Aus dem Weg gehen

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Die nächsten Wochen schien es Tonks so, als ob sich Remus von ihr fernhalten würde. Er beeilte sich aus dem Haus zu kommen, wenn sie den Grimmauldplatz betrat und verschwand sobald die Ordenssitzungen vorbei waren.

Wenn Tonks zum Essen blieb, musste er dringend ausser Haus.

Abgesehen von Tonks schien es niemandem aufzufallen, aber sie war sich sicher, dass er ihr absichtlich aus dem Weg ging.

Nur einige Male begegneten sie sich durch Zufall, doch dann sagte er ihr nur kurz ‚Hallo' und behandelte sie dann wie Luft.

So auch an diesem Morgen, als sie in die Küche kam.
In der Küche herrschte schon ein reges Kommen und Gehen, Mrs Weasley stand geschäftig am Herd und Arthur, Sirius und Remus sassen am Tisch.

„Morgen allerseits.", brachte Tonks knapp heraus, als sie durch die Tür trat.

Sie war die ganze Nacht auf gewesen, denn sie musste für den Orden einige geheime Untersuchungen im Ministerium durchführen.
Müde liess sie sich auf einen Stuhl fallen und fuhr sich durch die Haare.

Sie hatte sich kurz vorher blonde Locken gemacht, eine kleine Veränderung tat ihr ab und an gut.

Molly stellte ihr sogleich eine Tasse Tee hin. Tonks schaute dankbar auf: „Danke Molly, du bist ein Schatz."

Mrs. Weasley lächelte kurz und setzt sich dann neben sie.

Alle vier sahen Tonks an. „Wie wars heute Nacht im Ministerium?", fragte Arthur schliesslich.

Tonks zuckte mit den Schultern: „Nichts gefunden. Aber ich wäre fast erwischt worden."

Remus zog die Augenbrauen zusammen und Tonks fügte hinzu: „Natürlich nur fast. Aber wir müssen aufpassen, Scrimgeour..."

Sie verstummte, denn Harry betrat die Küche. Sofort sprang Molly auf die Beine und hechtete zum Feuer.
„Frühstück.", sagte sie etwas ausser Atem.

Nun fiel es Tonks wieder ein:

Harry hatte heute seine Anhörung im Ministerium, der Arme.

Sie drehte sich lächelnd zu ihm: „Morgen Harry. Gut geschlafen?"

„Ja", sagte Harry, doch er wirkte nicht sehr überzeugt.

Tonks hatte Mitleid mit dem Jungen. Harry war ihr sehr ans Herz gewachsen und sie mochte es im Allgemeinen nicht Leute so traurig zu sehen. Sie wollte ihn auf andere Gedanken bringen.

„Ich b-b-bin die ganze Nacht auf gewesen. Komm und setz dich.", sie gähnte und zog den Stuhl neben sich hervor. Leider schmiss sie dabei einen anderen um, aber sie war zu müde um sich darum zu kümmern.

Remus schaute sie wieder an: „Was wolltest du gerade über Scrimgeour sagen?"

Tonks schaute kritisch zu Harry, denn sie wusste nie genau wie viel der Junge wissen durfte. „Oh...jaah...nun, wir müssen ein wenig vorsichtiger sein, er stellt Kingsley und mir andauernd so komische Fragen. Ausserdem schnüffelt er immer im Aurorenbüro herum, dass ist echt nervig. Und er halst uns absichtlich mehr Arbeit auf, ich glaube er ahnt, dass etwas im Schilde ist. Ich habe heute fünf Berichte, die ich verfassen muss. Und ich muss Dumbledore mitteilen, dass ich morgen keine Nachtschicht machen kann, ich bin einfach z-z-zu müde.", sie gähnte erneut.

„Ich spring für dich ein.", bot sich sofort Arthur an und wandte sich dann zu Harry.

Der Junge schien sehr bedrückt zu sein und Tonks gab ihr Bestes um ihm ein wenig Mut zu machen.

Als er und Mr. Weasley durch die Tür verschwunden waren, stand auch Sirius auf. „Ich muss Kreacher suchen, sorry Leute. Wir sehen uns heute Abend."

Auch Mrs. Weasley machte sich auf den Weg nach oben, um die restlichen Bewohner des Hauses fürs Frühstück zu wecken.

Tonks merkte, dass sie nun mit Remus alleine war.

Ihr Herz fing aus irgendeinem Grund an schneller zu schlagen und sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.

Remus hatte es bemerkt, aber er schaute stier auf seine Hände.

Er war ihr in den letzten Tagen bewusst ausgewichen, denn er wollte auf keinen Fall noch einmal einen Abend mit ihr in einer Muggelbar verbringen.

Oder überhaupt in einer Bar.

Mit ihr.

Er verdrehte innerlich die Augen. Es war ein Witz, sich selbst etwas vormachen zu wollen.

Natürlich wollte er! Warum sollte er nicht wollen?

Tonks war eine gute Zeitgenossin, sie war interessiert, amüsant, witzig und nett...jung, taff, intelligent, wunderschön...

„Remus?", Tonks klangvolle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Er schaute auf, direkt in ihre Augen. Heute waren sie glasklar und blau wie ein Teich in der Mittagssonne, glitzernd und...besorgt?

„Remus, ist alles in Ordnung?", die blauen Augen schauten ihn immer noch direkt an.

Er blinzelte kurz und nickte dann: „Ja...klar."

Tonks schaute wieder auf ihre Füsse: „Oh gut...ich dachte nur..." Dann schaute sie auf und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
„Ich dachte nur, dass du vielleicht sauer auf mich bist?", sie schüttelte verlegen ihre blonden Locken.

Er fand, dass sie heute aussah wie eine Veela.

Nein, besser als eine Veela.

Er schüttelte auf ihre Frage schnell denn Kopf: „Nein, warum sollte ich auch?"

Sie biss sich auf die Unterlippe: „Naja...ich dachte vielleicht, weil ich dich in diese Muggelbar geschleppt habe. Ich war etwas...voreilig. Tut mir Leid, ich weiss, ich bin nur halt ein bisschen so und ich..."

Er unterbrach sie mit einem Lächeln: „Tonks, ich bin nicht sauer auf dich."

Remus fühlte sich schuldig. Er hatte sie wirklich ein wenig zu arg ignoriert die letzten Tage.

Er wollte sie doch nur auf Abstand halten. Er hatte sie viel zu gern gewonnen, diese junge Hexe, die so überaus schusselig, aber genauso liebenswürdig war.

Aber solange sie an ihm kein Interesse zeigte, musste er es ja nicht übertreiben.

Und natürlich war Remus Lupin sich sicher, dass Nymphadora Tonks nicht im geringsten Interesse an ihm hatte.

Warum sollte sie auch?

Was wollte sie mit einem armen, alten Werwolf?

Seine Laune besserte sich durch diesen Gedanken zwar kein bisschen, aber seins schlechtes Gewissen liess nach. 

Er setzte sein überzeugendstes Lachen auf: „Ich bin wirklich nicht sauer auf dich."

Tonks atmete erleichtert aus: „Gut. Ich hasse es wenn Leute sauer auf mich sind." Sie liess ein frohes Lachen hören und stand dann auf.

„So, ich muss ins Ministerium. Schöner Tag noch, Remus."

Und weg war sie. Remus lehnte sich in die Bank zurück und trank einen Schluck aus seiner Tasse Kaffee.

Er musste Tonks vergessen und zwar so schnell es ging.

»Der Wolf und die Nymphe« - (remadora/ronks)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt