Kapitel 13

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Mael drehte er sich um und ging davon. Mich ließ er zurück, zur Salzsäule erstarrt und unfähig etwas zu sagen.

Seine Worte hatten getroffen. Tief und ziemlich zerstörerisch waren sie gewesen. Effektiver als jede Waffe.

Völlig benommen ging ich vor die Tür, den Regen ignorierend und lief den Kiesweg hinunter vom Gelände weg, mein Kissen immer noch an mich geklammert.

Dass es durchnässt wurde, merkte ich nicht einmal wirklich. Ich war völlig gefangen in meiner Gedankenwelt, die gerade Amok lief. Ständig schoss ein andere Gedanken durch meinen Kopf und brachte die Erklärung die ich mir zurecht legte wieder um. Nichts ließ mich die Schuldgefühle los werden, die Mael mit seinen Worten in mir geweckt hatte.

Nicht ein Einziges Mal in den ganzen zwei Jahren, die ich nun schon sauer auf ihn war, hatte ich daran gedacht, dass ich ihn vielleicht auch verletzt hatte. Ich hatte immer nur gedacht, dass er eben sauer war, weil ich sauer war oder warum auch immer. So ganz verstehen, konnte man Mael sowieso nicht.

Inzwischen war ich schon ein ganzes Stück gelaufen und unten am Strand angekommen. Das aufgewühlte und stürmische Meer entsprach genau meiner Gefühlslage und irgendwie beruhigte es mich, den Wellen zu zuschauen, wie sie sich auftürmten und schließlich schäumend zerbrachen und im nichts verschwanden. Da, wo sie her gekommen waren. Ob das mit Maels und meinen Problemen auch so sein würde? Wenn sie da waren, hatte man zumindest immer das Gefühl, sie wären aus dem Nichts gekommen. Auf einmal waren sie da und machten alles kaputt. Aber verschwunden waren unsere Probleme leider noch nicht.

Ich musste wirklich stundenlang am Strand gesessen haben und das Meer beobachtet haben. Mein Zeitgefühl war nicht vorhanden doch als mein Handy auf einmal klingelte, merkte ich erst, dass es schon Mittag war. Die Sonne war hoch oben am Himmel, auch wenn sie von einer Wolke verdeckt wurde. Der Regen tropfte immer noch stetig auf mich und den Sand und mein Schlafanzug war schon komplett durchnässt.

Bei einem Blick auf mein Handy, stellte ich fest, dass Ashton mich anrief und beschloss dran zu gehen. Er kannte Mael nicht und wäre bei meinem Problem hoffentlich ganz auf meiner Seite.

„Hey Emie", rief Ashton fröhlich in das Telefon hinein, kaum das ich abgenommen hatte.

„He Ashy", brummte ich und benutzte damit seinen ungeliebtesten Spitznamen.

„Und wie geht's so?"

„Ziemlich nass. Ich sitzt im regen am Strand und dir?"

„Mir geht's super. Also abgesehen davon, dass Caro nervt. Aber wieso sitzt du da im Regen?"

Jetzt wechselte der Klang seiner Stimme von fröhlich zu ein wenig besorgt und ich musste seufzen. Nicht schon wieder diese Erklärung. Aber gut musste wohl sein. Wenn ich deprimiert war, musste ich Ashton vermutlich auch erklären wieso.

„Ich hab mich mit Mael gestritten", erklärte ich.

„Aber das tust du doch ständig dachte ich. Lou hat sich schon mal beschwert."

„Ja aber nicht so. Er hat was gesagt was mir Schuldgefühle macht", brummte ich und vergrub meinen Kopf tiefer in meinem Kissen, aus dem das Wasser hervor quoll, je mehr ich es quetschte. Egal bequem war es trotzdem und ich war sowieso schon von Kopf bis Fuß durchnässt.

„Oh", war alles was Ashton dazu einfiel. Ich schwieg, was sollte ich dazu auch sagen.

„Und was machst du jetzt?", fragte er nach einer Weile, in der ich still war und dem Meer lauschte. Er war auch still, konnte das Meer aber vermutlich nicht hören.

„Na am Strand sitzen."

„Ja und danach meine ich?"

„Das weiß ich nicht. Deswegen sitze ich ja hier", erklärte ich ihm.

„Das ist nicht so gut Em. Du musst dich dem endlich stellen. Vielleicht sollte man euch echt mal in einen Raum sperren. Ich glaube die Konfrontationstherapie kommt nicht nur für Caro in Frage und ich bin sicher sie würde in beide Richtungen wirken."

Ashtons Stimme klang ein wenig besorgt und es tat mir leid, dass ich ihn schon wieder mit meinen Problemen belästigte. Irgendwie schien ich die wie magisch an zu ziehen. Komisch denn eigentlich war ich ziemlich normal und durchschnittlich, wenn man mal davon absah, das meine Eltern beide einen ziemlichen Knall hatten und sich gut streiten konnte. Das nachtragend sein hatte ich vermutlich auch von ihnen.

„Das kommt nicht in Frage. Ich will ihn nie wieder sehen müssen", sagte ich so energisch wie ich konnte. Der Streit mit Mael vorhin hatte mir all meine Energie geraubt und jetzt fühlte ich mich schlapp, nutzlos und durchweicht.

„Ich glaube Em da kann ich dir nicht bei helfen. Das müsst ihr zwei selber hin bekommen", bemerkte Ashton durch das Telefon. Ich hatte total vergessen, dass er da immer noch dran war. „Aber ich glaube reden würde euch wirklich mal helfen. Also wirkliches Reden, nicht nur Anschreien."

„Ich hab dich lieb Ashy", sagte ich und lächelte mein Telefon an. Wie komisch war ich eigentlich schon? Dieser ganze Gefühlskrams bekam mir nicht besonders gut und ich sehnte wieder mal die Zeiten zurück, in denen ich Caro die meiste Zeit eher belächelt hatte, wenn sie mal wieder auf jemanden Stand. Das war jetzt schon Jahre her und ich hatte in dieser Zeit zwar auch einmal einen Freund gehabt, aber irgendwie war mit dem alles einfacher gewesen. Cole war vermutlich der Einzige Typ, mit dem ich mehr gehabt hatte, aber keine Probleme. Unsere Trennung war einfach gewesen und das Zusammensein davor auch.

„Ich dich auch Em. Ich hoffe wirklich du bekommst deine Gefühle mal auf die Reihe. Bis irgendwann mal", brummte Ashton auch wenn er nicht wirklich brummte. Er konnte das irgendwie nicht richtig. Vermutlich war er dazu einfach immer zu fröhlich und deswegen nicht zu solchen Tönen fähig.

„Hoff ich auch."

„Tschüss Em."

Die Leitung klickte und dann war Ashton weg. Nun saß ich wieder alleine am Strand und dachte nach. Besser gesagt ich zermarterte mir das Hirn über Mael Worte. Es war wirklich schlimm, wie viel ein paar so wenige Worte mit einem Menschen machen konnten.

Der Regen tropfelte noch lange auf mich herab und ich saß den ganzen Tag am Strand, bis Louis mich irgendwann gegen Abend besorgt rein holte und mir gleichzeitig aber auch eine Standpauke hielt.

„Em du hättest doch wenigstens heute Mittag wieder kommen können. Bist du wirklich so bescheuert einen ganzen Tag im Regen zu sitzen?"

Ich antwortete ihm immer noch nicht und da ich nicht reagierte, begriff er wohl, dass da mehr passiert sein musste.

„Ach Emie", sagte er nur und nahm mich dann tröstend in die Arme. Seltsamerweise tröstete mich das wirklich. Louis war mein bester Freund, mein großer Bruder und sonst noch alles mögliche Gleichzeitig und die Vertrautheit war einfach tröstlich.

„So schlimm?"

„Ja. Ich habe Schuldgefühle. Wegen diesem Idioten habe ich Schuldgefühle, obwohl er die eigentlich haben müsste."

Okay das war dann das nächste Kapitel....

ich hoffe ihr mochtet es und ihr dürft mir gerne was in den Kommentaren da lassen... gerne auch Kritik...

das Lied zu diesem Kapitel wird Never Let Go von Bryan Adams sein (das ist der Soundtrack zu dem Film The Guardian und es ist soooooo schön) joaa der Link kommt aber nicht sofort, da ich das vom Handy aus hochlade....

Votet und Kommentiert doch bitte da würde ich mich wirklich sehr drüber freuen :)

Xo Sophia

p.s. i'm not able to speak german so i don't know when the next update will come

If my life was a lovesong ||L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt