Die peinliche Fragestunde

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Also mit so etwas hatte ich jetzt nicht gerechnet.
Jetzt mal ehrlich - welche Eltern gehen mit ihren Kindern in eine bayerische oder vielleicht auch österreichische Kneipe, welche sich aber im Norden von Deutschland befindet?
Auf solch eine Idee muss man erst mal kommen.

Wir betraten sie Hand in Hand. Glaubt mir Leute: Er hat mich dazu überredet. Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt darauf einließ..
Mit  unserer Kleidung hatten wir so ziemlich nichts mit den restlichen Besuchern ähnlich.
Viele (besonders die Kellner) hatten sich in Lederhose und auch Dirndl in die Schale geworfen.
Die Musik ergänzte sich dazu und schallte aus verschiedenen Boxen im Raum. Alles hatte ein Muster. Ob Punkte oder Streifen.

Ein Blick zu Aiden bestätigte mir, was ich gedacht hatte. Er wusste anscheinend auch nichts hiervon.
Zudem blickte er zweifelnd in die Runde.
Allerdings erhellte sich seine Miene, als er hinten im Raum seine Eltern erkannte.
Wir marschierten auf die Beiden zu und sahen auch schon in die ernsten Gesichter von Aidens Eltern und in die grinsenden von meinen Eltern. Seit wann  waren sie denn bitte wieder da?!
Sind die erst gerade angekommen, oder warum haben die noch einen Sonnenhut und kurze Hosen an?

"Hallöchen ihr Lieben", riss mich Aidens Mutter Jane aus meinen Gedanken.
Bei dem Gedanken musste sofort an Tarzan denken und ein Grinsen eroberte meine Lippen.
Oh Man, die würde bestimmt jetzt denken, dass ich mich freue sie wieder zu sehen.
Meine Mutter lächelte verkniffen und ich wusste direkt, dass sie am Liebsten das Weite ergriffen hätte.
Wenn ich mich jetzt mit ihr per Gedanken unterhalten könnte,  dann würde ich ihr so manches Zeug zurufen.

Warum hast du das hier zugelassen? Es gibt doch Tausend Ausreden, mit denen du mir auch den Arsch retten kannst! Wir können immer noch zusammen abhauen!

"Freust du dich denn gar nicht, uns wieder zu sehen?", fragte mich meine Mutter gespielt enttäuscht und nahm mich in den Arm.
Hatte ich schon einmal gesagt, dass ich Berührungen hasste?!
Mein Körper wandt sich automatisch und befreite sich aus der Umarmung. Ich setzte mich auf einen der beiden übrig gebliebenen Plätze

Mein "Freund" besetzte den Stuhl neben mir.

"Seid ihr gerade erst angekommen", fragte ich meine Eltern.
"Ja! Jane und Ulf waren so lieb und haben uns vom Flughafen abgeholt"
Sie sah aber alles andere als begeistert aus. Wahrscheinlich hatte sie auch nur aus Höflichkeit dem Essen zugestimmt.
"Das war doch nicht die Rede wert", winkte Jane ab und verhedderte sich mit ihrer Hand in den Haaren.
"Wissen Sie schon, was Sie bestellen wollen?", fragte eine schwarzhaarige Kellnerin mit verdächtig langen Beinen.

Als ich diese sah, beschlich mich der Gedanke, ob man sich denn auch die Beine etwas länger operieren konnte.
Heutzutage konnte man ja schon so ziemlich alles...

Nachdem alle ihr Gericht herunter gerattert hatten, lief sie auch schon mit ihren Mörder Schuhen zurück.
Aiden starrte sie an.
Ich schlug leise auf seinen Oberschenkel und guckte ihn zuckersüß an. Das war nur ein Reflex. Ich war doch nicht eifersüchtig...
Das sah er allerdings anders,  denn er konnte ein leise Lachen nicht unterdrücken. 

"Wie war es denn am Meer", erkundigte sich dieser.
"Oh, es war so schön! Zwar waren dort viele Kinder und das hat uns etwas gestört, aber die Aussicht vom Hotel war bezaubernd", begann meine Mutter zu schwärmen. Bald hörte ich auch schon nicht mehr zu, da ich mit meinen Gedanken total wo anders war. Dann wurde auch aber in die Wirklichkeit zurück geholt, als eine Hand auf meinem Oberschenkel landete.
Sofort landete meine darauf und versuche sie weg zu schieben.
Das gelang mir allerdings nicht so gut, sondern führte mehr dazu, dass sich unsere Hände irgendwie leicht verhedderten.
"Wie süß! Sie necken sich sogar schon", zwitscherte Jane dazwischen, als sie dies bemerkte.
"Ja, das ist echt total toll", sagte Ulf zum ersten Mal etwas. Man hörte seine Stimme fast gar nicht, so genuschelt war sie.

"Ich frage mich echt, warum sie nicht eher zusammen gekommen sind", mischte sich dieses Mal meine Mutter ein und zwinkerte mir zu. Wow, ich hätte echt nicht gedacht,  dass sie so etwas sagen würde. Anscheinend hatte sie unsere kleine Diskussion richtig gedeutet.
Vor lauter Schreck verschluckte ich mich an meiner Fanta und bekam einen heftigen Hustenreiz.
Aiden klopfte mir auf den Rücken, ließ die andere Hand aber auf meinen Oberschenkel.

"Wir müssen übrigens noch über das ein oder andere in eurer Beziehung sprechen" Auf einmal blickten uns gefühlt alle in diesem Restaurant an.
Obwohl mir ja eigentlich nichts so schnell peinlich wurde, lernte ich anscheinend so langsam das Gefühl etwas näher kennen. Meine Wangen hatten einen leichten rosa Ton angenommen.
Man konnte sich schnell vorstellen,  was das hier für ein Gespräch sein würde.

Mein "Freund" hatte anscheinend nicht solche Probleme darüber zu sprechen, denn er zwinkerte mir nur leicht spöttisch zu.
Warum hatte ich mir nur darauf eingelassen?!
Ich könnte mich gerade dafür selbst ohrfeigen. Nicht, dass ich das jemals machen würde, aber ihm zu vertrauen war so ziemlich die schlechteste Idee seit langem.
"Also, wie sieht es denn mit Verhütung aus? Nimmst du die Pille, Candy?", begann auch schon die peinliche Fragestunde von einer Frau, die ich selbst noch nicht einmal richtig kannte...

I'm back, Bitches ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt