10. Kapitel

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(Fillys Sicht)

Ich beschleunigte meine Schritte, als ich das Schulgebäude verlassen hatte. Noch immer hatte ich mich nicht entschieden. Himmel, Hölle, oder Grünstreifen. Ziellos lief ich durch die Stadt. Kein großer Ort, eigentlich winzig im Vergleich zu dem was ich sonst kannte. Jeder kannte jeden - einfach zum kotzen!
Als ich an einer Kreuzung ankam sah ich mich kurz um, bevor ich in eine schmale Gasse lief. Die Wohnungen in diesem Viertel der Stadt standen bis auf wenige Ausnahmen leer, positiv wenn man nicht gesehen werden wollte. Am Ende der Gasse befand sich das Portal. Ein dunkler Strudel erfasste mich, als ich eingesogen wurde. Langsam öffnete ich die Augen. Ich war im Grünstreifen gelandet. Glücklicherweise schien mir niemand gefolgt zu sein. Schnell sah ich an mir runter. Ich hatte während des Strudels meine Dämonengestalt angenommen. Blitzschnell erhob ich mich in die Luft und flog auf die Grenze zum Himmel zu.

Beim Klang von Gabes Stimme spitzte ich die Ohren. "Hi Dad." Sofort machte ich mich unsichtbar. Luci verzog kurz das Gesicht und drehte sich dann zu Jeremia. Sein Vater lächelte gutmütig. Wie schaffte der das immer zu lächeln? Luci sah aus als ob er sich gleich übergeben würde und zwang sich die Geste zu erwidern. "Du bist wieder da!" Raphael kam auf seinen großen Bruder zugerannt, wie ein Kleinkind auf seine Mutter. Stürmisch umarmte er ihn. Ich drückte mir die Hand vor den Mund um nicht laut loszulachen. Dann sah ich weiter zu. "Können wir Eiskönigin gucken Luci?", bettelte Raph. Gabe lehnte sich gelassen an die Wand. "Wenn er so süß fragt, dann kannst du doch gar nicht nein sagen!", feixte er und lächelte Luci provozierend zu. Langsam füllte sich dessen Gesicht wieder mit Farbe. "Das hört sich doch nach einem Plan an. Gabriel dann hilfst du mir beim Essen?" Obwohl Jeremias gefragt hatte, konnte man die Aufforderung in seiner Stimme hören. Ich grinste bei Gabes Gesichtsausdruck, als er mit seinem Vater in der Küche verschwand.
Uriel hatte schon den Film gestartet und Raph klammerte sich an Lucis Arm fest. "Ich kann da nicht hingucken!", schluchzte er und weinte Lucis T-Shirt voll. Der verzerrte schmerzhaft das Gesicht als die Tränen auf seine Haut kamen. Ich warf einen schnellen Blick auf den Fernseher. Das war ja wohl die lahmste Szene. Was hatte der Knirps nur? Plötzlich riss Luci den Kopf herum. Er wusste dass ich da war, das wusste ich.

No one with and no one without lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt