⚜️ Sechs ⚜️

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Jungkook POV

Eilig stürme ich in das Zimmer von Jin hinein, der sich bei meinem Auftritt erschreckt und einmal theatralisch an die Brust fasst.

"Mein Gott, Jungkook! Kannst du nicht anklopfen?"

"Tut mir leid, Hyung, aber ich brauche deine Hilfe."

Fragend zieht er seine Augenbrauen nach oben und mustert mich. Doch er sagt nichts weiter dazu, wartet nur ab, bis ich mein Anliegen äußere. Das schätze ich so an ihm, Jimin hätte mich sofort ausgefragt und ich hätte nicht vorher sein Zimmer wieder verlassen dürfen, bis ich nicht alles ins kleinste Detail erklärt habe.

"Hast du einen Anzug und eine Krawatte hier, die du mir leihen kannst?"

Die Augenbrauen meines Mitbewohners wandern noch ein wenig weiter in die Höhe und schließlich steht er auf, um sich mit verschränkten Armen vor mir aufzubauen.

"Wofür brauchst du einen Anzug, Jungkook?"

Mist, da fällt mir ein, dass ich Jin ja noch gar nicht verraten habe, dass ich nun der 'Assistent' von Kim Taehyung bin. Und eigentlich habe ich gerade auch nicht wirklich sonderlich Lust, ihm das hier und jetzt zu erklären. Doch glücklicherweise kommt mir im richtigen Moment eine Idee.

"Weißt du, das ist vielleicht jetzt peinlich, aber meine Eltern haben heute Abend spontan ein Date arrangiert und da muss ich natürlich eine geeignete Abendkleidung anziehen. Nur sind meine guten Sachen alle noch bei meinen Eltern und die Zeit reicht nicht, mir etwas bringen zu lassen. Und du weißt ja, sie wollen mich unbedingt verkuppeln, um die Zukunft der Familie zu sichern und so weiter."

Skeptisch sieht mich Jin eine Weile an, fixiert einige Minuten lang mein Gesicht, ehe er sich dazu entschließt, meine kleine Notlüge zu glauben. Zum Glück weiß er nicht, dass es meinen Eltern relativ egal ist, was ich so treibe, sofern es nicht unserem Ansehen schadet. Wen ich also date ist mir überlassen und diese Freiheit darf nun wirklich nicht jeder genießen.

Mein Mitbewohner dreht sich um und reicht mir aus seinem Schrank tatsächlich einen schlichten, schwarzen Anzug mit passender Krawatte heraus und da wir ungefähr gleich groß sind, werden mir die Sachen auch passen.

"Die Reinigung zahlst du", erwähnt er noch und bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich sein Zimmer wieder verlassen soll.

Ich verbeuge mich einmal leicht und eile in mein Zimmer zurück, wo ich den Anzug fein säuberlich an den Schrank hänge.
Zunächst muss ich noch einmal schnell duschen, denn ich habe das Gefühl, ich rieche total muffig, da ich den ganzen Tag über nur in meinem stickigen Zimmer hockte und gelernt habe.

Nachdem ich in Windeseile geduscht habe, gehe ich in mein Zimmer zurück und beginne mich anzuziehen.
Vor dem Spiegel richte ich noch meine Haare, als es auch schon an unserer Haustür klingelt und ich eilig dorthin stürme, damit nicht Jin die Tür öffnet.
Der steht nämlich auch schon neugierig im Flur und beobachtet mich still und heimlich, was mir ein wenig unangenehm ist.

Ein älterer Mann steht vor der Tür. Als ich diese öffne, hebt er seinen Hut von dem Kopf und verbeugt sich leicht.

"Guten Abend, Mr. Jeon. Ich werde sie zu Mr. Kim bringen."

Ich nicke nur, denn das ist mir ja bewusst, winke Jin noch einmal, ehe ich dem Chauffeur die Stufen nach unten auf die Straße folge, wo ein schwarzes, wirklich teures Auto an der Straße parkt.

Er hält mir die Tür auf und ich steige ein, wundere mich aber nicht darüber, denn eigentlich kenne ich so etwas schon.
Es ist nur ungewohnt, denn ich habe schon vor ein paar Jahren damit aufgehört, meinen Vater bei geschäftlichen Dingen zu begleiten. Aber vermutlich wird das hier nicht das letzte Mal sein, wenn ich nun für Kim Taehyung arbeite.

Und diese Erkenntnis gefällt mir ganz und gar nicht. Denn ich habe mich ja nicht ohne Grund von diesem Leben abgewandt.

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt