Kapitel 30

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Am nächsten morgen wachte ich auf, weil mich etwas an der Nase kitzelte. Mein Kopf brummte stärker, als mir lieb war und das Licht, dass durchs Fenster kam, war blendete meine überanspruchten Augen.

Sekunden später, machte ich auch den Störfaktor aus, der mich geweckt hatte. Haare. Dunkel, lockig. Maels Haare. Verwirrt setzte ich mich auf und versuchte mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Wir hatten in letzter Zeit öfter zusammen in einem Bett geschlafen, das war manchmal einfach passiert, aber irgendetwas war heute anders, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich vor ihm wach war.

Siedend heiß fiel es mir wieder ein. Gestern Abend, hatten wir miteinander rum gemacht. Das hatte nichts mehr mit dem freundschaftlichen beieinander Übernachten zu tun. Freunde küssten sich im Normalfall nicht um den Verstand. Dennoch zeugte der Knutschfleck auf meiner Schulter deutlich von dem, was Mael und ich gestern getan hatten. Immerhin trug ich noch meinen BH und meine Unterhose. Wir waren also nicht dumm genug gewesen, miteinander zu schlafen. Daran hätte ich mich auch sicher noch erinnert. So betrunken war ich dann doch nicht gewesen. Aber betrunken genug, um mit ihm rum zumachen. Scheiße!

Hinter mir hörte ich die Bettdecke rascheln und Mael bewegte sich. Kacke, hoffentlich wachte er nicht auf. Ich war noch nicht bereit, ihm unter die Augen zu sehen. Ich musste erst Mal selbst damit klarkommen, was wir gestern getan hatten. Zum Glück brummte er nur ein paar mal und drehte sich dann um, wo er weiter schlief. Phew, nochmal Glück gehabt.

Nachdenklich schlurfte ich ins Bad und gönnte mir erst einmal eine lange heiß-kalt Dusche, um richtig wach zu werden und meine Gedanken ein wenig zu ordnen. Als ich zurück aus dem Bad kam - meine Klamotten hatte ich dummerweise vergessen - war Mael schon wach und betrachtete mich verschlafen, während ich mir schnell einen BH und eine Unterhose schnappte und wieder im Bad verschwand um diese anzuziehen. So hatte ich noch ein paar Sekunden, bevor ich ihm wieder gegenüber treten musste. Der zweite Walk of Shame, ließ sich jedoch nicht vermeiden und so trat ich kurz darauf wieder aus dem Bad und musste mich diesmal wirklich Mael stellen. Er hatte sich kaum gerührt, seit ich ins Bad gegangen war. Als ich wieder eintrat, setzte er sich auf und blickte mich ungeniert an. Vielleicht hätte ich vorhin doch noch die paar Sekunden mehr investieren sollen um ein paar Shorts und ein T-Shirt zu finden. So stand ich ihm jetzt in Unterwäsche gegenüber und versuchte mir möglichst schnell etwas über zu ziehen.

"Ach komm schon, das ist nichts was ich noch nie gesehen habe", sagte Mael und scheiterte kläglich an seinem typischen Grinsen, als ich zu ihm herumfuhr.

"Trotzdem", entgegnete ich nur lahm und zog das T-Shirt über meinen Kopf. Endlich wieder angezogen, fühlte ich mich gleich schon mal ein wenig besser. So konnte ich etwas klarer denken. Nur Maels Bauchmuskeln, die die Decke nicht bedeckte, störten noch etwas. Warum konnte er sich kein T-Shirt anziehen? Die Situation war auch so schon seltsam genug.

Mael antwortete nicht einmal irgendetwas unanständiges. Stattdessen liefen wir beide rot an. Ich zumindest, Mael war ein wenig zu gebräunt, um wirklich rot werden zu können. Aber er sah ebenfalls peinlich berührt aus.

"Ähm also", begann ich vorsichtig, bevor ich beschloss, das Ganze doch lieber nicht anzusprechen. "Ich geh mal runter Frühstück machen."

"Okay." Mehr kam nicht. Er war wahrscheinlich genauso froh, erst mal nicht darüber reden zu müssen. Was sollten wir auch sagen. Hey sorry, dass ich dich gestern so geküsst habe? Es hat sich zwar super angefühlt aber wir sind natürlich nur Freunde und das ist überhaupt nicht seltsam? Verdammt, warum kam ich nur immer in solche Situationen? Und wie kam es, dass sie meistens wegen Mael waren?

Abwesend bereitete ich das Frühstück zu und bemerkte kaum, wie Mael irgendwann ebenfalls in die Küche kam. Nun endlich ebenfalls vollständig angezogen. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass er inzwischen einen Vorrat an Klamotten bei mir hatte, da er so viel Zeit hier verbrachte. Auf jeden anderen, wäre das sicher normal erschienen, da er mein "Freund" war. Blöd nur, dass er das eigentlich nicht war. Und trotzdem verhielten wir uns auch ohne die Augen anderer wie ein Paar. Irgendetwas daran war verdammt falsch.

If my life was a lovesong ||L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt