22. Kapitel

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Gabriels Sicht:

Ich schaute sie an, schaute sie einfach an in der Hoffnung, etwas zu sehen, was bewies, dass sie log. Nichts! Ich musste hier weg. Ich konnte Sansa nicht in die Augen sehen. Ich hatte ihr meine Liebe gestanden und sie ... sie sagte mir, dass sie für Luci spioniert hatte. Unfassbar, ich wollte nicht sagen, dass es mir an Selbstbewusstsein mangelte, aber ich war auch nicht der Selbstbewusste Typ, der ich immer vorgab zu sein. ,,Ich gehe jetzt, ich wünsche dir noch viel Spaß!", murmelte ich und ging, ohne ein weiteres Wort. Ich hörte, wie sie mir nach rief, aber ich ignorierte sie. Am Ausgang traf ich auf Luci, was sonst. ,,Na, Gabe, alles klar?" Bei seinem Anblick und dem spöttischen Ton, den er aufgesetzt hatte, brannten bei mir alle Sicherungen durch. Ich konnte ihn nicht in eine Prügelei verwickeln, da würde ich eh verlieren, aber ich hatte etwas besseres, als einen Schlag ins Gesicht. In meiner Hand ballte sich ein Wasserball zusammen. Mit einem unschuldigen Engelslächeln, was ich perfekt beherrschte, legte ich Lucifer die Hand auf die Schulter. Er zuckte vor Schmerz zusammen und zischte leise. ,,Bestens und selbst?", fragte ich. Mein Selbstbewusstsein kehrte zurück, aber bevor ich mir noch Verletzungen zuziehen konnte, machte ich mich aus dem Staub, sicher ist sicher. Draußen lehnte ich mich erschöpft gegen einen Baum. Sansa spioniert für Luci. Sansa spioniert mich aus. Diese zwei Sätze und die Frage, wem von beiden ich zuerst den hals umdrehte, oder auch mir selber, waren das einzige in meinen Gedanken. Meine Hände zitterten, was nicht an der kalten Nachtluft lag sondern an meinen tiefgekühlten Emotionen. Denn genauso fühlte ich mich, wie ein Eisklotz, der jetzt in die Hölle geliefert wurde, da ich im Hintergrund meines Unterbewusstsein eine Stimme hörte. Die Stimme meines Traum-Ichs ,,Siehst du Gabriel, ich habe es dir gesagt, ich habe es gewusst!", sagte sie triumphierend. Zu müde zum diskutieren sagte ich nur: ,,Ja, du hattest Recht!"

Nach gefühlt einer Ewigkeit (Ich hatte diesmal nicht bis 20 gezählt) stieß ich mich von dem Baum ab. Ich fühlte mich noch immer wie ein Emotions-Zombie. Äußerlich, sah man nicht, dass Sansa mich verletzt hatte, aber wenn es hier jemanden mit röntgen-Blick gab, würde der sofort sehen, dass ich innerlich gerade am verbluten war. Aber ich war ein Engel und ließ mich nicht unterkriegen, selbst wenn das bedeutete, sich Luci und vor allem Sansa zu stellen. Die Mädchen, die mich anhimmelten und die mich nicht die Bohne interessierten, machten ergeben Platz. Wo Luci war, konnte ich anhand der lautstark fluchenden Mädels in der Nähe erkennen und dass Sansa bei ihm war, aus dem selben Grund. ,,Ich spionier nicht mehr für dich!", sagte Sansa gerade, als ich in Hörweite war. ,,Bitte?" dachte ich und mein Bruder sprach es im selben Moment aus, wir hatten doch ausnahmsweise mal dasselbe gedacht. ,,Du hast schon verstanden. Wir sehen uns in der Schule!", damit stand sie auf und ging. Ich blieb außerhalb ihrer Sichtweite, aber Luci sah mich. ,,Da siehst du was du angerichtet hast! Wegen dir hat sie geheult!", zischte er. Seine Augen begannen gefährlich zu glühen. ,,Lucifer, bitte fahr nen Gang runter!", sagte ich bestimmt. ,,Oh das kleine, versteckenspielende Gabeylein hat Angst!", knurrte Luci provokant. Okay, dann halt mit toten! ,,Ach wirklich, sehe ich so aus?", fauchte ich zurück. ,,Du zitterst!", sagte Luci fast emotionslos. ,,Oder liegt das an meiner Spionin?", fügte er stichelnd hinzu. Jetzt aber genug!! ,,Lucifer, sie ist nicht deine Spionin und nein ich zittere nicht wegen ihr!", jetzt brülle ich fast. Ich fragte mich ob Lucifer den nächsten Tag noch überleben wird, oder ich.

No one with and no one without lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt