⚜️ Zweiundsiebzig ⚜️

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Jungkook POV

Meine Mutter kann ihre Freude über meinen Besuch gar nicht zügeln. Sie weiß genau, wie sehr ich das Fliegen und eigentlich auch Amerika verabscheue, aber glücklicherweise stellt sie mir keine Fragen, was meine Meinungsänderung betrifft.

Meine Eltern ließen es sich nicht nehmen, mich mit einem Chauffeur abzuholen, was mir in Korea mehr als peinlich wäre. Aber hier in Kalifornien kennt mich kein Mensch, also ist es mir auch egal. Wir sind schon eine Weile auf den Straßen unterwegs, während meine Mutter mir unentwegt von ihren Freundinnen von hier erzählt oder was sie sich Tolles gekauft hat. Ich hingegen lächele nur und nicke gelegentlich - ich bin froh, dass sie glücklich ist und deshalb muss ich ihr nicht zeigen, was bei mir eigentlich los ist.

Eigentlich könnte ich aber mit ihr darüber sprechen, mit meinen Eltern habe ich zum Glück schon immer ein gutes Verhältnis gehabt und konnte ihnen meine Probleme mitteilen, wenn ich denn welche hatte. Aber die aktuelle Situation übertrifft alles, was bisher gewesen ist und ich weiß selbst bei meinen Eltern nicht, wie sie darauf reagieren, dass ich eine Liaison mit einem Mann hatte. Und dann auch noch einer, den mein Vater nur allzu gut von unzähligen Geschäftstreffen kennt. Nein danke, auf diese Art der Ablehnung ihrerseits kann ich gerne verzichten.

Also schweige ich und höre ihr weiterhin zu, selbst dann noch, als wir bereits auf den Hauseingang zugehen und eintreten. Direkt kommt mein Vater angelaufen und zieht mich in eine Umarmung, während meine Mutter neben uns leise kichert. „Jungkook! Mein Junge, ich habe dich so vermisst!"

„Ich dich auch, Appa", erwidere ich murmelnd und winde mich aus seiner Umarmung, die mir unglaublich peinlich ist, aber das war schon immer so. Meine Mutter tätschelt noch einmal meinen Arm, ehe sie und mein Vater voraus in das Esszimmer gehen, wo bereits ein Dinner vorbereitet wurde. „Eomma, Appa, ihr sollt doch nicht immer so viel auffahren nur wegen mir."

Kurz dreht meine Mutter sich noch einmal zu mir um, ehe sie mir einen verwirrten Blick zuwirft. „Jungkookie, du bist unser Sohn und wir lieben dich. Wir sehen dich viel zu selten, also müssen wir deinen Besuch gebührend feiern!"

Seufzend lasse ich mich an dem gedeckten Tisch nieder und fülle mir etwas auf, während ich die stechenden Blicke meiner Eltern auf mir spüre. Sicherlich fragen sie sich, was ich eigentlich hier mache, aber um mir nicht zu nahezutreten, schweigen sie. Das geht mir allerdings noch vielmehr auf die Nerven, also lege ich das Besteck beiseite und sehe in ihre Gesichter. „Fragt mich einfach. Ich werde euch schon nicht den Kopf abreißen."

Erschrocken sehen sie sich an und schließlich wieder zu mir, als meine Mutter ihre Hand auf meine legt und beruhigend darüber streicht. „Jungkookie, nicht dass wir uns nicht freuen würden, aber was machst du hier? Und dann auch noch so plötzlich?"

„Ist etwas vorgefallen?", fragt auch mein Vater, was mich erneut seufzen lässt. Ich bleibe dabei, Taehyung werde ich nicht erwähnen, also muss ich mir etwas anderes überlegen. Ich muss ihnen irgendwie klarmachen, dass ich mein Studium abbrechen und für meinen Vater arbeiten will. Allerdings brauche ich einen Grund, schließlich habe ich sie damals angefleht, mir das Medizinstudium zu bezahlen. Sie wussten immer, dass ich nicht zu ihrer Welt gehören wollte und nun ändere ich einfach meine Meinung.

Oder ich habe Glück und sie freuen sich, dass ich zur Besinnung gekommen bin und empfangen diese Information mit offenen Armen. Es ist ein kleines Risiko, das ich jetzt eingehen muss, wenn ich wirklich alles hinter mir lassen will.

Also hole ich tief Luft und erwidere weiterhin ihre verwirrten Blicke, ehe ich leise antworte: „Eomma, Appa, ich werde das Medizinstudium abbrechen und bei Appa in der Firma anfangen. Genau so, wie ihr es immer gewollt habt."

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt