Story 28 - Freedom

8 1 0
                                    

Ich dachte schon ich würde meine Schuhe nicht mehr allein anbekommen, in dem Zustand in dem ich gerade war. Mit einem Seitenblick auf die anderen, bemerkte ich dass ich wahrscheinlich noch diejenige war, die am nüchternsten war. Nachdem uns drinnen langweilig geworden war, hatten wir die Idee mal raus zu gehen. Es war zwar Ende Oktober, aber kalt war mir trotzdem nicht besonders – lag wahrscheinlich am Alkohol. Wir liefen auf den nicht weit entfernten Parkplatz vom Supermarkt und ich konnte langsam wieder klarer denken. Die frische Luft schärft zwar meine sinne, aber lässt mich dadurch auch wieder mehr spüren, also riss ich meinem Kumpel die Flasche aus der Hand und nahm selber einen großen Schluck. Ein Lächeln breitete sich über meinem Gesicht aus, als ich merkte wie die Wärme wieder durch meinen Körper floss. Wir saßen einige Zeit auf dem Parkplatz und redeten.

„Ich hab ne Idee!", meinte Alec plötzlich und obwohl ich auch schon den ein oder anderen Shot getrunken hatte, wusste ich, dass wenn jemand im betrunkenen Zustand so etwas behauptet, dann ist es definitiv eine schlechte Idee.

Da ich nicht der Spielverderber sein wollte, beschloss ich meine Bedenken erstmal für mich zu behalten. Alec hob einen Schlüssel vom Boden auf, den wahrscheinlich ein Kunde verloren hatte. „Lass uns Einkaufswagen knacken!", sagte er voller Begeisterung. „Ey, Mann, ich glaub das ist keine so gute Idee!" „Ach quatsch! Du musst dich nur mal locker machen!" Ich zog besorgt die Stirn in Falten. „Komm schon Mäuschen, du darfst auch anfangen!" Wenn er getrunken hatte, nannte er so gut wie jeden bei irgendeinem süßen Spitznamen. Meiner war wohl ‚Mäuschen' für heute. Weil er so unwiderstehlich lächelte, nickte ich kurz und er machte sich freudestrahlend auf zu nächsten Einkaufswagenstand. Der Schlüssel ersetze eine Münze ziemlich gut und so hatten wir nach ein paar Sekunden schon einen Wagen herausgelöst. Er schaute mich noch mal von der Seite an, was wohl soviel heißen sollte, wie ‚Bist du bereit?'. Ich nahm mir nochmal die Flasche von meinem Kumpel ohne ihn zu fragen und trank sie aus. Jetzt war ich bereit. Er bot mir den Einkaufswagen an und kletterte bereitwillig hinein. Jetzt holte er Schwung und schleuderte mich einmal quer über den Parkplatz. Während ich den Wind in meinem Gesicht spürte öffnete ich den Mund und schrie meinen ganzen Frust heraus. Die anderen starrten mich zunächst verwirrt an und ich begann zu lachen. Als der Wagen zum Stehen kam, kletterte ich heraus und fiel erstmal auf den Boden, da mir ziemlich schwindelig war. Eine meiner Freundinnen stieg nach mir hinein. Auch sie fing an zu schreien, als sie herumgeschleudert wurde. Ich rannte dem Wagen hinterher und half ihr raus als er anhielt, sodass sie in meine Arme fallen konnte und wir gemeinsam über diese Erfahrung lachen konnten. All meine Sorgen hatte ich herausgeschrien. Anscheinend haben diese Leute, die behaupten man solle nur mal schreien um Ärger loszuwerden doch Recht, denn es ging mir so gut wie seit Wochen nicht mehr. Könnte natürlich auch an dem Alkohol liegen, aber das ignorierte ich jetzt mal gekonnt.

KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt