Story 17 - This Girl

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Heute wollte ich es tun. Es ihm endlich sagen. Ich wusste nur nicht so richtig wie. Nach langem Überlegen und beratschlagen mit meinen Freundinnen hatte ich mich für die unterschwellige Methode entschieden.

„Hey, ich muss dir was sagen.", begann ich.

Vielleicht doch die Einfach-Raus-Damit-Variante?

„Was wäre wenn...", startete ich von Neuem.

Also doch die Ich-Sag's,-Aber-Irgendwie-Auch-Nicht-Methode.

„...dir jemand sagen würde, dass er in dich verliebt ist? Wie würdest du so reagieren?" Ich wartete kurz, dann entschied ich mich doch nochmal für eine andere Variante. „Okay, weißt du was? Sag einfach nichts. Ich wollte dir nur sagen, dass es einen Menschen geben würde der erkennt, wenn du ein falsches Lachen gelacht hast, der sofort sieht, ob du lügst, der dich so mag wie du bist und nicht will, dass du dich in irgendeiner Art und Weise änderst, weil du perfekt bist, so wie du bist. Dieser Jemand, der dich wirklich gern hat. Sehr gern sogar." Ich wusste nicht mehr worauf ich hinaus wollte, aber das war jetzt auch egal. Ich stieg auf die Raus-Damit-Methode um. „Ich habe mich verliebt. In dich. Und ich hoffe du empfindest auch so."

Ich sah ihm an wie verunsichert er war. Suchte er nach der richtigen Antwort? Nach einer romantischen Zustimmung? Oder eher nach einer relativ netten Abfuhr? Dann öffnete er seinen Mund:

„Es tut mir leid. Ich hoffe du findest jemanden, der dir das geben kann was du brauchst."

„Wow, das war vielleicht mal ein origineller indirekter Korb.", scherzte ich und lachte. Äußerlich. Doch in mir zog sich mein Herz zusammen.

„Hey, mal im Ernst: Alles cool?", fragte er leicht besorgt.

„Klar, alles cool!", antwortete ich betont gelassen, „Dann bis Montag! Tschau!", verabschiedete ich mich und drehte mich um. Mein Haus lag vor mir und ich musste nur die zwei Stufen zur Haustür hinaufgehen. „Bis morgen!", rief er, als er sich elegant auf sein Fahrrad schwang und losfuhr.

Ich lief extra gelassen zur Haustür, falls uns jemand beobachtet hatte. Sobald ich im Flur stand, blickte ich direkt in den Spiegel, der an seiner gewohnten Stelle im Eingangsbereich hing. Ich schaute diesem Mädchen, welches dort stand, mit Tränen in den Augen, direkt ins Gesicht. Der Mund war verzogen, als würde sie gleich anfangen zu heulen. Dieses Mädchen war hässlich. Es stand hilflos und allein gelassen da, in einem leeren Haus und ohne Perspektive. Erbärmlich. Ich wollte dieses Mädchen nicht sein. Der Arm des Mädchens – mein Arm – bewegte sich auf mein Gesicht zu und wischte die Tränen weg.

Ich will dieses Mädchen nicht sein.

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