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Wir treffen Yanik auf dem Weg nach unten und mit einem Augenzwinkern bleibt Lia bei ihm, während ich zu der Kabine laufe, um nach Thiemo zu schauen.

Ich hoffe bloß, dass er wach ist, denn den Schlüssel habe ich natürlich vergessen. Sachte klopfe ich an die Tür und warte. Thiemo reißt die Tür auf und grinst mich an.

"Dachte schon, du hast dich über Bord geworfen und wir müssten dich wieder aus dem Wasser fischen", scherzt er.

Seine Haare sind noch feucht vom Duschen und um seine Schultern liegt ein Handtuch. Sein Oberkörper ist nackt und er trägt dieselben Khakishorts wie am Tag zuvor.

Ich trete ein und schließe die Tür. Es ist still, während er sich mit dem Handtuch durch die Haare rubbelt und fertig anzieht.

"Das war ein schöner Abend gestern", mache ich schließlich den ersten Schritt und er hält inne. Sein Blick fliegt zu mir.

"Ja. Das fand ich auch", gibt er zu und wir schauen uns an, bis wir zu Lächeln anfangen. Wir brauchen keine Worte, um klarstellen, dass der gestrige Abend zwar sehr schön war, aber nicht weiter von Bedeutung ist.

Erleichtert atme ich auf und verlasse, sobald er fertig ist, mit Thiemo die Kabine. Auf dem Weg zu Lia und Yanik begegnet uns eine Frau von der Besatzung.

"Thiemo", sagt sie, "gut, dass ich dich treffe. Der Kapitän sucht dich und Yanik."

"Okay danke", antwortet er und sie geht weiter. Thiemo macht mir einen Wink, dass ich ihm folgen soll.

"Kennt ihr den Kapitän privat?", frage ich neugierig. Er schüttelt den Kopf. "Wir haben ihn quasi gerade erst kennengelernt und ihm geholfen, weil seine Leute ja größtenteils verschwunden oder noch nicht wach waren."

"Und dann berät er sich jetzt mit euch und vertraut euch geheime Informationen an?" Davon war ich doch sehr erstaunt.

"Es geht. Ich glaube, Yanik erinnert ihn an seinen Sohn, der verschwunden ist."

"Oh. Ach so."

Dennoch wirkt das Verhalten des Kapitän auf mich ein wenig sonderbar. Wir gehen durch einige mir unbekannte Gänge und stehen schließlich im Steuerraum.

Beeindruckt schaue ich aufs Meer hinaus. "Hallo Thiemo", begrüßt ihn der Kapitän und schaut anschließend fragend zu mir.

"Das ist Claire. Die Frau, die wir aus dem Wasser gefischt haben", erklärt Thiemo und legt eine Hand auf meine Schulter.

Als er mich eine Frau nennt, erröten meine Wangen ein wenig. Obwohl ich alterstechnisch so weit bin, hat es noch nie zuvor jemand gemacht.

"Ah, Claire. Mein Name ist Caspar Donnelli", stellt er sich vor und schüttelt mir die Hand. Dann seufzt er und erzählt uns, weshalb er Thiemo sprechen wollte.

"Wir erreichen immer noch niemanden. Weder per Funk, noch sonst wie. Was mir allerdings am meisten Sorgen macht, ist, dass wir gerade über Spanien fahren."

Kurz ist es still, während wir die Neuigkeit verarbeiten. "Sie meinen...hier müsste gerade Spanien sein?", frage ich fassungslos. Der Kapitän nickt.

"Ach du Scheiße", entfährt es Thiemo. "Bist du dir sicher? Ich meine...wir könnten uns ja auch ganz woanders befinden."

"Unsere letzte Position hat sich während dieser seltsamen Schwärze eigentlich nicht verändert. Ich kann mir das auch alles nicht erklären."

Bedrückt schweigen wir und hängen unseren Gedanken nach. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese glitzernde blaue Oberfläche Spanien sein soll.

Als ich im Jahr 2974 erwachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt