⚜️ Sechsundsechzig ⚜️

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Jungkook POV

Es ist kein schönes Gefühl erpresst und gezwungen zu werden, sich von seiner großen Liebe fernzuhalten. Natürlich habe ich erst darüber nachgedacht, ihre Worte zu ignorieren, aber was dann? Was ist, wenn sie ihre Drohung wahr macht? Ich bin zwar erst relativ am Anfang meines Studiums, jedoch war die Medizin immer genau das, was ich machen wollte. Was bleibt mir denn, wenn sie mir die Chance auf eine Zukunft damit nimmt?

Ich liebe Taehyung und das wirklich doll, ich würde sogar behaupten, ihn über alles zu lieben. Er ist das Wichtigste für mich, ich will, dass es ihm gut geht. Aber trotzdem möchte ich auch eine Zukunft haben, ich bin erst zwanzig Jahre alt und vor allem bin ich realistisch. Was wäre, wenn es mit Taehyung auf Dauer nicht klappt - was ich mir gerade nicht vorstellen kann, aber trotzdem. Dann habe ich keinen Taehyung und keinen Job und will ganz sicher nicht bei meinen Eltern angekrochen kommen. Und vor allem will ich aber auch nicht, während ich mit ihm zusammen bin, von ihm abhängig sein, so ein Mensch bin ich nicht.

Also stelle ich mein eigenes Liebesglück hinten an und entscheide mich lieber für eine sichere Zukunft, doch Taehyung macht es mir mehr als nur schwer.
Während der Vorlesung starre ich noch eine Ewigkeit auf seine letzte Nachricht, dass er hierher kommt, kann ich nun gar nicht gebrauchen und geht gegen meinen Plan. Trotzdem will ich ihn nicht einfach so draußen stehen lassen, weshalb ich direkt nach der Vorlesung von der Bank aufstehe und nach draußen gehe.

Wie er gesagt hat, steht er bereits mit seinem Auto an der Straße und blickt starr auf den Haupteingang. Als er mich erblickt, stößt er sich von seinem Auto ab, kommt auf mich zu und will mich umarmen, doch ich gehe abwehrend einen Schritt zurück. Mein Herz schmerzt, bei dem Ausdruck, den ich in seinen Augen sehe, als ich ihn so hart abweise, doch ich muss jetzt stark bleiben. Aber auch Taehyung lässt sich nicht lange etwas anmerken, er setzt eine ausdruckslose Maske auf, die er mir gegenüber lange nicht mehr offenbart hat. Und das tut mir noch mehr weh.

„Kommst du bitte mit ins Auto?"

„Taehyung, ich muss gleich wieder-"

„Jungkook, bitte", sagt er noch einmal mit Nachdruck und einem Ton in der Stimme, der keine Widerrede zulässt. Also nicke ich ergeben und setze mich auf den Beifahrersitz, beobachte Taehyung dabei, wie er sich auf Seinen setzt, den Wagen startet und losfährt. Ich traue mich gar nicht, irgendetwas zu sagen, die Stimmung zwischen uns beiden ist wirklich mehr als komisch, wobei ich mir nicht vorstellen kann, woran das bei ihm liegt. Er wird doch wohl kaum auch von ihr erpresst werden.

Schweigend erreichen wir schließlich sein Apartment, seufzend entledigt Taehyung sich seinem Mantel, den er über die Lehne des Sofas legt, ehe er sich zu mir dreht. Seine Augen verraten mir schon viel. Sie zeigen mir, wie sehr er mich liebt und kurz breitet sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus, die gleich von der Kälte der Erinnerung an diese Erpressung abgelöst wird.

Langsam kommt er auf mich zu, umrahmt mein Gesicht mit seinen Händen und auch wenn ich gerade nichts lieber täte, als mich den schönen Gefühlen seiner Berührung hinzugeben, winde ich mich heraus und gehe wieder einen Schritt zurück. „Jungkook", beginnt er mit zittriger Stimme und senkt sein Gesicht auf den Boden, wobei seine Augen weiterhin auf Meinen liegen. Ich erkenne ein Glänzen darin und kurz darauf findet auch schon die erste Träne ihren Weg nach draußen, was mir meine Entscheidung nur noch schwerer macht. Dieser Mann liebt mich wirklich, ist meine Entscheidung also richtig? Doch ich schüttele innerlich den Kopf und versuche stark zu bleiben, meine Stimme bei den folgenden Worten gefasst klingen zu lassen.

„Taehyung, wir sollten das hier beenden."

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt