Kapitel 29

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Louis fand mich ein paar Minuten später als ich gerade wieder aus der Toilette kam. Ich hatte mich ein wenig abkühlen müssen. In mir herrschte noch immer eine explosive Stimmung aber ich war bereit, wieder unter Menschen zu treten, ohne irgendwem sofort den Kopf abzureißen.

"Ihr könnt es also immer noch." Es klang nicht wirklich wie eine Frage, mehr wie eine Feststellung.

"Was?", fragte ich nach, nicht ganz begreifend, worauf er hinaus wollte.

"Euch Streiten, dass jeder drum herum Angst bekommt. Auch wenn so viel Leidenschaft selten zu sehen ist."

"Ach das meinst du", versuchte ich ab zuwinken. Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Immerhin hatte ich Mael in einer Kurzschlussreaktion mit Bier überkippt und stehen gelassen.

"Hey, ich bin sicher, wenn du dich entschuldigst, wird das alles wieder okay", meinte Louis tröstend. "Ihr habt doch schon schlimmere Streits gehabt."

"Aber ich hab ihm glaub noch nie ein Bier über den Kopf gekippt", brummte ich.

"Es gibt für alles ein erstes Mal." Louis tätschelte mir den Rücken und grinste dann. "Irgendwann, wenn ihr dann mal verheiratet seit, lacht ihr sicher drüber."

"Wie kommst du darauf, dass wir jemals heiraten?", fragte ich verwirrt. Das ganze verwirrte meinen Kopf etwas. Ich hatte mehr getrunken, als gut war und das machte sich jetzt bemerkbar.

"Ach du weißt schon wie ich das meinte." Als ich nur den Kopf schüttelte zuckte Louis mit den Schultern. "Ist ja auch egal, aber jetzt geh und entschuldige dich."

Immer noch verwirrt lief ich los und betrat den großen Raum wieder, in dem sich die Bar und Tanzfläche des Clubs befanden.

Erst konnte ich Mael nirgends entdecken. Auch Liv und Harry waren nicht mehr zu sehen. Ich hoffte inständig, dass die beiden irgendwie sicher irgendwo unter kommen würden. Kurz entschlossen kaufte ich zwei Drinks und machte mich auf die Suche nach Mael.

Ich quetschte mich durch die Menschenmenge, bis ich ihn irgendwann an einem etwas einsameren Ende des Clubs entdeckte. Er hatte sein Jackett ausgezogen und sah immer noch etwas bedröppelt aus. Seine Nassen Haare hingen wild in sein Gesicht und auf seinem T-Shirt waren noch einige Nasse Flecken zu sehen.

"Hey", sagte ich vorsichtig, als ich ihn erreichte und streckte ihm den einen Drink entgegen.

"Danke", sagte er knapp und trank einen Schluck.

Stille trat ein. Er würde es mir nicht einfach machen, also musste ich wohl über meinen Schatten springen und anfangen.

"Hör zu. Es tut mir Leid, dass ich dich mit Bier überschüttet hab" begann ich und überlegte fieberhaft, wie ich weitermachen konnte. Abgesehen davon tat es mir nicht so wirklich Leid, für Liv eingestanden zu sein.

"Schon okay", brummte Mael und erlöste mich damit aus der unangenehmen Situation.

"Ich hätt vielleicht darüber nachdenken sollen. Du weißt schon bei Liv und Harry. Du hattest recht, der Plan war scheiße."

Ich lachte. "Oberste Scheiße."

"Ja reite ruhig darauf rum." Mael grinste mich an. "Shot?"

"Was?", fragte ich verwirrt.

"Willst du einen Shot haben?", erklärte er langsam, als wäre ich schwer von Begriff.

"Äh okay, klar", stammelte ich verwirrt. "Heißt das es ist jetzt wieder alles okay?", rief ich ihm hinterher, als er Richtung Bar verschwand.

"Ja." Er drehte sich um und grinste mich siegessicher an. "Aber meine Rache für das Bier bekomme ich schon noch. Sei auf der Hut."

Ich blickte ihm lange nach und sah, wie er in der Menge verschwand. Mein Blick lag immer noch auf dieser Stelle auch eine Weile nachdem er nicht mehr zu sehen war. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Bei dem ganzen Drama blickte ich nicht mehr durch. Ich wusste einfach nicht, was ich von dieser neuen, seltsamen Spannung zwischen Mael und mir halten sollte. Dass mein Körper neuerdings so seltsam auf ihn reagierte, half mir auch nicht gerade weiter.

If my life was a lovesong ||L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt