Story 13 - Mario Kart

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Ich hatte noch zehn Minuten bis Phillip kam. Also räumte ich noch einmal mein Zimmer auf und legte schon einmal die Kontroller für die Wii bereit. Hätte ich ihn doch nur nicht aufgezogen und behauptet, ich würde in Mario Kart locker gegen ihn gewinnen. Jetzt ist er gleich da und ich hatte keine Ahnung, wie ich mit ihm umgehen sollte. Von den Tratschtanten unserer Klasse wusste ich, dass er schon etwas länger in mich verliebt war, aber ich konnte ihm irgendwie nichts abgewinnen. Trotzdem hat er es nicht verdient eiskalt abgewiesen zu werden, also beschloss ich den Abend hinter mich zu bringen und vielleicht ist er ja ganz nett. Ich hatte meinen Freunden noch nicht von diesem Treffen erzählt, ich wollte nicht, dass sie denken ich wollte es auch. Als ich gedankenverloren an meine Zimmerdecke starrte, klingelte es an der Tür. Ich rief: "Ich geh schon!", bevor eine meiner Schwestern die Tür öffnen konnte und unangenehme Fragen gestellt hätte. Nachdem er mich freundlich begrüßt hatte, schleuste ich ihn an meiner Familie vorbei in mein Zimmer. Wir redeten eine Weile, bevor ich vorschlag ihm zu beweisen, dass ich besser war. In der Aufwärmrunde hat er gewonnen, doch als es ernst wurde konnte ich ihn im letzten Moment noch überholen. Ich stieß einen Jubelschrei aus, als ich Phillip auf der Zielgerade übertrumpfte. Natürlich freute ich mich über meinen Sieg, jedoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass er mich absichtlich hat gewinnen lassen. Wir lachten über unsere Fahrstile und darüber, wie wir unzählige Male von der Karte gefallen waren. Nun hatte ich gute Laune und beschloss ihn doch noch nicht, wie eigentlich geplant, vor dem Abendbrot rauszuwerfen. Heute aß ich nicht mit meinen Eltern zusammen, sondern kochte schnell eine kleine Suppe für uns beide. Mit den heißen Schalen ließen wir uns auf meinem Teppich nieder und redeten. Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit meine Schale auszuessen, weil wir durchgängig quatschten. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gerücht, er sei in mich verliebt. Als Freund, also normaler Freund, wäre er so toll, wir konnten uns über so vieles unterhalten und es wurde nie langweilig. Ich hoffte wir könnten vielleicht Freunde werden, trotz seiner Gefühle für mich. Obwohl ich den Gedanken nur schwer verdrängen konnte, gelang es mir schließlich und ich konzentrierte mich auf das hier und jetzt. Als wir uns an meiner Tür verabschiedeten, gestand ich mir ein, dass es gar nicht so schlimm war. Ehrlich gesagt war es sogar wirklich lustig und ich hatte nichts dagegen den heutigen Abend zu wiederholen. Jetzt holte ich erstmal mein Handy heraus und richtete eine Telefonkonferenz mit meinen drei besten Freunden ein, um ihnen von meiner Verabredung zu erzählen. Paula ging sofort ran. Bei Emily und Laura musste es noch ein wenig länger klingeln, aber als mir alle gespannt lauschten berichtete ich von den Ereignissen dieses Abends und überzeugte sie, dass Phillip gar nicht so schlimm ist, wie es ihm sein Ruf voraussagt. Wir redeten noch lange in die Nacht hinein, denn ich war froh über die Ablenkung, denn sonst würde ich wahrscheinlich jede Sekunde der letzten drei Stunden noch einmal analysieren, um nach Anzeichen zu suchen.

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