Kapitel 32

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Wieder ein Morgen, an dem ich mit pochendem Kopf neben Mael aufwachte. Diesmal war der Schock irgendwie jedoch nicht ganz so groß - vermutlich hatte ich mich schon daran gewöhnt. Außerdem war Mael diesmal schon wach und beobachtete mich mit einem amüsierten Grinsen, als ich stöhnend aufwachte. Ich hatte halb auf ihm geschlafen, also konnte er sich wahrscheinlich kaum bewegt haben, seit er aufgewacht war.

"Morgen", flüsterte er und beugte sich kurz zu mir vor, bevor er abrupt inne hielt.

"Morgen", sagte ich halb stöhnend halb murmelnd. Etwas irritiert sah ich ihn an. Was genau sollte das denn jetzt. Wenn er mich küssen wollte, warum tat er es nicht einfach. Wenige Sekunden später fiel es mir natürlich ein. Verdammt, ich war echt noch viel zu verschlafen. Außerdem hämmerte es gegen meine Schädelwände.

"Gut geschlafen?", fragte Mael schließlich etwas verlegen, nachdem wir uns immer noch schweigend angestarrt hatten.

"Zu kurz", brummte ich nur.

"Hast du das nicht immer", lachte er und wollte sich aufrichten. Ich war jedoch ein wenig im Weg.

"Roll dich mal von mir runter", befahl er. "Du hingst schon die halbe Nacht auf mir drauf, was nicht gerade bequem war."

Bevor ich groß protestieren konnte, hatte er mich schon ziemlich unsanft von sich herunter geschoben und war aufgestanden. Ich versuchte nicht zu auffällig zu starren. Bisher war mir irgendwie noch nicht so ganz bewusst geworden, dass wir beide noch nackt waren.

Während Mael kurz auf dem Klo verschwand, hatte ich ein paar Sekunden, um wirklich wach zu werden und die ganze Situation zu erfassen.

Seltsamerweise fühlte es sich heute Morgen nicht ganz so seltsam an zwischen uns. Das letzte Mal war viel angespannter gewesen, obwohl es eigentlich diese Nacht war, in der wir auch tatsächlich auch Sex gehabt hatten. Vielleicht waren wir inzwischen abgebrüht genug, dass uns dieses ganze komische Ding mit der Fake-Beziehung und dem echten Sex total normal vor kam.

Bevor Mael wieder in sein Zimmer kam, zog ich mir noch schnell etwas Unterwäschen an. Zwischen seinen Sachen, die in irgendeinem Wäschekorb vor sich hin dümpelten, fand ich außerdem ein paar meiner T-Shirts, die ich mal hier gelassen hatte. Ich streifte mir eins über und kuschelte mich dann wieder ins Bett. Ich war noch viel zu müde und noch ein bisschen Schlaf würde meinem Kopf sicher gut tun.

Ich wachte von einem unglaublich leckeren Duft auf. Verschlafen drehte ich mich noch ein paar Mal um, bevor ich aufgab und aufstand. Mein Magen - der Verräter - hatte zu grummeln begonnen.

Unten in der Küche war Mael fast fertig mit dem Frühstück. Er füllte gerade noch Milch ab. Als er mich sah. blickte er grinsend auf.

"Wusste ich doch, dass dich das aus dem Bett holen würde."

Ich nickte, noch etwas verschlafen und ließ mich auf einen der Stühle fallen. Es duftete wirklich unglaublich. Ich vergaß immer wieder, dass Mael ein ziemlich guter Koch war. Er behauptete immer, dafür seien seine spanische Oma verantwortlich, die darauf bestanden hatten, ihm kochen beizubringen. Eine Schwester, die herhalten konnte, hatte er nämlich nicht.

Die ersten paar Minute verbrachten wir in zufriedenem Schweigen und ließen uns Maels Kreationen schmecken. Ich langte kräftig zu und in das Rührei mit seiner Safranmischung hätte ich mich wirklich reinlegen können.

Schließlich unterbrach Mael das Schweigen. Er räusperte sich und sah mich ein wenig unsicher an. Sein Blick glich so gar nicht dem Selbstbewussten Kotzbrocken, den ich sonst von ihm kannte.

"Also, ähm wegen gestern Nacht... ich äh-" Verlegen kratzte er sich am Kopf und sah mich fast hilflos an. Ich hatte jedoch keine Ahnung, was ich sagen sollte. Da ich mir nicht sicher, wo genau er am Ende damit hin wollte, wollte ich nichts falsches sagen.

If my life was a lovesong ||L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt