Kapitel 22

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Die nächsten Tage und Wochen lebte ich mich wieder in meinem Alltag ein und arbeitete fleißig daran, meinen Unistoff ein wenig nachzuholen.

Nebenbei traf ich mich immer wieder mit Mael, Ash oder Caro und ganz selten auch mit Louis, wenn er mal abkömmlich war.
Am meisten Zeit verbrachte ich jedoch mit Mael, der gerade genau wie ich keine neuen Projekte hatte und daher fast immer Zeit hatte.

Wir liefen viel in London herum, das er viel besser kannte als ich. Er zeigte mir einige Orte, an denen ich noch nie vorher gewesen war, die einen Besuch jedoch mehr als lohnten. Ich fühlte, wie ich langsam wieder ein wenig mehr zu der alten Emelie von damals in Neuseeland wurde. In meinem Leben ging es steil bergauf und erst seit ich mich mit Mael so richtig versöhnt hatte, merkte ich, wie groß auch die Last dieses Streites zwischen uns gewesen war. Nicht nur die vielen falschen, verlogenen Freunde, die mir untergekommen waren, hatten dazu beigetrage, mich kaputt zu machen, sondern auch der Streit mit Mael, an dem ich teilweise selbst schuld gewesen war.

Heute war wieder ein Tag, an dem ich mich mit Mael traf. Vormittags hatte ich fleißig Spanisch gelernt.

"Heute such ich aber aus", begrüßte ich ihn und zog ihn in eine feste Umarmung.

"Okay, von mir aus", murmelte er an meinem Ohr. Bervor ich mich von ihm lösen konnte, prustete er mir aufs Ohr. Er hatte vor ein paar Tagen durch Caro herausgefunden, wie sehr ich es hasste, wenn jemand seine Lippen auf meine Haut legte und dann so bließ, dass ein Ton, ähnlich einem Furzgeräusch entstand. Das kitzelte furchtbar und man konnte mich allein mit der Androhung jagen. Seitdem hatte Mael dies bei jeder sich ergebenden Gelegenheit getan und ich vergaß jedes Mal aufs neue, mich vor seinem Mund in Acht zu nehmen.

"Du Idiot", kreischte ich gellend, kaum dass er das erste Prusten losgelassen hatte und sprang von ihm weg. "Wie kannst du nur?"

Mael lachte nur amüsiert und zuckte mit den Schultern.
"Wie kannst du solch einen Ausdruck meiner Liebe zu dir nur nicht toll finden?", fragte er, sich das Lachen gerade noch so verkneifend.

"Die Liebe wird eben nicht erwidert", erklärte ich so pampig, wie möglich und zerrte Mael, der inzwischen lauthals lachte hinter mir her zur U-Bahn Station um mit ihm nach Covent Garden zu fahren. Keiner von uns hatte das Blitzen der Kamera eines Paparazzi bemerkt.

In Covent Garden angekommen, führte ich Mael geradewegs zur Patisserie Valerie direkt hinter der großen Markthalle. Die Patisserie Valerie war eine kleine, belgische Cafe-Kette, die ich über alles liebte und deren Torten jedes Mal aufs neuen einen Geschmacksorgasmus bei mir auslösten.
Seit ich in London lebte, hatte ich dort definitiv schon zu viel Geld gelassen und die leckeren Kalorienbomben im Gegenzug willig in mich hineingestopft.

"So da wären wir", verkündete ich, als wir vor der Tür standen.

Die Torten im Fenster ließen nicht nur mir das Wasser im Mund zusammen laufen.

"Und das zeigst du mir erst jetzt", beschwerte Mael und beäugte vor allem die Schokoladentorte sehr interessant.

"Ich wunder mich, dass du es noch nicht kennst", erwiderte ich auf seine Anschuldigungen und zerrte ihn dann in das warme Cafe.

Zwei Tage nach dem schönen Nachmittag in der Patisserie rief Caro mich morgens total aufgeregt an. Es war viel zu früh und noch lange, bevor ich eigentlich aufgestanden wäre, um zur Uni zu gehen.

"Wann hattest du vor mir zu erzählen, dass du einen Freund hast", kam sie sofort zur Sache. Verdattert ließ ich den Telefonhörer sinken. Ihre laute Aufregung verstand ich auch trotz der Entfernung noch recht gut.

"Wo hast du das schon wieder her?", schaffte ich es schließlich zu fragen.

"Das steht in der Sun."

If my life was a lovesong ||L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt