Hoffnung

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Guten Abend :) 


wow erstaunlich, wir sind schon bei Kapitel 4.
und ich möchte auch gar nicht lange labern und wünsche euch einfach viel Spaß.

lg Xaka
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Kapitel 4

Kevin akzeptierte die Gegenwart seiner Eltern, sie waren da, taten aber Nichts. Auch wenn er sich nicht so recht entspannen konnte, wenn sie da waren. Er war inzwischen so weit, dass er nicht jeden Moment einen Überfall erwartete und relativ gut wieder in seinen Gedanken versinken konnte.

Irgendwann begann sie dann mit ihm zu reden, ihm etwas zu erzählen. Kevin hörte ihnen nicht zu, er versuchte es, aber die Stimmen wurden immer penetranter, je öfter seine Eltern wiederkamen. Und so begann er irgendwann doch zuzuhören. Sie erzählten von früher, wo er kleiner gewesen war. Von ihrem glücklichen Leben, von dem wie es draußen war. Teilweise auch über die politischen Entwicklungen. Etwas, das ihn so gar nicht interessierte. Aber nach einiger Zeit begann er es regelrecht herbei zu sehnen, wenn sie kamen, denn es bedeutete eine Unterbrechung der Langeweile. Und selbst langweilige Politik war besser als Nichts oder ein weiterer Tag, an dem er nur seinen eigenen Gedanken lauschen konnte.

Und dann hatte seine Mutter irgendwann ein Buch mitgebracht, sie hatte sich auf einen einfachen Stuhl gesetzt und ihm vorgelesen. How to train your dragon. Ein Buch über einen jungen Wikinger, der sich mit einem kleinen frechen Drachen herumärgerte und wohl nach wie vor bereute, das er seinen ersten Drachen an seinen Freund weitergereicht und sich selbst einen neuen gesucht hatte.

Jeden Tag kam Louise nun vorbei und las ihrem Sohn ein wenig aus dem Buch von Cressida Cowell vor. Und Kevin lauschte der Geschichte des ausgegrenzten Wikingerjungen, der sich nach und nach mit seinem widerspenstigen und extrem eigenwilligen Drachen anfreundete und sogar lernte, diesen zu verstehen. Der junge Hicks wurde zu einem richtigen Experten auf dem Gebiet der Drachen, schaffte es aber ansonsten nicht mit den wesentlich kräftigeren Wikingerkindern mitzuhalten.

Kevin bemerkte, wie er in seinen Tagträumereien nun immer öfter auch an den jungen Wikinger und seinen Drachen Zahnlos dachte und diese in seine Phantasien einbezog.Des Weiteren bemerkte Kevin, das er sich in der Gegenwart seiner Eltern gar nicht mehr so unwohl fühlte und sein kindlicher Verstand regelrecht ihnen entgegendrängte, seine Vernunft es aber noch nicht so recht zulassen wollte. Zu groß waren die Enttäuschungen gewesen. Und auch wenn das Kind in ihm unbedingt nach einer Bezugsperson und einem Vertrauten verlangte, er wollte sich das aber nicht eingestehen.

Als der erste Band der Wikingergeschichte ausgelesen war, brachte sein Vater ihm den zweiten Band mit. Zum selber lesen. Und das tat er, Kevin verschlang das Buch regelrecht. Er war nur zwei Jahre zur Schule gegangen, bevor er hier in der Einrichtung gelandet war, aber er konnte schon einiger maßen gut lesen und es half ihm, sich selbst durch das Buch zu arbeiten. Zeit hatte er ja genug. Und so las er die Geschichte immer und immer wieder, bis er den Inhalt restlos aus dem Gedächtnis hätte wiedergeben können.Hicks und Zahnlos wurden zu seinem Halt in dieser grauensamen Realität. An sie konnte er sich klammern und in deren Welt verschwand er, wenn er doch einmal zu den Untersuchungen musste oder man ihm eine Spritze gab.

Und immer mehr gab er seine Schutzhaltung gegenüber seinen Eltern auf, ließ sie immer näher an sich herankommen und auch sein Verstand konnte nichts dagegen tun, das er langsam aber sicher wieder Vertrauen fasste. Das dünne Band des Vertrauens wurde stärker und die Beziehung von Kevin zu seinen Eltern festigte sich zumindest soweit, dass er sich nicht mehr fürchtete, wenn sie zu ihm kamen und sich ihm näherten.

Dabei nahm der Junge etwas wahr, tief in seinem Inneren. Da sagte eine kleine Stimme zaghaft, dass alles gut werden würde. Er war ihnen nicht länger egal, sie sorgten sich um ihn, kümmerten sich und gaben ihm das, was er all die Monate so sehr vermisst hatte: Liebe und Zuneigung. Aber die andere leise Stimme in seinem Inneren hielt dagegen und ließ ihn immerzu misstrauisch bleiben.

Später war es dann so weit, Louise und Albert kamen zu Kevin in das Zimmer und verkündeten die frohe Kunde „Hey Schatz, du wirst wieder gesund, bald kannst du mit nach Hause kommen."

Kevin sah seine Eltern groß an. Er durfte hier raus? Endlich, nach all der Zeit. Seine Gefühle fuhren Achterbahn und er war sich erst nicht sicher, ob das erst gemeint war. Als er sich davon überzeugt hatte, indem er die Gesichter seiner Eltern genau musterte, lächelte er zögerlich. War es gut nach Hause zu kommen? Und was meinten sie mit Zuhause? Ihr Haus, indem sie früher gewohnt hatten oder einen neuen Ort, der so war wie dieser? Ein weiteres Forschungslabor? Würde dann wieder erneut eine Zeit der Schmerzen beginnen?

„Wirklich, nach Hause. Unser Zuhause?" fragte er nach, eine Spur misstrauen kam in ihm auf, auch wenn er in den letzten Wochen niemals belogen worden war. Wenn man ihm gesagt hatte, sie würden ihm etwas bringen, dann hatten sie das getan. Und sie hatten seine Fragen beantwortet, auch wenn er es trotzdem vermieden hatte etwas zu fragen, dass mit den Spritzen oder ähnlichem zu tun hatte, aus Angst dann könnte all das wieder hochkommen. Er versuchte diese Zeit von nun an so gut es ging aus seinem Geist zu vertreiben. Er hatte sich an einem ruhigen Nachmittag darauf geeinigt, dass er all das hinter sich lassen würde und voller Hoffnung in die Zukunft blicken wollte. Dazu gehörte auch, seinen Eltern zu vergeben und sich erneut auf sie einzulassen, ihnen erneut zu vertrauen. Das hatte er getan. Und es war eine positive Erfahrung gewesen. So hatte er sich trotz einiger Überwindung dazu durchgerungen, selbst kleine Schritte zu wagen und nicht alles nur von seinen Eltern ausgehen zu lassen.

„Aber ja, natürlich, Kevin.", sagte Albert „Wir haben alles genau überprüft, dir geht es besser und wir machen in ein paar Tagen noch einmal eine kleine Untersuchung und wenn alles gut ist – wovon wir ausgehen – dann kannst du nach Hause und endlich ein normales Leben führen."„Das war alles nur, damit es dir bessergeht. Wir lieben dich, Schatz." ergänzte Louise.

Kevin löste sich von seinem Bett, ging auf seine Mutter zu und legte zögerlich die Arme um sie. Louise hielt erstaunt die Luft an, auch wenn sich das Verhältnis zu Kevin unglaublich verbessert hatte, so hatte der Junge den Körperkontakt zu einem von ihnen bisher gemieden. Er hatte gesprochen, wenn auch wenig und nur über eher allgemeine Themen oder wenn er Fragen oder Wünsche gehabt hatte. Dass er nun diesen Schritt auf sie zu machte, zeigte ihr, das ganz sicher alles wieder gut werden würde. Sie legte die Arme um ihren Sohn und als er nach einem kurzen Zucken nicht zurückwich, drückte sie ihn fest an sich. Die blonde Frau vergrub den Kopf an Kevins Schulter und der inzwischen fast zahnjährige spürte ihren Atem auf seinem Nacken.

Die Umarmung dauerte keine zehn Sekunden, bevor Kevin sich eilig wieder aus dem Griff der blonden Frau befreite und sich etwas zurückzog. Doch Louise Thompsons Gesicht zeigte ein Lächeln. Die Verbesserung war deutlich zu sehen und es hatte sich so gut angefühlt, ihren kleinen Jungen wieder in den Arm schließen zu können. Tiefe Zufriedenheit durchströmte sie. Und die Angst, dass sie Kevin nicht würden helfen können, war nahezu restlos verschwunden. Es waren eine harte Zeit für sie alle gewesen und es gab Momente, in denen sie kurz vor dem Verzweifeln gewesen waren, weil etwas nicht funktionierte. Die Zeit in der sie beobachtete hatten wie all die anderen Kinder Fortschritte machten und Kevin bis zu dem Durchbruch weit zurückblieb, hatte sie fast an den Rand des Wahnsinns getrieben. Jetzt konnte sie Kevins Zimmer mit einem guten Gefühl verlassen, denn sie wusste, alles würde sich zum Guten wende. Und wenn sie erst einmal wieder alle zusammen zuhause wohnten, würde es werden wie früher. Sie würden diese grauenvolle Zeit einfach aus ihren Köpfen verbannen, so als habe sie nicht existiert. Kevin würde glücklich sein, zur Schule gehen, Freunde finden. Irgendwann würde er wie ein normaler junger Mann ausziehen, vielleicht eine Familie gründen und heiraten.Aber das war wohl der Spekulation zu viel und sie würden abwarten müssen was die Zukunft bringen würde.

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Vielleicht konnte der ein oder andere hier in dem Kapitel ja ein bisschen Schmunzeln ...
(Für denn Fall, dass hier jemand versteht was ich meine ...)  

~~ Rise~~ [Kilgrave FF (Marvel's Jessica Jones)]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt