6. Kapitel

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(Fillys Sicht)

Ich saß auf meinem Tisch, die Knie angezogen, und sah zu wie die anderen rein kamen. Unruhig sah ich mich um. Noch war ich mir nicht sicher wer, oder besser gesagt was, mich so beunruhigte, doch es war da. Luc kam mit Sansa in die Klasse. Gabe saß schon auf seinem Stuhl und sah zu seinem Bruder. Seine Augen blitzten kurz besorgt auf, doch der Ausdruck verschwand schon in der nächsten Sekunde. Machte er sich sorgen um Luc? Nein, Gabe nicht, zumindest nicht um Luc. Ich riss mich zusammen. Schon seine pure Anwesenheit regte mich auf. Doch diesmal würde ich mir nichts anmerken lassen. Ich war nicht mehr das kleine Kind, das vor weiß was ich wie vielen hunderttausend Jahren aus der Hölle ausgebrochen war. Ausgebrochen, verschwunden, abgehauen! Aber nicht geflohen! Ich war gegangen um Night zu suchen, und das hatte ich mittlerweile schon aufgegeben. 

Der Gong riss mich aus meinen Gedanken. Zeitgleich wurde die Tür aufgerissen. Ein älterer Lehrer betrat den Raum. Hässliche Jacke, hässliches T-Shirt, Sportschuhe. Unsympathisch!
Er stellte seine Tasche auf den Tisch und musterte uns. "Ich bin Mr. Rettich.", fing er an. "Ja und zu spät sind sie auch!", warf ich ein. Der Lehrer, nein, Mr. Rettich, sah sich um. Ich spürte Lucs Blick auf mir. "Stimmt, ich möchte mich entschuldigen dass ich zu spät bin", fuhr er leicht gereizt fort, "aber es ging nicht schneller." Ich sah zu Gabe, der Sansa etwas zuflüsterte. Sie nickte leicht und ich wand meine Aufmerksamkeit, soweit man es noch Aufmerksamkeit nennen konnte, wieder Mr. Rettich zu. "Wir haben gemeinsam Religion und Deutsch. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit." "Ich mich nicht!", murmelte ich. Luc sah mich strafend an. "Streber!", zischte ich.

No one with and no one without lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt