⚜️ Vierundfünfzig ⚜️

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Jungkook POV

Wieder beginnt mein Handy auf dem Nachtschrank zu leuchten und erscheint in der Dunkelheit meines Zimmers unnatürlich hell. Ich muss nicht einmal hinsehen und weiß so schon, dass es wieder Taehyung ist. Was will er denn noch von mir? Er liebt mich nicht und wird es auch nie tun, das hat er mir klar und deutlich gezeigt. Ich weiß selbst, dass ich eigentlich darüber hinwegsehen wollte, aber ich kann es nicht. Es tut zu sehr weh.

Das Leuchten meines Displays verschwindet und ich werde wieder in komplette Dunkelheit gehüllt, mein einziger Freund im Moment. Schniefend drehe ich mich auf die andere Seite und starre nun an die kahle Wand. Wie habe ich das nur zulassen können? Hätte ich so gehandelt wie sonst auch, dann wäre es nie soweit gekommen. Ich wusste immer, dass Liebe nicht immer schöne Seiten mit sich bringt und trotzdem habe ich diese Ansicht für Taehyung über den Haufen geworfen.

„Kookie?", erklingt zögerlich Jimins Stimme hinter der Tür, gefolgt von einem leisen Klopfen, das mich aufseufzen lässt. Seit Tagen kam ich nun schon drumherum mit ihm zu reden, aber vielleicht ist der Zeitpunkt nun gekommen. Er tut mir leid, mein bester Freund weiß nicht, was mit mir los ist und ich mache auch keine Anstalten diesen Zustand zu verbessern. Aber ich habe Angst vor seiner Verurteilung, immerhin war von vornherein klar, dass ein Mann wie Taehyung mich nur verletzen wird. Und trotzdem habe ich mich darauf eingelassen - meine eigene Dummheit.

„Komm rein", antworte ich ihm und sofort öffnet er die Tür, um in mein seit Tagen verdunkeltes Zimmer zu kommen. Ich kann ihm förmlich dabei zuhören, wie er die Nase rümpft und passend dazu leise etwas murmelt, das wie „hier stinkt es ja fürchterlich" klingt. Ohne auf meine Zustimmung zu warten geht er zum Fenster und öffnet die Rolläden, nur um das Fenster aufzureißen und frische Luft hineinströmen zu lassen. Den plötzlichen Licht- und Sauerstoffeinbruch kommentiere ich mit einem genervten Brummeln und ziehe die Decke über meinen Kopf.

„Jungkook, was ist los mit dir? Du weißt schon, dass du Vorlesungen besuchen musst?"

Ich antworte erneut mit einem Grummeln und spüre, wie die Matratze sich senkt und Jimin eine Hand auf meine Schulter legt.

„Ich habe keine Lust."

„Kookie, du kannst doch nicht dein Studium vernachlässigen, wegen was auch immer", seufzt Jimin und nun wage ich dann doch einen Blick nach draußen, kneife kurz die Augen wegen der Helligkeit zusammen, ehe ich Jimins Umriss erkenne.

„Es ist ja nicht ‚wegen was auch immer'."

„Dann verrate mir doch, was los ist."

Ich schweige wieder und mustere das besorgte Gesicht meines besten Freundes, der wirklich für mich da sein will. Ich muss mich wohl endlich jemandem anvertrauen, weshalb ich ihm dann die ganze Geschichte erzähle. Bevor Jimin am Ende etwas dazu antworten kann, wird er von dem erneuten, lautlosen Klingeln meines Handys unterbrochen und hält es mir vor die Nase. „Willst du nicht rangehen?"

Natürlich erblicke ich darauf Taehyungs Namen und verziehe das Gesicht, während ich es ihm aus der Hand nehme und den Anruf ablehne. „Ich will nicht mit ihm reden."

„Kooks, wenn es wirklich so ist, wie du behauptest, warum sollte er dich dann so terrorisieren? Willst du dir nicht einmal anhören, was er zu sagen hat?"

Nachdenklich beiße ich auf meiner Lippe herum und werfe dem kleinen Gerät auf dem Nachtschrank immer wieder einen nervösen Blick zu. Ob ich auf Jimin hören sollte? Aber ich will nicht nur mit ihm reden, ich will bei ihm seine, seine Nähe und Berührungen spüren, seinen Geruch einatmen. Und die Vorahnung, dass er mit diesem Telefonat alles endgültig beenden will, ist die ganze Zeit vorhanden. Ich habe einfach Angst davor.

„Wenn er mit mir reden will, soll er herkommen. Andernfalls wird das nichts mehr", ist dann mein Entschluss, den Jimin mit einem Seufzen quittiert, mir noch einmal durch das Haar wuschelt und schließlich aufsteht.

„Du solltest dringend mal wieder duschen gehen", meint er noch, ehe er mein Zimmer wieder verlässt. Tatsächlich fühle ich mich nach diesem Gespräch ein wenig besser, weshalb ich wirklich aufstehe, mir frische Sachen aus dem Schrank nehme und das Badezimmer ansteuere.

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt