Story 10 - Love

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Wir liefen einige Meter hinter den anderen. Meine Beine taten noch von meiner letzten Tanzstunde weh, doch meine beste Freundin hatte heute Geburtstag, also stand ich heute morgen doch mit einem Lächeln im Gesicht auf. Es dämmerte schon und nach einer Runde Kniffel bei ihr Zuhause, bewegten wir uns jetzt in Richtung Nichts auf irgendeinem Plattenweg; links und rechts nur von weiten Feldern umgeben. Die anderen drei gingen weiter vorn, John ist bei mir geblieben. Die drei entfernten sich weiter und die Musik wurde damit auch leiser. „Wusstest du, dass Finn Helen heute Abend nach einem Date fragen will?", versuchte ich die Stille zu brechen. „Echt?" „Ja. Und sie wird ja sagen, wenn er das nicht wüsste würde er sich bestimmt gar nicht trauen zu fragen..." „Freust du dich denn gar nicht für sie?", sagte er als er meinen bedrückten Gesichtsausdruck bemerkte. „Doch, na klar! Ich glaube ich bin einfach nur ein bisschen neidisch...", gab ich beschämt zu. „Du hast doch gar keinen Grund neidisch zu sein. Du hast doch Liebe von allen Seiten!" Ich merkte, dass ich weiter ausholen musste, damit er mich verstand. Also atmete ich ein und begann zu sprechen: „Natürlich habe ich eine fantastische Familie, die mich liebt und die ich liebe. Ich habe wunderbare und viele gute Freunde.", ich machte eine ausschweifende Handbewegung, „Ich möchte mich auch über gar nichts beschweren, weil ich weiß, dass das alles nicht selbstverständlich ist. Aber trotz dieser vielen Liebe um mich herum, der Familienliebe, der freundschaftlichen Liebe, bin ich in meiner Welt nicht hundertprozentig glücklich. Denn in meiner eigenen kleinen Welt in meinem Kopf gibt es unterschiedliche Arten von Liebe und nur, wenn man alle in irgendeiner Weise erfährt, kann man wirklich glücklich sein." Darüber dachte er kurz nach. Als er nichts sagte, erklärte ich meine Ausführung weiter: „Versteh das nicht falsch. Natürlich bin ich glücklich, wenn ich mit euch zusammen bin oder wenn ich mit meiner Familie zusammen bin, aber was ich meine ist das allgemeine Glücklichsein. Wenn ich dann abends in meinem Bett liege und daran denke, was ich alles in meinem Leben schon erleben durfte, denke ich aber auch daran, dass ich diese eine Art von Liebe, die Liebe, bisher nicht erfahren durfte. Sag bitte nicht, dass du jetzt denkst ich bin verrückt oder so." „Ich denke nicht, dass du verrückt bist... Ehrlich gesagt, ich verstehe sogar was du meinst, vor allem jetzt, wo auch noch zwei solche Turteltäubchen vor deine Nase herum tanzen." „Danke.", sagte ich vollkommen und wirklich ehrlich. Ich lächelte ihn an, obwohl es schon dunkel geworden war. Meine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und so sah ich, dass er ebenso ein Lächeln auf den Lippen hatte. Wir liefen ein bisschen schneller, um zu den anderen aufzuschließen und nach einigen Metern nahm er meine Hand und wir gingen zusammen in die Dunkelheit, der Musik entgegen. Hand in Hand.

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