18. Kapitel

43 11 7
                                    

Gabriels Sicht

Nachdem ich Micky etwas deprimiert und übel fluchend folgte, um Raph zu suchen, dachte ich angestrenkt darüber nach, wie ich in der nächsten Runde meine beiden Brüder möglichst schnell finden konnte, ohne dass irgendwer mich dabei sah. Wäre echt übel, wenn Sansa oder schlimmer noch Luci sehen würden, wie ich, der große Erzengel Gabriel, rechte Hand von Gott höchstpersönlich, mich dazu herabließ, mit meinen Brüdern Verstecken, ich meine Verstecken, wie hobbylos, zu spielen. Ich seufzte, als ich die quietschende Stimme meines kleinen Bruders vernehme. ,,So, Gabe, ich würde sagen, du musst suchen!", feixte Micky, was ich mit einer Verwünschung zu ignorieren versuchte. Ich seufzte erneut und begann zu zählen. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit( ich habe bis 20 gezählt) fange ich endlich an meine Brüder zu suchen. Schon nach zehn Sekunden hatte ich keinen Bock mehr. Vor allem, weil ich mittlerweile bemerkt hatte, dass ich beobachtet wurde. Ob von Filly oder von Luci, wusste ich nicht, oder von beiden, das konnte auch sein. Fluchend und mich lautstark über das verflixte Schicksal beschwerend, lief ich durch den Himmel und rief in meiner Verzweiflung ab und zu: "Mäuschen, mäuschen piep einmal!" Ja so tief war ich schon gesunken ich rannte meinen Brüdern hinterher und rief diesen uralten Kinderspruch. Aber was solls, irgendwie war es ja schon lustig, mit denen zu spielen, aber wenn das irgendwer erfährt, Luci oder Sansa oder OMG wäre das übel, Filly, dann hätte ich sowas von ein ein Problem. Irgendwann hörte ich doch tatsächlich ein halb geprustetes "Piep!", von Micky. "Hab dich!", sage ich fast schon triumphierend, als ich ihn nach weiteren zwei Minuten und fünf mal piepen endlich sehe. Er bricht nun endgültig in schallendes Gelächter aus und ruft:" Raph, komm raus, dein Bruder ist sowieso zu dämlich um dich zu finden!" Ich starre ihn wütend an. Er grinst nur schief. ,,Ich entlasse dich!" ,,Wie nett!", fauche ich verbissen, dann mache ich auf dem Absatz kehrt und stapfe in mein Zimmer. Dort lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken und vertiefe mich in die Hausaufgaben, die ich nach zwei Minuten ebenfalls wütend an die Wand pfefferte. Ich hasste Schule! Ich hasste Unsterblichkeit! Ich hasste Liebe! Ja ich bin verliebt! In Sansa! So jetzt ist es raus. Ich überlegte, ob ich sie zum Schulball einladen soll oder nicht und das machte mich kirre, aber wahrscheinlich hatte sie eh schon ne Verabredung, von daher. In diesen Moment interessierte mich plötzlich eine ganz andere Frage. Würde Luci dort sein? Ich stand auf, als mir bewusst wurde, dass der Schulball schon übermorgen war. Ich wollte da unbedingt hin. Wenn Sansa nein sagen würde, wenn ich überhaupt genug Mumm hätte, sie zu fragen, würde ich halt mit einer von den hirnlosen Zicken zum Ball gehen. Aber zum Ball gehen würde ich, davon hält mich niemand ab! Nicht mal die weniger werdende Wasseroberfläche, was mir ebenfalls Kopfschmerzen bereitete. Müde und vollkommen fertig ließ ich mich in mein Bett fallen. Meinen Blick gen Decke gerichtet. Meerwasserblau, wie alles hier! Meerwasser, eines meiner größten Probleme momentan, ich musste wissen, wer das war. Konnte ja eigentlich nur Micky sein, aber der hatte, sogar bei seiner Seele geschworen. Und er war trotzdem noch hier, was fürn mist!!! Ich schloss die Augen, nur ganz kurz ausruhen.....

Nach nicht einmal einer Minute war ich tief in meine Traumwelt versunken. Wobei Alptraumwelt passte besser. Ich war in der Nacht vom Ball, stand in der Nähe der Tanzfläche und beobachtete geschockt, wie Lucifer eng mit Sansa tanzte. "Traum!" , rief ich mir in Erinnerung. Ich schien das nicht einzusehen und stapfte kurzerhand über die Tanzfläche auf die beiden zu. Das Glas Cola in meiner Hand begann zu sprudeln und verwandelte sich langsam in einen wässrigen Pfeil der dann blitzartig in Lucis Rücken fuhr, woraufhin mein Bruder fluchend von Sansa, dem Mädchen, das ich liebte, abließ und stöhnend zu Boden ging. Aber anders als ich oder mein Traum-Ich gedacht hatte sah Sansa mich nicht dankbar an, sondern schockiert. "Wie konntest du nur?", war alles was sie flüsterte, aber für mich war es eine klare Ansage, sie morgen nicht zu fragen, ob sie mit mir zum Ball gehen wollte.

Am nächsten tag in der Schule tat ich es trotzdem. Gabe, du Vollpfosten, sagte mein Traum-Ich in der harten, kalten, trostlosen Realität zu mir.

No one with and no one without lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt