiver Freund versuchte trotz des Benzin Verlustes das Auto wieder zum Fahren zu bewegen. Dies scheiterte, wie man es sich sicher denken konnte, kläglich. "Gibs auf! Wir können doch jetzt in dem See baden!"
Man merkte mir wahrscheinlich die Vorfreude an, denn er hob nur die Augenbraue hoch.
"Wir könnten doch einfach unsere Eltern anrufen und dann würden wir trotzdem zum Ball kommen -", versuchte er mir einzureden. Doch das wollte ich gar nicht erst hören. Denn in meinem wundervollen und genialen Gedächtnis hat sich wieder ein Plan entwickelt. 

Rein theoretisch könnte ich einfach in den See springen. Das würde zur Folge haben, dass mein Kleid nass werden würde. Dies bewirkt widerum, dass ich nicht zum Ball kann, außer wir wollen wieder nach Hause, um das Kleid zu wechseln. Wie gesagt: Ich bin halt genial. 

Also verfolgte ich genau die Schritte. "Fuck ist das kalt!", war mein erster Satz, nachdem ich unter getaucht war. Nur das hatte ich nicht bedacht. Und vielleicht, dass dort möglicherweise Tiere wohnen könnten, die sich bedroht fühlten. Es gab doch bestimmt auch tödliche Wesen, die sich in Seen aufhielten, oder nicht? Bei diesem Gedanken bekam ich schon einen kleinen Schreck. Aiden hatte sich an einem kleinen Fleck vor dem See hingestellt, welcher so aussah, wie ein kleiner Strand. Ich machte mich auf den Weg zu ihm und berührte dabei so etliche Algen mit meinem Fuß. Eigentlich hatte ich jetzt nicht sonderlich Berührungsängste, doch dieses leicht schleimige auf meiner Haut war jetzt auch nicht gerade kuschelig. 

"Willst du nicht rein kommen?", fragte ich ganz unschuldig. "Davon träumst du doch nur!", rief er mir zu und lachte leise. Ich begann zu grinsen und fühlte mich zu diesem Zeitpunkt leicht wie eine Sirene, die Männer nachts ins Wasser locken und sie dann erwürgen. Bestimmt wachsen mir gleich auch noch lange Zähne, womit ich Blut saugen kann oder ich heule den Mond an. Wobei ich Wölfe eigentlich ganz süß finde...

 Ich hiefte mich aus einer Stelle aus dem Wasser, wo auf einmal der Strand begann, was irgendwie schon komisch war. Bestimmt würde dieser "See" eigentlich von einem Stararchitekten entworfen. Jetzt schweife ich schon wieder vom Thema ab...

Ich lief auf Aiden zu und nahm in in den Arm. Eine kleine Abkühlung, bevor die große Abkühlung beginnt. Außerdem war es an seiner Brust ganz schon warm. Dann schupste ich ihn in den See. Mein lieber Freund hatte sich dies anscheinend gedacht, denn der zog mich an der Hand mit. Und so landete ich schon wieder im Wasser. 

Nach ein paar Sekunden tauchte ich wieder auf und hustete etwas herum. Aiden tauchte hinter mir auf und begann zu lachen. Dieses hörte sich alles anders als spöttisch an, deshalb musste ich  auch mitlachen. Und so wurde die Nacht dunkler und wir wurden von ihr verschluckt ...

I'm back, Bitches ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt