Heute mal ein längeres Kapitel :)
Gewöhnt euch da bloß nicht dran ... ich teile die kapitel immer nach Logik ein und nicht nach einer bestimmten Anzahl von Wörtern
lg Xaka
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Kapitel 7
Kevins Blick traf den seiner Eltern, sie sahen die Veränderung in seinen Augen aufglimmen, der leise Funke Ärger. „Wir lassen dich dann mal ein bisschen allein, ok?" erkundigte sich Louise, sie ahnte, dass das alles sehr viel für Kevin sein musste. Vermutlich brauchte er jetzt einfach ein bisschen Ruhe um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Es war sicher nicht leicht. Aber Louise bekam keine Antwort. Irgendwas in Kevin schien zu arbeiten und sorgte dafür das er gar nicht mitbekam, dass sie mit ihm sprach, einfach gehen wollte sie aber auch nicht. Also beschloss sie zu warten und sah fragend zu ihrem Mann herüber. Auch ihm war es nicht entgangen, was sie beide schon in den letzten Tagen bemerkt hatten. Ihr Junge hatte sich charakterlich verändert. Der früher hibbelige, energiegeladene Junge war schweigsam, nachdenklich und fast schon erschreckend erwachsen geworden. Er war klug, verstand Zusammenhänge schnell, schneller als Kinder seines Alters es konnten. Es würde kein Problem darstellen ihn in eine Klasse mit Gleichaltrigen zu stecken, obwohl er so viel Stoff verpasst hatte. Ihr Kevin war wissbegierig und würde seine Versäumnisse in Rekordzeit aufholen. Er würde, wenn nötig, Nachhilfe bekommen, an so etwas sollte es nicht scheitern. Grundlegendes würden sie selbst in die Hand nehmen, bevor er überhaupt in die Schule kam. Er würde noch Zeit brauchen bevor eine gewisse Normalität und Routine eingekehrt war. Und auch an ihrer Familienbindung musste noch gearbeitet werden. Sie wollten Kevin auf keinen Fall jetzt überfordern indem sie ihn direkt zur Schule gaben. Er war kein Überflieger und seine Intelligenz auch nicht wesentlich besser als die anderen Kinder, er sah alles nur aus einem viel weitsichtigeren Blickwinkel. Der Junge schien jetzt schon Gedanken zu haben und sich Sorgen zu machen über Geschehnisse, die einen Jungen seines Alters gar nicht interessierten.
„Kevin, Schatz, ruh dich einfach aus, ok? Das war sicher alles anstrengend für dich" sagte Louise erneut und verließ dann mit ihrem Mann das Zimmer „Wir sind unten falls noch etwas ist" setze sie hinterher, dann war sie aus der Tür.
Dann war Kevin allein. Der fast Zehnjährige blinzelte einmal als er hörte wie die Tür angelehnt wurde. Bewusst nicht geschlossen, um zu zeigen, dass er nicht eingesperrt war und jederzeit den Raum verlassen konnte. Aber das wollte Kevin gar nicht.
Er konzentrierte sich wieder auf sich selbst und griff erneut nach dem Kuscheltier, er hob es hoch und hielt es vor sich. Kevin betrachtete er eingehend. Es gab ein paar Gebrauchspuren und der Pinguin sah schon ein wenig mitgenommen aus. An manchen Stellen war die Farbe etwas verblichen oder das Fell nicht mehr so weich wie an anderen Stellen. Kevin spürte wieder dieses Lodern in seinem Inneren und mit einem lauten Schrei beförderte er das Kuscheltier gegen die Zimmerwand, an der das Tier abprallte und auf den Boden flog. Dort blieb es liegen, bekam noch einen säuerlichen Blick von den Jungen, dann rollte sich Kevin auf seinem Bett zusammen. Er vergrub den Kopf in den Kissen und der Decke und bildete sich ein, so etwas zu riechen das sich nach Heimat anfühlen sollte, es aber eigentlich nicht tat. Ihm stieg lediglich der penetrante Geruch von Waschmittel in die Nase, dennoch kuschelte er sich tiefer in das weiche Bettzeug, da es ihm auf eine Art und Weise Trost spendete. In seinem Zustand bemerkte er nicht einmal wie er anfing zu weinen und warme Tränen aus seinen Augenwinkeln kullerten und seine Wangen hinabflossen, bevor sie auf das Kissen tropften und dort nasse Flecken hinterließen.
Irgendwann fielen Kevin die Augen zu und genauso wie er war schlief er ein. Seine Mutter kam noch einmal ins Zimmer, deckte ihn ordentlich zu und löschte das Licht als sie den Raum wieder verließ. Es war wohl das beste ihn erst einmal schlafen zu lassen, da brauchte sie ihn jetzt nicht wieder wecken.
Später gingen auch Louise und Albert zu Bett, ein warmes Gefühl hatte sich in Louise Brust ausgebreitet, während Albert noch leise Zweifel hegte ob wirklich alles so schnell gehen würde. Kevin würde Zeit brauchen, hoffentlich hatten sie nicht überstürzt gehandelt, als sie ihn nach Hause holten.
Als Kevin von der Sonne, die durch sein Zimmerfenster fiel, geweckt wurde, blinzelte er erschrocken und zog sich automatisch die Decke über den Kopf. In seinem Raum gab es keine Fenster! Das wusste er, aber dann kam die Erinnerung zurück. Er war in seinem alten Zimmer! Seine Eltern hatten ihn hergebracht. Er kam unter der Decke wieder hervor, die Sonne fiel auf sein Bett und beschien seine Kleidung und einen Teil seiner Haut. Es fühlte sich warm und angenehm an. Kevin drehte seine Finger im Licht und sah fasziniert zu wie sie Schatten auf den Boden warfen.
Jemand hatte ihn zugedeckt. Es war noch jemand hier gewesen ohne das er es gemerkt hatte. Kevin schauderte als er sich vorstelle ,was man ihm hätte antun können, während er so seelenruhig geschlafen hatte. Eiskalt lief es über seinen Rücken und er fühle sich für einen Moment wieder in seine erste Zeit im Labor zurückversetzt. Er setze sich gedanklich die Notiz, nicht so unvorsichtig und vertrauensselig zu sein, dann stand er auf und nahm sein neues altes Zimmer genauer unter die Lupe, das hatte er gestern nicht mehr geschafft. Denn er war ja eingeschlafen. Wieder kamen die Gedanken in ihm hoch, die er gerade noch verdrängt hatte. Er hätte sich für die Schwäche ohrfeigen können, immerhin war er in einer fremden Umgebung, die ihm Sicherheit vorgaukelte, aber trotzdem hatte er gefälligst wachsam zu sein. Während er sich umsah und immer mal wieder Sachen berührte um sich besser an sie zu erinnern, merkte sein Unterbewusstsein, wie er zunehmend unaufmerksamer wurde und sich entgegen seinem Willen sicher zu fühlen begann. Und dagegen konnte er nicht einmal etwas tun, da es ihm gar nicht aktiv auffiel, sondern es ein passiver Prozess war, der in seinem Kopf von statten ging.
Und als Kevin mit einer genauen Inspektion des Zimmers fertig war, fiel sein Blick auf die Tür, die einen Spalt offenstand. Sollte er? Er machte einen Schritt darauf zu, hielt aber direkt zögernd inne. Oder lieber nicht? Schließlich entschied Kevin sich dafür und schob die Tür weiter auf, sodass er hindurchsehen konnte und auf den dunklen Flur starrte. Dabei schienen die Schatten und die Dunkelheit regelrecht nach ihm zu greifen und es kostete den Jungen ein großes Maß an Überwindung, komplett in die dunkle Ungewissheit zu treten. Doch dann flammte von einem auf den anderen Augenblick auch schon Licht auf dem Flur auf und Kevin zuckte erschrocken zusammen. Er wäre fast wieder in sein Zimmer geflohen und hätte die Tür hinter sich zugezogen, aber er erinnerte sich wage an den Bewegungsmelder, der angebracht worden war, falls er nachts auf die Toilette musste und er sich vor der Dunkelheit fürchtete. Kevin atmete erleichtert aus, und er stellte fest, die Dunkelheit machte ihm noch immer Angst. Es beunruhigte ihn, nicht zu wissen, was im Dunkeln lauerte und all die Gestalten aus seinen Albträumen und das lodernde Inferno aus Schmerz blitzte in seinem Kopf auf. Vorsichtig tastete er sich vorwärts bis zum Treppenansatz von wo aus der unteren Etage helles Licht nach oben schien. Und als er näherkam, konnte Kevin auch die leisen Stimmen von seinen Eltern hören, die sich unterhielten. Leise schlich er näher und arbeitete sich die Treppe Stufe für Stufe nach unten.
„Ich geh Kevin wecken, es ist schon spät" sagte seine Mutter und der Junge zuckte auf der Hälfte der Treppe zusammen.
Doch es war bereits zu spät um zurück zu gehen und so nahm er wenige Sekunden später wahr, wie seine Mutter das Licht einschaltete und ihn dann auf der Holztreppe hocken sah.
„Hey Schatz, wie lange sitzt du da schon? Du hättest ruhig reinkommen können."
Kevin senkte den Kopf und wagte nicht Louise in die Augen sehen.
„Ich hoffe, du hast gut geschlafen" sprach die Blondine einfach weiter „Na ja jetzt komm erst einmal, wir sind gerade am Frühstücken und du hast doch sicher auch Hunger. Wir hätten dir sonst später etwas hochgebracht."
Kevin fühlte sich mehr als unwohl, ließ sich aber von seiner Mutter in die Küche dirigieren. Er ließ sich auf einen der Stühle fallen, sah flüchtig zu seinem Vater und dann auf den Tisch. Wow, war das eine Auswahl, bisher hatte er immer nur Brot mit Aufstrich, Wurst oder Käse bekommen. Aber niemals in dieser Variation. Es standen alle möglichen Leckereien auf dem Tisch und es gab eine Menge Auswahl.
Kevin traute sich nicht so recht etwas zu nehmen, etwas schüchtern saß er einfach da und wartete, dass etwas passierte.
„Nimm dir doch etwas Schatz, du musst doch Hunger haben" forderte Louise auf und Kevin folge der Anweisung und streckte die Hand nach dem Brotkorb aus. Er hielt noch einmal inne, sah seine Mutter prüfend an, die zustimmend nickte, also griff der Junge zu. Er nahm sich das Brot, dann auch eine flache Platte mit Käse. Er wurde noch während der gemeinsamen Mahlzeit mutiger und er nahm sich was er gerne essen wollte ohne jedes Mal in den Gesichtern der Erwachsenen nach Erlaubnis zu suchen. Was Louise und Albert dazu brachte sich verstohlen einen zufriedenen Blick zuzuwerfen.
„Also Kevin, worauf hast du heute Lust?" erkundigte Albert sich nach einer Weile, erwartete allerdings keine Antwort und war umso erstaunter als er doch eine bekam. „Ich würde gerne etwas lesen" erklärte Kevin zaghaft. Er hatte in der letzten Zeit nie um etwas gebeten. Außer darum seinen Schmerz zu beenden und anfangs hatte er gebettelt und gefleht das man ihn wieder nach Hause gehen ließ. Er hatte gebettelt, geschrien, gejammert. Ohne Erfolg. Aber jetzt schien es zu funktionieren. Sein Vater nickte verstehend.
„Was würdest du denn gerne haben?"
Kevin schwieg und überlegte. Er kannte nicht viele Bücher, was gab es alles für Alternativen? Bisher kannte er nur die Geschichten von Hicks und Zahnlos. Vielleicht gab es ja noch weitere?
„Ich denke, ich werde einfach mal schauen was ich so finde und du suchst dir dann etwas aus" kam Albert seinem Sohn zuvor und stand auch schon auf, nur um wenige Minuten später mit einem ganzen Stapel Bücher zurück zu kommen. Louise begann bereits den Frühstückstisch abzuräumen und so Platz zu schaffen.
„Schau mal Kevin, hier. Wir haben ein paar Klassiker und noch ein bisschen was anderes. " Albert schob die Bücher zu seinem Sohn herüber und dieser stürzte sich fast gierig darauf. Alle Angst war für einen Moment von der Freude und der ungebändigten Neugierde verdrängt. Die Schatzinsel, Chroniken von Narnia, Harry Potter, Sherlock Holmes, Alice im Wunderland und zu Kevins Freude auch ein weiterer Band der How to train your dragon Reihe lagen vor ihm.
„Danke" kam es langsam und ungewohnt über seine Lippen, ein Wort das ihm unglaublich schwerfiel und für ihn eine massive Bedeutung hatte, da er in der letzten Zeit so gar keine Verwendung dafür gefunden hatte.
„Nimm sie ruhig mit in dein Zimmer" bot Louise an und Kevin quittierte dies mit einem strahlenden Lächeln und schnappte sich die Bücher mit denen er eilig in seinem Zimmer verschwand. Dabei hatte er ganz gut zu schleppen und musste aufpassen, dass der Stapel ihm nicht wegrutschte. Flink wie ein Wiesel verschwand er die Treppe nach oben und merkte gar nicht, dass er sich völlig frei im Haus bewegte wie in einer vertrauten Umgebung üblich. Ein großer Teil seiner Anspannung war endlich von ihm abgefallen und Freude und Zufriedenheit schlichen in seinen Geist. Er verspürte Dankbarkeit gegenüber seinen Eltern und begann diesen durchaus ein gewisses Vertrauen entgegen zu bringen.
In seinem Zimmer legte Kevin die Bücher erst einmal auf seinem Bett ab und strich dann behutsam über den Einband der Bücher. Die verschiedenen Romane waren alle in unterschiedlich farbiges Leder eingebunden und Titel und besondere Merkmale oder Zitate waren auf der Vorderseite eingestanzt oder durch goldene Farbe hervorgehoben. Es war offensichtlich, dass alle Bücher, bis auf das Drachenbuch zu einer speziellen Auflage gehörten. Kevin fand es waren wundervolle Bücher, sofort räumte er das kleine Nachtschränkchen neben seinem Bett frei und stelle die Bücher hinein. Der andere Kram, unter anderem eine kleine Figur von einem Dinosaurier und ein Miniatur Rennauto mussten weichen. Was sollte er schon noch damit anstellen, es wurde Zeit das er hier aussortierte. Aber erst einmal schnappte er sich das erste Buch, den Sammelband der Sherlock Holmes Geschichten und setze sich im Schneidersitz auf den Boden. Wieder aufs Bett hatte er es in seinem Wusch, endlich mit dem Buch anzufangen, nicht mehr geschafft.
Ein paar Stunden später öffnete sich die Tür einen Spalt, wurde dann komplett geöffnet und Louise kam herein. Kevin bemerkte sie nicht, viel zu sehr war er in seinem Buch vertieft. Ein Zustand der vor ein paar Tagen noch unmöglich gewesen wäre, denn er hätte zumindest mit halbem Ohr und Auge seine Umgebung wachsam unter Beobachtung gehalten. Die blondhaarige Frau lächelte zufrieden, als sie ihr Kind so friedlich und zufrieden dort sitzen sah. Hatte er den Sammelband etwa schon zur Hälfte durch? Und das obwohl er sich das lesen praktisch selber hatte beibringen müssen? Kevin schien ein wirklich sehr aufgeweckter Junge zu sein. Louise kam nicht drum herum stolz auf ihn zu sein, dass er sich nach dem ersten Schrecken hier wieder begann so gut einzuleben. In ein paar Wochen würde man sicher kaum noch merken was er durchgemacht hatte und er würde zu einem ganz normalen Zehnjährigen werden. Immerhin wäre es in 16 Tagen endlich soweit, der zehnte Geburtstag stand an und sie würden sich etwas ganz Tolles überlegen um ihn zu überraschen.
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~~ Rise~~ [Kilgrave FF (Marvel's Jessica Jones)]
FanficBevor er zu Kilgrave wurde war Kevin ein ganz normaler Junge, sah man einmal von der Krankheit ab, die sein Leben bedrohte. Seine Eltern, zwei Wissenschaftler suchten nach Heilung für ihren Sohn, doch was sie schufen war ein Monster.